Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Zsolt Balla (M.), Landesrabbiner von Sachsen, und Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, stehen in der Synagoge von Leipzig nebeneinander. Balla wurde zuvor im Rahmen eines feierlichen Aktes in das Amt des Militärbundesrabbiners eingeführt. picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Hendrik Schmidt

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Zsolt Balla (M.), Landesrabbiner von Sachsen, und Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, stehen in der Synagoge von Leipzig nebeneinander. Balla wurde zuvor im Rahmen eines feierlichen Aktes in das Amt des Militärbundesrabbiners eingeführt. picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Hendrik Schmidt

21.06.2021
Yann Bombeke

Deutschland hat wieder einen Militärrabbiner

Es ist ein historisches Ereignis – für die Bundeswehr wie auch für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren hat eine deutsche Armee wieder einen Militärrabbiner. Im Rahmen eines Festaktes erhielt Zsolt Balla in Leipzig seine Ernennungsurkunde zum ersten Militärbundesrabbiner der Bundeswehr.

Leipzig. Zsolt Balla betonte in der Synagoge von Leipzig, dass er für alle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr da sein wolle. Er spüre „die Last der Geschichte auf seinen Schultern“. Und weiter: „Die deutsche Gesellschaft und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland haben einen langen Weg zurückgelegt, um diesen historischen Moment zu erreichen.“ Der 42-jährige Balla empfinde große Dankbarkeit, „in einem Land zu leben, dass sich seiner Vergangenheit gestellt hat, sich aber auch entschlossen hat, nach vorne zu gehen, um aktiv eine bessere Welt zu gestalten“.

Balla erhielt seine Ernennungsurkunde zum Militärbundesrabbiner aus den Händen von Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland. Auch Schuster hatte zuvor vor zahlreichen Gästen aus Politik, Kirche und Militär die historische Größenordnung des Moments herausgestellt – ein Militärrabbiner in der Bundeswehr sei über Jahrzehnte undenkbar erschienen. Nun könnten sich Soldatinnen und Soldaten aller Konfessionen bei ethischen Fragen, mit religiösen Anliegen und in persönlichen Krisen an die Rabbiner wenden. So könnten sie sich auch mit den jüdischen Traditionen vertraut machen. „Damit wird Fremdheit gegenüber dem Judentum abgebaut, so dass – da bin ich mir sicher – Vorurteile gar nicht erst entstehen oder am besten gleich in sich zusammenfallen. Das ist ein wichtiger Nebeneffekt der jüdischen Militärseelsorge“, sagte Schuster.

„Wir sind sehr dankbar, dass wir die Arbeit der Evangelischen und der Katholischen Militärseelsorge mit der Jüdischen Militärseelsorge ergänzen können“, sagte Annegret Kramp-Karrenbauer. Dies sei ein weiterer Baustein, den man der Fürsorgepflicht für die Kameradinnen und Kameraden hinzufüge, so die Verteidigungsministerin. „Die Vorfreude und die Neugierde in der Truppe ist groß“, sagte Kramp-Karrenbauer in Richtung des neuen Militärrabbiners.

Rabbiner Zsolt Balla gab sich am Ende des Festaktes schon voller Tatendrang: „Wir haben eine Menge Arbeit vor uns. Wir verpflichten uns, für alle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr da zu sein.“

In den kommenden Monaten sollen zehn Militärrabbiner ihren Dienst aufnehmen, die Hälfte von ihnen aus dem orthodoxen Lager, die andere Hälfte aus dem liberal-konservativen Lager. Bislang sind in der Bundeswehr rund 100 Geistliche der Evangelischen und 70 der Katholischen Militärseelsorge aktiv.

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