Im Studio auf dem Paradeplatz im Bendlerblock: Generalinspekteur Eberhard Zorn im Gespräch mit Moderatorin Hauptfeldwebel Christin Rudolf. Screenshot: DBwV

Im Studio auf dem Paradeplatz im Bendlerblock: Generalinspekteur Eberhard Zorn im Gespräch mit Moderatorin Hauptfeldwebel Christin Rudolf. Screenshot: DBwV

12.06.2021
Yann Bombeke

„Wir sind da“ – so lief der digitale Tag der Bundeswehr

Wieder „nur“ digital, aber mit einem kurzweiligen und unterhaltsamen Programm: So gestaltete sich der Tag der Bundeswehr 2021. Motto: „Wir sind da“.

Im vergangenen Jahr haben wohl die meisten Menschen gehofft, dass der digitale Tag der Bundeswehr eine einmalige Sache bleiben würde. Doch auch wenn die dritte Welle der Corona-Pandemie zurzeit abklingt, war auch der Tag der Bundeswehr 2021 nur als digitale Veranstaltung möglich. Auf die Bilder tausender Menschen, die bundesweit in die Stützpunkte strömen, um „ihre“ Bundeswehr hautnah zu erleben, werden wir noch eine Weile warten müssen.

Wie im Vorjahr wurde auf dem Paradeplatz im Bendlerblock in Berlin ein Studio aufgebaut, aus dem Hauptfeldwebel Christin Rudolf von Radio Andernach und Korvettenkapitän Christoph Jan Longen die Veranstaltung live moderierten. Live-Schaltungen zu Bundeswehr-Standorten im In- und Ausland wechselten sich mit eingespielten Filmen und Gesprächen mit Studiogästen ab.

Die Zuschauer erhielten so Einblicke in die Arbeit der Kampfmittelbeseitiger in Stetten am kalten Markt, die für den Schutz der Soldatinnen und Soldaten im Einsatz sorgen, oder bekamen zu sehen, wie die Pioniere des Panzerpionierbataillons 803 ein Gewässer mit einer Fallschwimmbrücke überqueren. In Eckernförde stellte die Wehrtechnische Dienststelle 71 das Forschungsschiff „Planet“ vor, das vor kurzem noch in norwegischen Gewässern gemeinsam mit dem U-Boot U34 zur Erprobung von U-Boot-Abwehrsystemen unterwegs war. Live wurde dann auch gezeigt, wie das U-Boot U35 den Heimathafen in Richtung Einsatz verlässt – die Fahrt führt ins Mittelmeer, wo sich das Boot unter anderem an der EU-Mission Irini beteiligen wird.

Weitere Stationen am TdBw21 waren untere anderem das Zentrum für Geoinformationswesen in Euskirchen, die Artillerieschule in Idar-Oberstein, das IT-Bataillon 381 in Storkow, die Universität der Bundeswehr München, die Bundeswehr-Feuerwehr und das Zentrum für Sportmedizin der Bundeswehr in Warendorf. Panzergrenadiere aus Munster demonstrierten gemeinsam mit Eurofighter-Kampfjets aus Neuburg an der Donau, wie Heer und Luftwaffe im Verbund einen Gegner bekämpfen. Auch das KSK durfte zeigen, was es kann: In einem Film wurde dargestellt, wie die Spezialkräfte des Heeres bei einer Geiselbefreiung im Ausland vorgehen. In Hohn nimmt man zurzeit beim Lufttransportgeschwader 63 Abschied von der C-160 Transall – auch die „Retro Brummel“, eine der Transportmaschinen, die zum Abschied nach mehr als 50 Jahren Einsatz mit einer Sonderlackierung versehen wurde, hatte ihren Auftritt. In Wilhelmshaven sorgte „Ausbilder Schmidt“ („Guten Morgen ihr Luschen!“) für so manchen Lacher.

Als erster Gast war General Eberhard Zorn im Studio. Der Generalinspekteur hob die wichtigsten Elemente des im Mai vorgestellten Eckpunktepapiers zur Zukunft der Bundeswehr hervor: Es geht dem GI darum, die Kopflastigkeit zu reduzieren und damit effizienter in den Führungsstrukturen zu werden. „Das wichtigste ist, dass wir die Einsatzbereitschaft in der Bundeswehr insgesamt nach vorne bringen“, sagte General Zorn. Auch auf den jetzt endenden Afghanistan-Einsatz ging der Generalinspekteur ein. „Afghanistan hat sich tief in unser Bewusstsein eingebrannt“, sagte General Zorn. Die Bundeswehr habe dort „ausgezeichnete Leistungen“ vollbracht. Der fast 20 Jahre andauernde Einsatz werde demnächst umfänglich ausgewertet.

Auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer kündigte eine Evaluierung des Einsatzes in Afghanistan an. „Wir müssen eine Bilanz ziehen, was dieser Einsatz gebracht hat“, sagte die Ministerin. Die Bundeswehr habe dort ihren Auftrag erfüllt, die politische Bilanz sei aber gemischt. Es sei nun erforderlich, sich am Hindukusch weiter zu engagieren – politisch und zivil. Mit Blick auf den Einsatz in der Sahel-Zone sagte Kramp-Karrenbauer: „Wir müssen uns fragen: Was sind die Ziele, die wir erreichen können, die realistisch sind. Da kann man das eine oder andere von Afghanistan lernen.“

Die Wehrbeauftragte Eva Högl betonte die Bedeutung des Tags der Bundeswehr, um die Bevölkerung mit der Bundeswehr in Kontakt zu bringen. „Es ist sehr wichtig, ins Gespräch zu kommen, damit die Bürgerinnen und Bürger erfahren, was die Bundeswehr leistet“, sagte die „Anwältin der Soldaten“. Ein besonderes Grußwort kam aus den USA: Kathleen Hicks, Stellvertretende US-Verteidigungsministerin, überbrachte die Grüße der Regierung in Washington und betonte die deutsch-amerikanische Partnerschaft.

Auch die Einsatzgebiete Afghanistan und Litauen waren live zugeschaltet. Beide Missionen symbolisieren das Aufgabenspektrum, in dem sich die Bundeswehr bewegt und das, so wie es der Generalinspekteur auf der Bundeswehrtagung am Vortag betont hat, „gleichzeitig und gleichrangig“ von den Streitkräften bedient werden muss: Die Landes- und Bündnisverteidigung auf der einen und die internationale Krisenbewältigung auf der anderen Seite.

Doch auch der Einsatz im Innern wurde bei am Tag der Bundeswehr thematisiert. In der Corona-Krise habe die Bundeswehr fast 9000 Amtshilfeanträge bearbeitet, sagte Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis. „Wir haben damit entscheidend zur Eindämmung der Pandemie in Deutschland beigetragen“, sagte Schelleis. Die Bundeswehr werde so lange da sein, wie sie gebraucht werde, versprach der Inspekteur SKB.

Die Pandemie hat die Bundeswehr durch die Präsenz der Soldatinnen und Soldaten sowie der zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gesundheitsämtern, Altenheimen oder Impfzentren ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt wie wahrscheinlich kaum ein anderes Ereignis zuvor. Veranstaltungen wie der Tag der Bundeswehr tragen dazu bei, dass diese positive Wahrnehmung der Bundeswehr in den Köpfen der Menschen verankert bleibt. Auch wenn der digitale Tag der Bundeswehr in diesem Jahr wieder eine gelungene Veranstaltung war – nach Angaben der Bundeswehr schalteten sich 85.000 Menschen in den Live-Stream, mehr als 4000 Kommentare wurden in den sozialen Medien gezählt – bleibt zu hoffen, dass wir im kommenden Jahr wieder einen „normalen“ Tag der Bundeswehr erleben können. Denn es geht doch nichts über den hautnahen Kontakt und das persönliche Gespräch.

 

Sie haben den TdBw21 verpasst? Kein Problem, die komplette Veranstaltung ist auf dem YouTube-Kanal der Bundeswehr zu sehen.

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