Der erste Beauftragte des Bundesvorstandes des DBwV für Pensionärsfragen, Oberst a.D. Heinrich Busse (rechte Reihe, Dritter von links), bei einer Arbeitssitzung mit den federführenden Verbandsbeauftragten in der Bundesgeschäftsstelle Bonn am 5./6. März 1971. Foto: DBwV/Archiv

Der erste Beauftragte des Bundesvorstandes des DBwV für Pensionärsfragen, Oberst a.D. Heinrich Busse (rechte Reihe, Dritter von links), bei einer Arbeitssitzung mit den federführenden Verbandsbeauftragten in der Bundesgeschäftsstelle Bonn am 5./6. März 1971. Foto: DBwV/Archiv

16.06.2021
Michael Rudloff

Ehemalige verleihen dem DBwV verbandspolitisches Gewicht

22 Kameradschaften ausgeschiedener Soldaten bildeten vor 50 Jahren den Anfang – heute sind es 246.

Als der Gründungsvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberst Karl-Theodor Molinari, am 8. April 1963 aus dienstlichen Gründen sein Amt niederlegte, hatte er ein wesentliches Ziel erreicht: Innerhalb seiner fast siebenjährigen Amtszeit war es gelungen, die „magische“ Mitgliederzahl von 100.000 zu erreichen. Sie galt als Voraussetzung dafür, durch den Dienstherrn ernst genommen zu werden und bei Gesetzesvorhaben Gehör zu finden. Bis 1970 gelang es, diese Zahl auf rund 140.000 zu steigern. Von den 240.000 Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit waren knapp 60 Prozent im Verband organisiert. Damit schien das Potential vorerst ausgeschöpft. 1968 musste der erfolgsverwöhnte DBwV erstmals einen leichten Verlust von 900 Mitgliedern registrieren, der freilich mit einer zeitweilig rückläufigen Zahl der Berufssoldaten korrespondierte. 

Dass es gelang, dem DBwV ein neues, breiteres und inhaltlich geschärftes Profil zu vermitteln, ist das Verdienst des 1967 zum Bundesvorsitzenden gewählten Oberstleutnants Heinz Volland. Vom Anwalt der sozialen Interessen der Berufssoldaten wurde der DBwV zunehmend zum sicherheitspolitischen Akteur. 

Neue Impulse für die Mitgliedergewinnung

Zugleich weitete der DBwV das Spektrum seiner Mitglieder aus. Er nahm sich der Belange der Grundwehrdienstleistenden an. Da sie nur für eine überschaubare Zeit in der Bundeswehr dienten und sich in der Regel bereits anderweitig organisiert hatten, erschien eine Werbung durch den DBwV anfangs wenig sinnvoll. Seit 1969 konnten sie Mitglied des Verbands werden und erhielten schrittweise Sitz und Stimme in den Gremien. 

Auf der anderen Seite bemühte sich der DBwV darum, ausscheidende Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit im Verband zu halten. Im August 1970 lud der Bundesvorsitzende Volland in einem Schreiben alle Berufssoldaten a.D. dazu ein, dem Verband beizutreten beziehungsweise die Mitgliedschaft wieder aufzunehmen. Ohne dies besonders herauszustellen, verabschiedete sich der DBwV damit von der mit dem Verband deutscher Soldaten (VdS) im August 1956 vereinbarten Praxis der „zwei Säulen“. Um eine Konkurrenz zu vermeiden, gab damit der VdS seine Bestrebungen auf, aktive Soldaten zu organisieren. Im Gegenzug hatte sich der DBwV dazu verpflichtet, seinen Mitgliedern nach einem Ausscheiden aus der Bundeswehr den Übergang in den VdS nahezulegen. Ein Interessenkonflikt wurde durch die in Aussicht gestellte engere Kooperation vermieden. Der zeitweilig erwogene Zusammenschluss der Soldatenverbände scheiterte nach offizieller Darstellung aufgrund inkompatibler Organisationsstrukturen. Ende 1973 besiegelte ein Partnerschaftsvertrag die enge Kooperation. Vorübergehend verlegte der VdS seine Geschäftsstelle in das 1970 eingeweihte DBwV-Gebäude in der Bonner Südstraße.

„Sprachrohr der Pensionäre“ 

Ab 1967 verließen zusätzlich zu den bereits wehrmachts-gedienten Berufssoldaten die ersten Jahrgänge der Soldaten auf Zeit nach zwölfjähriger Dienstzeit die Bundeswehr. Für ihre weitere Betreuung durch den DBwV richtete der Bundes-vorstand am 14. Oktober 1967 eine Arbeitsgruppe ein und wählte Oberst a.D. Heinrich Busse zum Beauftragten für Pensionärsfragen. Seit 1962 hatte er den vom Bundesvorstand eingesetzten Besoldungsausschuss geleitet. Zu seiner Unterstützung wurde bereits im folgenden Jahr mit Hauptfeldwebel a.D. Juhl ein weiterer Beauftragter gewählt. Als „Sprachrohr der Pensionäre“ sollten die Beauftragten Informationen und Anregungen aus den Schreiben der Mitglieder für den Bundesvorstand zusammenstellen. Rechtsberatung beziehungsweise -auskünfte blieben weiterhin den Vertragsanwälten des DBwV vorbehalten. 

Das Mitgliedermagazin „Die Bundeswehr“ berichtete in einer festen Rubrik über Forderungen des DBwV zur Lösung der Probleme ausscheidender Soldaten, verbandspolitische Errungenschaften für Versorgungsempfänger und informierte über Bestimmungen und Angebote für Ehemalige. Über die Truppenkameradschaften wurde ab 1971 ein kostenloser Ratgeber für ausgeschiedene Berufssoldaten verteilt. Er enthielt unter anderem Informationen zur Berechnung des Ruhegehaltes, über Krankenversicherungs- und Beihilfefragen sowie rechtliche Bestimmungen bei der Aufnahme einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst. Die Aussicht auf kostenfreie Rechtsberatung und Unterstützung bei Verwaltungsrechtsverfahren durch den DBwV bildete tatsächlich ein Argument für die Aufnahme bisheriger Nichtmitglieder bei ihrer Versetzung in den Ruhestand.

Eine Aufwertung erfuhr der Verbandsbeauftragte für Pensionärsfragen, Oberst a.D. Heinrich Busse, im Januar 1971 durch die Gleichstellung mit den federführenden Bereichs-beauftragten. Damit erhielt er das Recht, an allen Bundesvorstands-sitzungen teilzunehmen. In diese Funktion wurde im Oktober 1972 der kurz zuvor pensionierte Oberst Günter Toepke berufen – ein politisches „Schwergewicht“ mit einer bewegten militärischen Vergangenheit. Er war einer der 55 Gründungsmitglieder des DBwV am 14. Juli 1956 und der erste Verbandsbeauftragte für den Wehrbereich II. Gleichwohl übte er diese Funktion lediglich bis zur bevorstehenden 9. Hauptversammlung im Juni 1973 aus. 

Dort wurde erstmals ein „Beisitzer ehemalige Soldaten“ als Fachmitglied in den Bundesvorstand gewählt. Bereits die folgende 10. Hauptversammlung ersetzte diese Funktion 1977 durch drei Beisitzer, die den Säulen Heer, Luftwaffe und Marine zugeordnet wurden. Von einer eigenständigen Säule im Bundesvorstand für Ehemalige/Reservisten/Hinterbliebene mit Vorsitzendem, stellvertretendem Vorsitzenden und Beisitzer kann erst seit der 11. Hauptversammlung im Oktober 1981 gesprochen werden. Erster Vorsitzender war Oberstleutnant a.D. Claus Paschke. 

Erste Kameradschaftsgründungen Ehemaliger

Für Diskussionen sorgte die Anregung, eigenständige „Truppenkameradschaften für Ausgeschiedene“ beziehungsweise „Pensionärs-Kameradschaften“ zu bilden. Sie fand innerhalb des DBwV nicht nur Zustimmung. Ein Nachteil wurde in der räumlichen Trennung der Mitglieder gesehen und eingewandt, dass sich ausgeschiedene Soldaten weiterhin in den bestehenden Truppenkameradschaften engagieren können. Den Ausschlag gab das Argument, dass der Vorsitzende einer eigenständigen Kameradschaft mit Sitz und Stimme in der übergeordneten, örtlich zuständigen Standortkameradschaft vertreten ist und die besonderen Belange und Probleme der ausgeschiedenen Kameraden besser wahrgenommen werden können.

Gegen Ende des Jahres 1970 gründeten sich die ersten Truppenkameradschaften ehemaliger Soldaten. Die vermutlich erste Gründungsversammlung einer solchen Kameradschaft fand am 4. Dezember 1970 in der Düsseldorfer Reitzenstein-Kaserne statt. Unterstützt durch namhafte Bundesvorstandsmitglieder – unter anderem den späteren Ehrenvorsitzenden des DBwV, Hauptfeldwebel Günter Ossenbrügge und Oberstabsarzt Dr. Lenhard Salten, – schlossen sich am 17. März 1971 über 200 Pensionäre zur Kameradschaft Bonn – Meckenheim – Rheinbach zusammen. Bis Juli 1971 fanden in allen Wehrbereichen 22 Kameradschaften zusammen, zehn davon allein im Wehrbereich II. Bis zur Hauptversammlung 1973 kamen weitere 56 Kameradschaften hinzu. 

DBwV zeigt Präsenz in der Fläche

Neben der Vertretung sozialer Interessen bildet der kameradschaftliche Zusammenhalt, in den auch die Familienangehörigen einbezogen werden, eine wichtige Motivation. Auf diese Weise zeigt der DBwV auch an Standorten, aus denen sich die Bundeswehr zurückgezogen hat, Präsenz und hält über räumliche Distanz Verbindung zur aktiven Truppe. 

In den siebziger und achtziger Jahren gelang dem DBwV eine deutliche Steigerung der Mitgliederzahlen auf rund 260.000 zum Ende der „alten“ Bundesrepublik. 1989 gehörten 22 Prozent der Mitglieder zur Säule der ehemaligen Soldaten. Der 1991 hinzugetretene Landesverband Ost baute in seinen Anfängen zu großen Teilen auf Kameradschaften ehemaliger NVA-Soldaten auf und leistete einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur inneren Einheit. 
Von den mehr als 200.000 Mitgliedern sind heute rund 75.000, und damit gut ein Drittel, Ehemalige, Reservisten und Hinterbliebene. Angesichts einer gegenüber 1970 auf weniger als die Hälfte der Soldaten verkleinerten Bundeswehr verleiht die Säule ERH dem DBwV verbandspolitisches Gewicht. 

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