Der Generalinspekteur nutzte die DBwV-Tagung zum Dialog mit Kommandeuren und Dienststellenleitern aus allen Regionen des Landesverbands. Foto: DBwV/Ingo Kaminsky

Der Generalinspekteur nutzte die DBwV-Tagung zum Dialog mit Kommandeuren und Dienststellenleitern aus allen Regionen des Landesverbands. Foto: DBwV/Ingo Kaminsky

27.10.2021
Ingo Kaminsky

„Vertrauen – Führung – Verantwortung“: Hochkarätig besetzte Tagung der Kommandeure und Dienststellenleiter im Landesverband Süddeutschland

Bamberg: Zu den Highlights der Verbandsarbeit in Süddeutschland in diesem Jahr gehört die Kommandeurtagung, zu der Landesvorsitzender Stabsfeldwebel a.D. Gerhard Stärk rund 90 Kommandeure und Dienststellenleiter aus Baden-Württemberg, Bayern und Frankreich am 21./22. Oktober 2021 im Welcome Hotel Residenzschloss Bamberg willkommen hieß. Angeboten wurde ein Themenmix von Innerer Führung und politischer Bildung, über personelle Aufstellung und Einsatzbereitschaft bis hin zur Neuausrichtung der Bundeswehr nach dem Eckpunktepapier. 

DBwV ist wichtiger Ansprechpartner in sozialen und sicherheitspolitischen Fragen

Wie dem Landesvorsitzenden war es dem Bundesvorsitzendem Oberstleutnant André Wüstner wichtig, den DBwV als einen kritischen, aber immer konstruktiven Ansprechpartner auch für Kommandeure und Dienststellenleiter nahezubringen. Wüstner berichtete über den Weg des DBwV in den letzten vier Jahren mit den massiven Erfolgen für die Menschen in der Bundeswehr. Beispielhaft nannte er das Zulagenwesen, die Ausweitung der Einsatzversorgungsgesetzgebung und Verbesserungen für die SaZ. „Ob es in diesem Maße so weiter gehen kann, bleibt angesichts der finanziellen Lage abzuwarten. Ideen für weitere Verbesserungen gibt es“, so Wüstner. Für den Prozess der Koalitionsbildung sei der DBwV gut aufgestellt. In der anschließenden Aussprache äußerten die Kommandeure ihre Erwartungen an den DBwV.

Strategische Zielsetzungen und Einsatzbereitschaft

In seinem Vortrag nahm der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, Hilfseinsätze, die Auslandseinsätze und die künftige Ausrichtung der Bundeswehr in den Blick. Die Corona-Amtshilfe und die Nothilfe beim Ahr-Hochwasser zeigten die hohe Leistungsbereitschaft der Bundeswehr, offenbarten jedoch zugleich Defizite in der Führungsorganisation, die es gelte, für künftige territoriale Kommandostrukturen neu zu betrachten. Der Afghanistan-Einsatz und die Evakuierungsoperation seien rein militärisch ein Erfolg, wofür die Soldaten mit dem Großen Zapfenstreich ein Maximum an Anerkennung erfuhren. Was Afghanistan angehe, vermisse der General eine politische Idee, wie es mit diesem fernen Land weitergehen soll. Bei seiner gedanklichen Tour durch die anderen Einsatzgebiete stellte er fest, dass es auch da oft an einer strategischen Zielsetzung fehle. In den Mandatsdebatten der künftigen Legislatur sehe er dafür eine Chance. Mit Blick auf die NATO 2030 mit VJTF und die Europäische Union mit den EU-Battlegroups sei es notwendig, militär-strategische Planungen in militärische Operationspläne herunterzubrechen und die Einsatzbereitschaft  der Truppe zu stärken. Gerüchten um ein Zurückdrehen des Eckpunktepapiers erteilte der Generalinspekteur ein Abfuhr. Im Meinungsaustausch mit den Kommandeuren dazu bekräftigte der GI seine Absicht, Stäbe abzuschwächen, Truppe zu stärken und in allen Bereichen schneller zu werden.

Politische Bildung und Innere Führung sind gefordert

Die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl, sprach das erste Mal im Landesverband vor den Kommandeuren und Dienstellenleitern. Sie wolle mit ihrem erweiterten Amtsverständnis ihre Stimme auch für das erheben, was gut läuft in der Bundeswehr. Sie lobte die hervorragenden Leistungen der Soldaten bei der Corona-Amtshilfe. Bei der Evakuierungsoperation in Afghanistan habe die Bundeswehr gezeigt, dass sie über die Amtshilfe hinaus auch ihren Kernauftrag in hervorragender Weise erfüllt. Beim Thema Rechtsextremismus in der Bundeswehr forderte sie zügigere Aufklärung und Sanktionierung, zugleich eine Stärkung der Inneren Führung sowie der Politischen Bildung als Mittel der Prävention. Einem Generalverdacht gegen die Bundeswehr verwehre sie sich. Als zweite Wehrbeauftragte im Amt blicke sie besonders auf die Frauen in der Bundeswehr. Sie wünsche sich mehr Frauen in Führungspositionen. 17 Monate nach Amtsantritt stellte die Wehrbeauftragte trotz vielfältigen Verbesserungsbedarfs fest: „Die Soldaten haben das Vertrauen und das Interesse aller in der Gesellschaft und der politisch Verantwortlichen verdient!“

Der politischen Bildung in Bundeswehr und Gesellschaft widmete sich Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie Politische Bildung Tutzing. Die Politikwissenschaftlerin analysierte angesichts gegenwärtiger vielschichtiger Veränderungen in der Gesellschaft mit einer einhergehenden Verunsicherung und Unzufriedenheit die Ursachen für die Bedrohungen unserer Demokratie, was zu einem Erstarken u.a. von extremistischen, rassistischen Positionen, Verschwörungsglauben oder Renationalisierungstendenzen sowie Vertrauensverlust führe. Politische Bildung sei deshalb sinnvoll und notwendig in einer Staatsform, die auf einer freiheitlichen, rechtsstaatlichen Demokratie fußt, ist die Politikwissenschaftlerin überzeugt.

„Innere Führung ist nicht die Summe der weichen Themen!“

Generalmajor André Bodemann, Kommandeur Zentrum Innere Führung, stellte damit heraus, dass es bei Innerer Führung nicht allein um gute Führung/Menschenführung gehe. Die tapfere Auftragserfüllung erfordere die Bereitschaft zu töten, das Leben anvertrauter Soldaten einzusetzen, aber auch zu hinterfragen, wo der gewissengeleitete Gehorsam endet. Kernfragen des Soldatenberufes, mit denen sich Innere Führung auseinandersetze. Ausgehend von der Himmeroder Denkschrift und den bis heute vollzogenen Veränderungen in der Gesellschaft sieht der General die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der Inneren Führung. Die Innere Führung als dritte Säule für die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte – neben den Säulen Ausrüstung und Ausbildung – habe sich bewährt, ist der General überzeugt. Sein Ziel ist es, Innere Führung für die Truppe griffiger, praxisnaher, anwendbarer zu machen.

Aktuelle Herausforderungen im Personalmanagement der Unteroffizier und Mannschaften

Einen Blick auf die Personalentwicklung der Unteroffiziere und Mannschaften gab Brigadegeneral Hans-Dieter Müller als Abteilungsleiter IV im BAPersBw. Er sieht die Trendwende Personal vollzogen und machte dies an zahlreichen Fortschritten sowohl bei der Personalgewinnung und Personalentwicklung sichtbar. Die Erfolge zeigen, dass sich die zentrale Führung auch der Mannschaften beim BAPersBw bewährt habe.  „Wir in der Bundeswehr haben super Mannschaften und Unteroffiziere“, ist sich der Abteilungsleiter sicher.

Gesetzgebungsverfahren der ablaufenden Legislatur mit Aussprache

Von Oberstleutnant i.G. Dr. Detlef Buch gab es Informationen aus erster Hand zu Gesetzgebungen, zu aktuellen Sachständen bei Besoldung, Haushalt und Laufbahnrecht mit Bewertung und Aussagen, die sonst so nicht gegeben werden. Die Kommandeure gewannen einen Einblick in die komplexe Arbeit des Vorsitzenden Fachbereich Besoldung, Haushalt und Laufbahnrecht im DBwV bei der Umsetzung der Forderungen gegenüber Ministerien, anderen Interessenvertretungen und Parteien. Mit Blick auf die neuen Legislaturperiode stellte Dr. Buch Themen wie Bürgerversicherung und Rentenreform vor, bei denen sich der DBwV auf Abwehrgefechte vorbereite. Dank und Respekt erfuhr Dr. Buch aus dem Plenum für seine Arbeit. Zwiespältig war die Meinung der Kommandeure zur Umsetzung und Weiterentwicklungsplänen der SAZV, die als bürokratisch, schwerfällig, ausbildungshemmend und in Teilen als Übertrieben angesehen wird. Hier musste jedoch klargestellt werden: Die SAZV kommt nicht vom DBwV, der andere Vorstellungen dazu hatte. Mit dem Ziel eines Belastungsausgleichs und der Flexibilisierung werde der Verband auf Anpassungen einwirken.
Stärks Bilanz ist positiv: Unter dem Motto „Vertrauen – Führung – Verantwortung“ führten  die Teilnehmer der Tagung einen regen Informationsaustausch zu aktuellen Themen der Bundeswehr. Der DBwV stellte sich als ein konstruktiver Ansprechpartner der Kommandeure und Dienststellenleiter vor.

Dank gilt den Teilnehmern für ihre Spende in Höhe von 580 Euro an die Soldaten und Veteranen Stiftung.

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