Alle politischen Farben in Deutschland – hier die Union – ermuntern ihre Anhänger, bei der Europawahl ihre Stimme abzugeben. Foto: picture alliance/nordphoto

Alle politischen Farben in Deutschland – hier die Union – ermuntern ihre Anhänger, bei der Europawahl ihre Stimme abzugeben. Foto: picture alliance/nordphoto

02.05.2019
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Wen wählt Europa?

Wenige Wochen vor den Wahlen zum Europäischen Parlament ist das eine berechtigte Frage. Doch wer europaweite Umfragen sucht – immerhin sind wir alle auch EU-Bürger –, wird bislang nicht fündig. Behelfsmäßig muss hier darum auf eine Zusammenstellung nationaler Umfragen der vergangenen Monate, die das Europäische Parlament zusammengetragen hat, zurückgegriffen werden. Ein Blick darauf lohnt dennoch.

Ein Viertel der Deutschen trägt sich demnach mit dem Gedanken, die Union zu wählen. Die Grünen können auf rund ein Fünftel der Wählerstimmen hoffen. SPD und AfD sind nahezu gleichauf und liegen bei um die 14 Prozent. Linke und FDP können derzeit rund neun Prozent der Wähler überzeugen.

Ist dieses Stimmungsbild nun „typisch europäisch“? Sind – konkret gesagt – die Grünen den Konservativen auf den Fersen und ringen Sozialdemokraten und Rechtspopulisten um den dritten Platz?

Regionale Unterschiede
Nicht in Frankreich! Dort ist das Parteiensystem noch zersplitterter als in Deutschland. Ganze acht Parteien liegen über fünf Prozent. Am meisten Zuspruch erfahren aber La République en Marche, die links-liberale Partei von Präsident Macron, und der ehemalige Front National, die in Rassemblement National umbenannte rechtspopulistische Partei von Marine Le Pen. Beide kommen in der Umfrage auf 20 Prozent – und sind damit ungefähr so stark wie die deutschen Grünen. Die konservativen Gaullisten, Les Républicains (früher UMP), können nur 14 Prozent der Wähler überzeugen. Ihnen folgt mit immerhin noch elf Prozent die linkspopulistische Partei La France insoumise. Frankreichs Grüne, Europe Écologie-Les Verts, erreichen nur sieben, die Sozialdemokraten, Parti socialiste und Parti radical de gauche, zusammen sogar nur noch sechs Prozent.

Der Osten ist skeptischer
Unsere östlichen Nachbarn wiederum wählen insgesamt EU-skeptischer und konservativer. Die Liste in Polen führt die EU-skeptische Zjednoczona Prawica mit knapp über 40 Prozent Zustimmung an. Die liberal-konservative Platforma Obywatelska erreicht immerhin noch knapp 30 Prozent, die sozialdemokratische Sojusz Lewicy Demokratycznej hingegen nur magere 7,5 Prozent. Zumindest hier gibt es eine Parallele zu Frankreich.

Die Litauer sind da europa­freundlicher. Bei Ihnen führt die konservative T?vyn?s S?junga – Lietuvos krikš?ionys demokratai (TS-LKD) mit knapp 27 Prozent das Rennen derzeit an, gefolgt von den grünen Lietuvos valstie?i? ir žali?j? s?junga mit 22 Prozent. Die populistische Darbo partija, die Mitglied der ALDE-Fraktion im europäischen Parlament ist, erreicht wie die rechtspopulistische Tvarka ir teisingumas knapp elf Prozent. Litauens Sozialdemokraten sind mit 8,5 Prozent keine ernstzunehmende Konkurrenz für die der EVP angehörenden TS-LKD.

In Schweden ein bislang undenkbarer Zustand. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei Sveriges socialdemokratiska arbetareparti ist mit knapp 30 Prozent klar stärkste Kraft. Zweitstärkste Kraft sind die rechtspopulistischen Sverigedemokraterna – die „Schwedendemokraten“ – mit knapp 20 Prozent in den Umfragen. Die konservative, wirtschaftsfreundliche Moderata samlingspartiet würden 18,4 Prozent der Befragten wählen, die Christdemokraten (Kristdemokraterna) sogar nur 5,6 Prozent. Auch das liberale Lager ist uneins: Die Centerpartiet spricht 9,2 Prozent, die Liberalerna 4,4 Prozent – beide Mitglied der ALDE-Fraktion – an. Die Linkspopulisten (Vänsterpartiet) würden von knapp acht Prozent gewählt werden. Die grüne Miljöpartiet de Gröna wird im Heimtland von Astrid Lindgren von nur 4,2 Prozent der Befragten als Wahloption angegeben.

Im Süden des Kontinents, in Italien, führen im Unterschied zu allen hier aufgeführten Beispielen gleich zwei populistische Parteien die Umfragen an. Die rechtspopulistische Lega erreicht nahezu 30, die Movimento 5 Stelle des Komikers Beppe Grillos – in Deutschland Fünf-Sterne-Bewegung genannt – kommt auf rund 26 Prozent. Die sozialdemokratische Partito Democratico erreicht immerhin noch 17,4 Prozent, doch bald folgt ihr die Forza Italia – die Partei Silvio Berlusconis – mit 7,3 Prozent.

Umfragen sind bekanntlich keine Wahlergebnisse. Wem diese Zahlen also nicht gefallen, der hat vom 23. bis 26. Mai 2019 die Möglichkeit, an der Wahlurne Einfluss zu nehmen.

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