Um das Thema Infrastruktur der Bundeswehr ging es jetzt bei einem Workshop des DBwV in Berlin. Foto: DBwV/Kruse

Um das Thema Infrastruktur der Bundeswehr ging es jetzt bei einem Workshop des DBwV in Berlin. Foto: DBwV/Kruse

08.09.2021
Gunnar Kruse

DBwV-Workshop Infrastruktur bringt alle Beteiligten an einen Tisch

Egal ob Unterkünfte, Versorgung mit WLan oder Neubaubedarf – auch bei der Infrastruktur der Bundeswehr hakt es an vielen Stellen. Mit einem erstmals ausgerichteten Workshop hat der DBwV jetzt Verantwortliche aus verschiedenen Standorten und Vertreter des BMVg sowie des BAIUDBw an einem Tisch zusammengebracht – und für mehr Verständnis zwischen den beiden Seiten gesorgt.

Berlin. Mangelhafte Infrastruktur bei der Bundeswehr ist bundesweit ein Thema. „Bei allen Fortschritten: Das wir hören von unseren Mitgliedern und bei Gesprächen in der Fläche immer wieder“, sagt Hauptmann Kai-Ingo Behnke, Stellvertreter des Vorsitzenden Ressourcenbereiche im DBwV. Auf Initiative des Bundesvorsitzenden Oberstleutnant André Wüstner sei deshalb erstmals ein spezieller Workshop organisiert worden. Das Ziel: Um weitere Verbesserungen zu erreichen, soll die Führungsebene erfahren, wo es vor Ort hakt. Und die Vertreter der Basis sollen wiederum erfahren, von welcher Komplexität Infrastrukturvorhaben oftmals sind. „Wir als DBwV sehen uns dabei als Mittler“, so Behnke, der den Workshop an diesem Septembertag eröffnet.

Einer derjenigen, die dafür nach Berlin gekommen sind, ist Stabsfeldwebel Karsten Borchardt. Als langjähriger Kasernenfeldwebel in der Fliegerhorstkaserne Trollenhagen weiß er, wie schwierig Infrastrukturmaßnahmen mitunter sein können. Bei der Kaserne in der Nähe von Neubrandenburg war jahrelang unklar, ob sie denn nun wirklich geschlossen wird. Selbst beim nun geplanten Weiterbetrieb bleibt die Frage: Wer betreibt sie weiter? Und bis zur endgültigen Entscheidung gebe es ja auch noch ein Leben, so Borchardt, der so manches – noch – nicht umgesetzte Vorhaben in seiner Kaserne nicht verstehen kann, aber trotzdem damit leben und arbeiten muss.

Bauherr der Bundeswehr

„Wir sind der Bedarfsdecker, wir sind der Bauherr der Bundeswehr“, bringt es Oberst Thomas Georg Lühring, Leiter des Kompetenzzentrums Baumanagement Wiesbaden, in seinem Referat auf den Punkt. Bevor der Bauherr aktiv werden kann, müsse für jede Liegenschaft erst der Hauptbedarfsträger, also beispielsweise das Heer oder die Marine, den entsprechenden Bedarf anmelden. Erst danach könne das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw), zu dem die Kompetenzzentren gehören, wiederum das entsprechende Landesamt mit dem Bauvorhaben beauftragen. Das Ganze kann schon einmal etwas länger dauern, doch „wenn einer klarer Sachstand kommuniziert wird, dann kommt es auch zum Verständnis für die eine oder andere Verzögerung“, so Lührings Erfahrung.

Um Verständnis wirbt auch Ministerialdirigent Prof. Dr. Roland Börger, Leiter der Unterabteilung IUD I im BMVg. Dabei weiß er selbst: „Wenn bei einer durchschnittlichen Baumaßnahme im Rahmen von zehn Millionen Euro im Schnitt 100 Monate bis zur Übergabe vergehen – dann ist das nicht plausibel zu erklären.“ Er nennt aber auch Gründe, warum manches eben länger dauert als geplant. So führe beispielsweise jede Änderung des Bedarfs zu Verzögerungen. Als weitere Beispiele zählt er unter anderem die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Bauvorschriften, teures und knapp werdendes Baumaterial sowie eine Bauindustrie am Limit auf. Ein weiterer Punkt: „Bei vielen Bauprojekten muss auch die Energieversorgung der Liegenschaft ausgetauscht werden.“

Für rund 1500 Liegenschaften verantwortlich

Brigadegeneral Dr. Michael Tegtmeier, Abteilungsleiter Infrastruktur im BAIUDBw, ist ebenfalls als Referent zur Veranstaltung in die DBwV-Bundesgeschäftsstelle gekommen. Er veranschaulicht an einer Reihe von Beispielen, wie komplex die Arbeit des BAIUDBw ist – und warum vieles dann doch länger dauert. So sei das Amt für rund 1500 Liegenschaften verantwortlich. Das entspreche etwa einem Prozent der Gesamtfläche Deutschlands oder dem gesamten Saarland. Zum Bestand gehören etwa 33000 Gebäude. Das sind in etwa so viele, wie in Mainz zu finden sind. Da liege es auf der Hand, so alle Referenten unisono, dass eine Priorisierung der Bauprojekte unumgänglich sei – auch wenn damit mitunter Verzögerungen einhergingen.

Für die weiteren Tagungsteilnehmer sind nicht nur die Referate informativ. Im Gespräch werden auch die Fragen beantwortet, die ihnen „auf den Nägeln brennen“. Stabsfeldwebel Borchardt von der „Problemkaserne“ Trollenhagen hat dadurch zu neuen Gedankenansätzen gefunden. Es sei megainteressant gewesen, etwas aus den anderen Bereichen der Bundeswehr und über die strukturellen Zusammenhänge bei Infrastrukturvorhaben zu erfahren, sagt er.

Nicht nur Kritik geäußert

Trotz des Anlasses für den Workshop wird auch gelobt. Das Thema „Internet in den Unterkünften“ ist „ein positives Beispiel für etwas, was umgesetzt wurde beziehungsweise wird“, sagt beispielsweise Oberstleutnant Marcus Beer, Kasernenkommandant der Hammelburger Saaleck-Kaserne.

Nach den Worten von Brigadegeneral Dr. Tegtmeier ist der Workshop eine gute Veranstaltung, weil es gelingt, diejenigen zusammenzubringen, die auf Ebene Ministerium und BAIUDBw für den Bereich Infrastruktur verantwortlich sind. „Auf der anderen Seite nehmen viele Nutzervertreter, aber auch Vertreter aus Gremien teil, denen wir die Prozesse erklären und ihre Sorgen aufnehmen können. Unter dem Strich ist es eine sehr wertvolle Veranstaltung, bei wir miteinander ins Gespräch kommen sind und Informationen austauschen.“ Wie wichtig der Deutsche BundeswehrVerband ist, zeige sich darin, dass er den Bedarf für diese Veranstaltung erkannt, sie initiiert und den Teilnehmern einen Rahmen für den Austausch bietet.

Tagungsleiter Behnke blickt zum Ende des Workshops auf die im Dezember anstehende Hauptversammlung des DBwV. Bei der soll unter anderem ein Leitantrag eingebracht werden, der auf die Einrichtung eines eigenständiges Bundeswehr-Bauamtes abzielt. Es sei zwar klar, dass es dafür einer Gesetzesänderung bedarf, „aber dafür wollen wir unseren politischen Einfluss geltend machen“, sagt er.

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