Sieben Panzerhaubitzen 2000 hat Deutschland an die Ukraine abgegeben. Das Artilleriesystem kann Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung mit hoher Präzision bekämpfen. Foto: Bundeswehr/Marco Dorow

21.06.2022
dpa/yb

Deutsche Panzerhaubitzen in der Ukraine eingetroffen

Lange hat die Ukraine auf die ersten schweren Waffen aus Deutschland gewartet, jetzt sind sie da: Mit der Panzerhaubitze 2000 aus Bundeswehrbeständen hoffen die ukrainischen Streitkräfte, der übermächtigen russischen Artillerie besser standhalten zu können.

Berlin. Knapp vier Monate nach Kriegsbeginn sind mit den Artilleriegeschützen vom Typ Panzerhaubitze 2000 die ersten schweren Waffen aus Deutschland in der Ukraine eingetroffen. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bedankte sich am Dienstag auf Twitter bei Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD). Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk sagte der Deutschen Presse-Agentur, es seien alle sieben versprochenen Geschütze in der Ukraine eingetroffen.

„Für diese militärische Unterstützung seitens der Bundesregierung sind wir dankbar“, sagte Melnyk. „Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass dies nur der erste wichtige Schritt war, um die Verteidigungsfähigkeit der ukrainischen Armee zu stärken.“ Melnyk rief die Regierung auf, weitere Lieferungen zu organisieren. „Die deutsche Rüstungsindustrie ist bereit, 100 neue Panzerhaubitzen für die Ukraine kurzfristig herzustellen. Wir hoffen sehr darauf, dass Kanzler Olaf Scholz und der Bundessicherheitsrat den entsprechenden Antrag genehmigen wird.“

Die Panzerhaubitze 2000 ist das modernste Artilleriegeschütz der Bundeswehr. Sie kann mit hoher Präzision Ziele in 40 Kilometern Entfernung treffen. Die Bundeswehr hat solche Geschütze derzeit in Litauen zum Schutz der Nato-Ostflanke stationiert. An der Artillerieschule in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz bildete die Bundeswehr zuletzt ukrainische Soldaten aus. Das Training ist inzwischen abgeschlossen, wie die dpa erfuhr.

Mit der Panzerhaubitze 2000 hoffen die ukrainischen Streitkräfte, der übermächtigen russischen Artillerie besser standhalten zu können. Außenminister Dmytro Kuleba hatte kürzlich gesagt, die russische Artillerie sei der ukrainischen um das 15-fache überlegen.

„Das ist bereits die sechste Artillerietyp mit 155-Millimeter-Kaliber, den wir erhalten“, schrieb der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow auf sozialen Netzwerken. Und: „Unsere Artilleristen werden Hitze auf das Schlachtfeld bringen.“ Zuvor hatte die Ukraine bereits US-amerikanische, britische, polnische und französische Haubitzen erhalten. Zwar dankte er den deutschen Partnern für die Hilfe. Doch hoffe Kiew weiter auf eine stärkere Unterstützung, so Resnikow.

Melnyk sagte der dpa, nur eine „massive“ Erweiterung der Lieferungen schwerer Waffen aus Deutschland könne „zum wahren Gamechanger auf dem Schlachtfeld werden“. Damit könnten Tausende Leben gerettet, Russland militärisch in die Schranken gewiesen werden und so eine echte Chance für Friedensverhandlungen geschaffen werden.

Die Bundesregierung wollte sich zunächst nicht zu der Lieferung der Panzerhaubitzen äußern. Sie veröffentlichte am Dienstag aber erstmals alle anderen Waffenlieferungen an die Ukraine. Man passe sich damit der Praxis der engsten Verbündeten – zum Beispiel der USA – an, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit den Schritt. Die Liste enthält alle Waffen und anderen Rüstungsgüter, die bereits geliefert wurden oder deren Lieferung geplant ist. Bisher war sie nur für Abgeordnete in der Geheimschutzstelle des Bundestags einsehbar.

Öffentlich bekanntgegeben hatte die Bundesregierung ihre Lieferungen an die ukrainischen Streitkräfte für den Abwehrkampf gegen Russland bisher nur punktuell. Allerdings wurden sie nach Eintreffen im Kriegsgebiet von ukrainischer Seite veröffentlicht.

Die Bundesregierung hat noch einige Lieferungen geplant, darunter auch schwere Waffen. Besonders wichtig ist für die Ukraine Iris-T SLM, ein modernes Raketenabwehrsystem des deutschen Rüstungsunternehmens Diehl Defence. Der Vertrag soll in den nächsten Tagen unterzeichnet werden, mit der Lieferung ist nicht vor Herbst zu rechnen. Die Bundesregierung hat der Ukraine auch drei Mehrfachraketenwerfer versprochen.

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