09.10.2015
ch

„Einfach ein gutes Gefühl, jemanden auf meiner Seite zu wissen.“

„Meine Mitgliedschaft im Deutschen BundeswehrVerband hilft nicht nur mir. Indem ich den Verband unterstütze, kann dieser anderen Mitgliedern im Notfall helfen. Das ist für mich der Hauptgrund, Verbandsmitglied zu sein. Außerdem tut mir der Beitrag nicht wirklich weh. Und ich sehe es einfach als sinnvoll an, so auch junge Kameraden zu unterstützen.“

Hauptfeldwebel Florian Schacht hat die Hilfe des DBwV bislang selbst noch nicht gebraucht. Der erste Wart beim Taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ kam 2005 zur Bundeswehr. Gleich nach der Grundausbildung wurde er Verbandsmitglied. Vor allem während seines Auslandseinsatzes 2008 in Afghanistan empfand er diese Rückendeckung als beruhigend: „Es war für mich einfach ein gutes Gefühl, bei möglichen Problemen jemanden auf meiner Seite zu wissen.“

Den Einsatz selbst hat Schacht, 2008 noch Stabsunteroffizier, zwar als anstrengend, aber auch als positiv in Erinnerung. „Wir sind aus der Transall gestiegen, hatten noch nicht einmal die Bettwäsche empfangen, da ging es gleich los: Waffenempfang, Waffe zur Seite und Flugbetrieb produzieren. Wir mussten sechs Maschinen vorbereiten, die direkt in den Flugbetrieb übergehen sollten.“ Die Tornados starteten täglich in zwei Blöcken zu Aufklärungsflügen für die Nato. Egal, wann es galt, Ziele aufzuklären, Schacht und seine Kameraden mussten rund um die Uhr bereit sein. Da blieben manchmal nur drei oder vier Stunden Schlaf, besonders wenn Nachtflugbetrieb herrschte. Zudem wurden die Unteroffiziere und Stabsunteroffiziere auch für die Turmwachen eingeteilt.

Die Stimmung damals im Camp war gedrückt. Während seines Einsatzes stieg die Zahl eingehender Sicherheitsmeldungen sprunghaft an. Für zwei junge Ungarn, die im Einsatz tödlich verunglückt waren, stand Schacht mit seinen Kameraden Spalier. Auf dem Flugfeld sahen sie regelmäßig, wie verwundete US-Soldaten ins Hospital gebracht wurden. „Ich war fast ständig auf dem Flugfeld tätig. Dort hat man einen freien Blick über die Mauer ins Gebirge. Da denkt man schon manchmal: Wenn dort einer mit einer Zielvorrichtung unterwegs ist, sitze ich hier wie auf einem Präsentierteller.“ Allerdings, so der heutige Hauptfeldwebel weiter, nahmen ihn die Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten dann doch so in Anspruch, dass er manchmal sogar vergaß, im Krisengebiet zu sein.

Das Leben im Camp war aber noch aus einem anderen Grund herausfordernd. „Es gab Momente, da dachte man: Das kann doch nicht wahr sein – du sitzt als damals 25-Jähriger zusammen mit zwei wildfremden Jungs in einem zwölf Quadratmeter kleinen Zimmerchen und versuchst, dir wenigstens etwas Privatsphäre zu bewahren. Wir nannten das aus Spaß ,Freier Vollzug’. Wir durften das Camp nicht verlassen, konnten uns im Lager aber recht frei bewegen.“

Ein wenig Abwechslung brachte der Kontakt mit Kameraden anderer Einheiten. Bei der Quick Reaction Force konnte sich Schacht auch mal einen „Fennek“, „Dingo“ oder „Fuchs“ von innen anschauen. Außerdem erfuhr er so aus erster Hand von der Gefahrenlage außerhalb des Camps: „Die Jungs, die draußen unterwegs waren, haben Dinge gesehen, um die ich sie nicht beneide. Ebenso wenig um die Angst, die diese Soldaten tagtäglich begleitet hat, wenn sie durch fremde Dörfer oder auf unbefestigten Wegen gefahren sind. Das ist schon ein himmelweiter Unterschied, wenn man sich morgens ,nur’ auf sein Fahrrad schwingt und in seinen Betriebsbereich fährt.“

Florian Schacht weiß noch nicht, ob und wann er wieder in den Einsatz geht. Den Tornados will der Wart auf jeden Fall treu bleiben: Sein Antrag auf Übernahme als Berufssoldat ist gestellt.