30.06.2016

Kein Frauengedöns

Soltau. „Frauenpolitik und so Gedöns“ meinte ein ehemaliger Bundeskanzler mit Blick auf die Familie und andere soziale Themen. Zumindest der Deutsche BundeswehrVerband (DBwV) bewertet diese Angelegenheiten anders, dies zeigte sich erneut auf der Tagung des Landesverbandes Nord für Ehe- und Lebenspartner im niedersächsischen Soltau. Den Partnerinnen und Partnern aktiver und ehemaliger Soldaten kommt eine wichtige Rolle zu und deshalb können sie auf die Unterstützung des DBwV vertrauen.

Die zweitägige Veranstaltung im Heide Park Abenteuerhotel war fest in Frauenhand, männliche Teilnehmer gab es nur auf Seiten der Organisatoren und Referenten. Die Leitung lag in Händen des Vorsitzenden der Ehemaligen, Reservisten und Hinterbliebenen (ERH) im Landesverband Nord, Uwe Schenkel. Der pensionierte Oberstabsfeldwebel hatte für die 60 Damen ein abwechslungsreiches Programm ausgearbeitet, das nichts zu wünschen übrig ließ. Selbstverständlich, dass nur Mitglieder des Verbandes an der Tagung teilnehmen konnten.

Verantwortung tragen

 

Kapitänleutnant Peter Braunshausen erläuterte den Zuhörerinnen in seiner Eigenschaft als Stellvertretender Landesvorsitzender Nord die Arbeitsweise des Deutschen BundeswehrVerbandes und dessen aktuelle Handlungsfelder. Der Marineoffizier forderte eine klare Aufgabenzuweisung der Politik für die Bundeswehr und verdeutlichte die Wichtigkeit des Parlamentsvorbehaltes für die Streitkräfte.

Für Braunshausen darf es auch in Zukunft keine Auslandseinsätze der Bundeswehr ohne Zustimmung des Deutschen Bundestages geben. Die Entscheidungen darüber müssen nach seiner Ansicht beim Parlament bleiben und dies ist auch die übereinstimmende Meinung im DBwV. Die Abgeordneten tragen mit ihren Stimmen die Verantwortung für die Einsätze und damit für die Soldatinnen und Soldaten, die sie in Krisen- und Kriegsgebiete schicken.

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen befasste sich der Stellvertretende Landesvorsitzende mit der Attraktivität des Dienstes in den deutschen Streitkräften, erläuterte die Soldatenarbeitszeitverordnung und ging auf weitere Veränderungen in der Bundeswehr ein. Braunshausen bewertete die Entwicklung durchaus positiv, mahnte jedoch in Sachen Arbeitszeitverordnung Vorgaben durch den Dienstherrn und ein Nachsteuern zwecks Durchführbarkeit in der Praxis an.

Ungeschönt und glaubhaft

Als großen Pluspunkt des DBwV führte Braunshausen an, dass dieser der Politik und der Öffentlichkeit „ein ungeschöntes und glaubhaftes Bild“ der Bundeswehr vermittelt: „Da wird nichts auf dem Dienstweg schöngeschrieben, sondern die Lage offen und ehrlich geschildert.“ Er betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Gespräche von Mandatsträgern mit Vertretern der Politik sowie Dienststellenleitern und Kommandeuren.

Während bei den letzten Tagungen für Ehe- und Lebenspartnern Gastreferentinnen zu Gesundheitsfragen vortrugen, stand dieses Mal ein anderes Thema auf dem Programm. „Häusliche Kriminalität im Alter“ hieß der Vortrag von Thorsten Möhlmann. Der Kriminalhauptkommissar aus dem Heidekreis wurde eingeladen, weil in vielen ERH-Kameradschaften großes Interesse an diesem Problem besteht.

Der Beauftragte für die Kriminalprävention erläuterte das Vorgehen von Trickbetrügern an der Haustür und die Zuhörerinnen und Zuhörer kamen ob deren Einfallsreichtum aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da gibt es keinen Ausweis, der nicht gefälscht und keine Rolle, die nicht gespielt wird. Der Beamte empfahl, bei den angegebenen Stellen anzurufen und dabei keinesfalls die von den Personen an der Tür genannten Telefonnummern zu nutzen.

Frauen in der Bundeswehr

Auch Handwerker- und Behördenfahrzeuge, entsprechende Arbeitskleidung und seriöses Auftreten dienen dem einzigen Ziel der schauspielerisch begabten Betrüger und Diebe: Dem Eintritt in die Wohnung. Möhlmann ging auch auf den sogenannten Enkeltrick ein und warnte davor, am Telefon in familiären und finanziellen Forderungen auskunftsfreudig zu sein. Er riet darüber hinaus, bei telefonischen Geldforderungen sofort die Polizei und Angehörige zu informieren.

Der Kriminalbeamte warnte vor Haustürgeschäften und Kaffeefahrten. Opfer werden oft mit „Schnäppchen“, kostenlosem Essen oder rührende Geschichten zum Abschluss gebracht. Bei Gewinnbenachrichtigungen per Post, telefonisch oder im Internet, gibt es nur eine richtige Verhaltungsweise: „Löschen und wegschmeißen.“ Die Resonanz der Zuhörerinnen auf den Vortrag zeigte, dass sowohl das Thema wie auch dessen Vermittlung voll ins Schwarze getroffen haben.

Über ihren Dienst als Frau in den deutschen Streitkräften berichtete Sophie Grecko-Rembold. Die Oberstabsgefreite aus Munster erzählte von ihren Beweggründen für den Diensteintritt, die Ausbildung und die Akzeptanz in der Bundeswehr. Zum Erstaunen der Teilnehmerinnen haben sie ihre fast ausschließlich männlichen 200 Kameraden zur Vertrauensperson gewählt, ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie als Frau und Kameradin ihren Platz gefunden hat.

Des Weiteren stellte am Dienstag Hauptmann a.D. Klaus Pollanz die Förderungsgesellschaft des DBwV und deren Angebote vor. Am Mittwoch, dem zweiten Tag, stand zunächst die private Pflegeberatung „Compass“ im Mittelpunkt. Anschließend befasste sich Regierungsamtmann Norbert Krettek aus Hannover mit dem Sozialdienst der Bundeswehr. Dessen Sozialarbeiter und -arbeiterinnen sind für aktive Soldaten, Ehemalige und Zivilbeschäftige sowie deren Angehörige und Hinterbliebene zuständig. Sie beraten in materiellen und rechtlichen Angelegenheiten, unterstützen aber auch bei Anträgen auf in Frage kommende Leistungen.

Bevor Uwe Schenkel das Schlusswort sprach, wurden in einer offenen Gesprächsrunde die Sorgen, Nöte und Forderungen der Teilnehmerinnen diskutiert. Anschließend hatten diese Gelegenheit, die Veranstaltung nebst Rahmenbedingungen zu bewerten. Die Damen zogen durchwegs eine positive Bilanz und deshalb wird es im Landesverband Nord auch in Zukunft Tagungen für diese Zielgruppe geben. Es ist eben nicht alles „Gedöns…“