Bei der Übung GRIFFIN STORM kommen auch Kampfpanzer Leopard 2 zum Einsatz. Foto: Bundeswehr

14.07.2023
Von Paul Hapke

GRIFFIN STORM – die finale Großübung der eVA Brigade Litauen

Es ist 09:00 Uhr Ortszeit auf dem litauischen Truppenübungsplatz Pabrade und die Temperaturen liegen bereits jenseits der 25 Grad. Es wird wieder ein sehr heißer Tag werden. Knapp 1000 Soldatinnen und Soldaten stehen für das erste große Antreten des Gefechtsverbandes GRIFFIN STORM (GRST) bereit.  

Pabrade. GRST – das ist bereits die dritte Großübung der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“, seitdem der Großverband im Sommer 2022 den Auftrag zur Rückversicherung Litauens erhielt und damit zur ersten enhanced Vigilance Activity Brigade Litauen (eVA Brig LTU) wurde. Gleichzeitig ist GRST auch der finale Höhepunkt, bevor dieser Auftrag zum Jahreswechsel an die Panzerbrigade 21 aus Augustdorf wechseln wird.

GRST enthält, genau wie beide Vorgänger-Übungen, alle Elemente einer militärischen Operation: Es beginnt mit einer Alarmierung am Standort, auf die eine Verlegung ins Einsatzland inklusive multinationaler Ausbildung und Harmonisierung vor Ort erfolgt und endet jeweils erst nach erfolgter Rückverlegung inklusive Nachbereitung. Mit diesem umfassenden Ansatz wird sichergestellt, dass bei allen Soldaten der Fokus und die volle Konzentration da sind – von Anfang bis Ende.

Den Schwierigkeitsgrad immer weiter erhöhen

„Unser Anspruch ist es selbstverständlich, dass wir jedes Mal besser werden. Und das geht nur, wenn man den Schwierigkeitsgrad erhöht.“ erklärt Brigadegeneral Christian Nawrat, Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 41, mit Blick auf die bisherige Übungsserie der eVA Brig LTU.

Wurden im Oktober 2022 bei FAST GRIFFIN noch ca. 500 Kameraden per Fähre, Flugzeug und Landmarsch nach Litauen verlegt, so hat sich seitdem nicht nur die Anzahl der Soldaten verdoppelt. Für den aktuellen Gefechtsverband GRST, angeführt vom Panzergrenadierbataillon 411, ging es mit über 300 Fahrzeugen ins Baltikum, mit dabei erstmalig Kampf- und Schützenpanzer. Angeführt wurde die ganze Verlegung durch die 2./ Kompanie des Aufklärungsbataillon 6 aus Eutin, die dafür von ihrem Heimatstandort über Polen bis nach Pabrade eine Gesamtstrecke von über 1750 Kilometern zurücklegen musste. Diese Leistung ist umso beachtlicher, als dass der Straßenmarsch zwar sichtbar stattfand, aber die Annehmlichkeiten des zivilen Umfeldes wie u.a. Mobiltelefone und damit auch „Google Maps“ für alle Teilnehmer entfielen.

„In den vergangenen Monaten konnten wir sehr viel dazulernen, was es heißt, um Mensch und Material auf der Straße, dem Wasser und in der Luft in ein innereuropäisches Einsatzgebiet zu verlegen.“, so Oberleutnant Eric, der in der G4-Abteilung verantwortlich für genau diese Prozesse ist. „Vor allem der Transport mit der Fähre ist etwas, was im Deutschen Heer in den letzten Jahren kaum geübt wurde, so dass es hier besonders wertvolle Erkenntnisse gab wie z.B. die langen Vorlaufzeiten bei der Anmietung. Der Transport von Kettenfahrzeugen auf der Schiene dagegen, der bei GRST jetzt erstmalig gefordert war, stellt uns als erfahrene Panzergrenadierbrigade zum Glück vor keine wirkliche Herausforderung.“

Die Komplexität rund um das Thema Verlegung ist aber nur eine von vielen „learning lessons“, welche die 41er im Rahmen ihres Auftrags als eVA Brig LTU erfahren durften. Dazu der Brigadekommandeur: „Vom Einzelschützen über den Stabsoffizier – ein sehr großer Teil der Soldaten meiner Brigade hat in den vergangenen Monaten hautnah erlebt, was multinationale Zusammenarbeit wirklich bedeutet. Das beginnt bei unterschiedlichen SOP (Standard Operating Procedure) und geht weiter mit der Englischen Sprache, die nun einmal Grundvoraussetzung für die funktionierende Operationalität von NATO-Streitkräften ist. Ich halte diese Erfahrungen – die man nicht am Schreibtisch macht – für enorm wichtig.“

Nach dem Auftrag ist vor dem Auftrag

Neben der gemeinsamen Ausbildung zwischen litauischen und deutschen Soldaten, wurde bei GRST die Zeit auch genutzt, um den Brigadegefechtsstand intensiv zu beüben. Warum, das erklärt der Kommandeur: „Die Brigade wird im Februar und März 2024 bei der multinationalen Übung ALLIED SPIRIT zeigen, dass sie real und virtuell im hochintensiven Gefecht bestehen kann“, so Nawrat. „Der Brigadegefechtsstand wird dabei natürlich einen erheblichen Anteil haben. Deshalb nutzen wir die gemeinsame Zeit in Pabrade, um uns auch in der Gefechtsstandarbeit zu schulen, zur bestmöglichen Vorbereitung auf diesen Folgeauftrag.“ Und so ist vor allem für die Offiziere und Stabsoffiziere aus dem Neubrandenburger Brigadestab das Ziel – vom Brigadearzt bis zum Chef des Stabes –, dass jeder seinen Platz im Führungsprozess kennt, vom Erhalt eines Befehls bis zur Entscheidung durch den Brigadekommandeur und der folgenden Umsetzung durch Befehlsgebung.

Solidarität und Wertschätzung

Seit FAST GRIFFIN im Oktober 2022 gab es bei jeder Übung hochrangige Besuche aus Politik und Militär, die sich mit der Frage beschäftigt haben: „Was kann die eVA Brigade Litauen?“ Auch GRST war hier keine Ausnahme – ganz im Gegenteil. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, als höchster Vertreter des Bündnisses, der gesamte Nordatlantikrat (engl. Abkürzung NAC) und auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, nahmen die Übung zum Anlass, um sich vor Ort von den Fähigkeiten der eVA Brig LTU zu ünerzeugen. Begleitet wurde der hohe Besuch von bereits bekannten, aber nicht weniger prominenten Vertretern aus Militär und Politik, wie dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda, Verteidigungsminister Boris Pistorius und seinem litauischen Amtskollegen Arvydas Anušauskas sowie dem Chief of Defence Litauens, General Leutnant Valdemar Rupšys.

Dass das zusätzliche Arbeit bedeutet, da macht auch der Brigadekommandeur keinen Hehl draus – doch diese lohnt sich: „Auch wenn Besuche dieser Art für uns als Truppe einen nicht unerheblichen Aufwand bedeuten, so sind sie auch immer eine wichtige Wertschätzung und ein Zeichen von Solidarität gegenüber den Leistungen meiner Soldatinnen und Soldaten, die fernab der Heimat, teilweise über Monate, eindrucksvoll ihren Auftrag erfüllen. Diese Brigade ist die konsequente Umsetzung der Verpflichtungen, die Deutschland in diesen schwierigen Zeiten gegenüber dem NATO-Bündnis hat. Und ich bin stolz auf alle meine Frauen und Männer, dass wir gemeinsam einen so wichtigen Beitrag für den Frieden in Europa leisten!“

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