Das symbolische Vergissmeinnicht erinnert bei vielen Teilnehmern der Aktion #DerLeereStuhl" an gefallene und vermisste Kameraden. Foto: privat

Das symbolische Vergissmeinnicht erinnert bei vielen Teilnehmern der Aktion #DerLeereStuhl" an gefallene und vermisste Kameraden. Foto: privat

21.12.2022
Von Gunnar Kruse

#DerLeereStuhl ist gelebte Veteranenkultur

Eine Veteranenbewegung existiert in Deutschland vor allem als Graswurzelbewegung – aber jeder Schritt zählt auf dem Weg zu einer echten Veteranenkultur in Deutschland. Eine wichtige Aktion ist dabei die Initiative #DerLeereStuhl: „Familien lassen jedes Jahr zu Weihnachten einen Platz an ihren Tafeln frei, um so an Gefallene der Bundeswehr zu denken und Solidarität mit Einsatzveteranen und Hinterbliebenen zu demonstrieren“, sagt der stellvertretende Bundesvorsitzende Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert.

Der Bund Deutscher EinsatzVeteranen und die Combat Veterans Germany hatten erstmals Ende 2017 einen öffentlichen Aufruf zum Gedenken an Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr unter #DerLeereStuhl gestartet. Auch der DBwV ruft alle Mitglieder auf, auf Social Media Fotos unter #DerLeereStuhl zu posten.  Wer mitmacht sollte auch die Hashtags #Veteranenkultur, #DieUnsichtbarenVeteranen und #DeinEinsatzVerband verwenden.

Bereits Tradition in vielen Ländern

Die Idee von #DerLeereStuhl geht nach den Worten von Oberstleutnant i.G. Bohnert aut die amerikanische Tradition der sogenannten „Missing Man Chairs/Missing Man Tables“ zurück. Mit einem separaten Tisch – zum Beispiel in Speisesälen oder bei feierlichen Veranstaltungen – gedenken Soldatinnen und Soldaten in den USA und in vielen anderen Ländern der Welt ihrer vermissten, verwundeten und gefallenen Kameraden.

Die Tische werden mit einer weißen Decke (symbolisch für die reinen Absichten der Soldaten im Einsatz), einer roten Rose (symbolisch für die Liebe von Familie, Freunden und Verwandten), einer Zitrone (symbolisch für die Bitterkeit des Verlustes von Kameraden), Salz (symbolisch für die Tränen der Angehörigen) und einem umgedrehten Glas (symbolisch für die Abwesenheit) eingedeckt.

 

Signal einer neuen Geschlossenheit

Marcel Bohnert sagt: "Ich nehme mit meinem familiären und dienstlichen Umfeld schon seit 2017 an der Kampagne teil und freue mich, dass wir als Deutscher BundeswehrVerband in diesem Jahr auch im Schulterschluss mit den jüngeren Veteranenverbänden ganz offiziell zum Mitmachen aufrufen. Das ist ein weiteres Signal der neuen Geschlossenheit in der deutschen Veteranenbewegung. Mit derartigen Initiativen kann das Gedenken an Gefallene, Verwundete und Hinterbliebene zu einem gesellschaftlich in großer Breite getragenen Teil unserer gemeinsamen Veteranenkultur werden."

"2017 haben Robert Sedlatzek-Müller und ich die Idee zur Kampagne gemeinsam entwickelt“, so Kapitänleutnant d.R. Björn Schreiber, Combat Veteran e.V. „Einige jüngere Veteranenverbände waren damals schnell überzeugt und übertrugen mir als Administrator der Facebook-Seite ,Der unsichtbare Veteran´ die Ausgestaltung und Koordination. Bereits im ersten Jahr folgten hunderte Menschen dem Aufruf. 2019 übernahm dann sogar der damalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, Dr. Peter Tauber, die Schirmherrschaft. Ich freue mich sehr, dass die Initiative nun von so vielen Verbänden gemeinsam fortgeführt wird.“

Kameradinnen und Kameraden dürfen nicht vergessen werden

Und Dunja Neukam, Veteranin, Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V., erinnert sich: „Als wir 2017 das erste Mal im Familienkreis einen leeren Stuhl am Heiligen Abend frei gelassen und das Vergissmeinnicht auf den Teller gelegt haben, erzählte mir meine Mutter, dass mein Opa in seinem letzten halben Jahr bevor er starb, dass erste Mal vom Krieg erzählte und wie schwer es war. Und er weinte bei der Geschichte, dass nach dem Krieg seine Schwester immer eine Portion Essen mehr kochte und der Platz, an dem sein Bruder üblicherweise saß, leer blieb und sie immer hofften, dass er aus dem Krieg zurückkehren würde. Leider hat sich das nie erfüllt. Und so dachten wir daran, was es bedeutet, wenn ein Platz in einer Familie leer bleibt und wie wichtig es ist, dass wir uns daran erinnern, dass viele Kameradinnen und Kameraden nicht mehr am Tisch sitzen werden."

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