Mit Räumgerät, aber auch mit Hubschraubern und Sturmbooten unterstützt die Bundeswehr bei der Bewältigung der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands. Foto: Twitter/Bundeswehr

Mit Räumgerät, aber auch mit Hubschraubern und Sturmbooten unterstützt die Bundeswehr bei der Bewältigung der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands. Foto: Twitter/Bundeswehr

16.07.2021
yb/dpa

Generalleutnant Schelleis: „Die Bundeswehr ist an der Seite der Deutschen, wenn sie uns brauchen“ – mehr als 900 Soldaten im Einsatz

Mehr als 900 Soldatinnen und Soldaten sind mittlerweile im Einsatz, um bei der Bewältigung der Flutkatastrophe im Westen und Südwesten Deutschlands zu unterstützen. Die Zahl der Opfer steigt in den betroffenen Gebieten immer weiter an: Nach aktuellen Meldungen kamen mindestens 100 Menschen ums Leben, viele weitere werden noch vermisst.

Das Verteidigungsministerium hat nun auch einen militärischen Katastrophenalarm ausgelöst. Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer habe die Entscheidung getroffen, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag in Berlin. „Das bedeutet, dass die Entscheidungsinstanzen weit nach vorn, nämlich genau dorthin verrückt werden, wo sie gebraucht werden. Als Beispiel kann jetzt eine Verbandsführerin vor Ort entscheiden, ob der Bergepanzer, ob der militärische Lkw, ob das Stromaggregat bereitgestellt wird, wenn es denn verfügbar wird“, sagte der Offizier. „Ich denke, bei solchen Lagen ist Dezentralität ganz wichtig und auch für den Erfolg der Maßnahmen ganz ausschlaggebend.“ Es werde nun dafür gesorgt, bundesweit verfügbares Material für die Hilfe vor Ort zur Verfügung zu stellen. Bundesweit seien alle Kräfte angewiesen, nötiges Großgerät verfügbar zu machen.

Nach Angaben der Streitkräftebasis sind mehr als 900 Soldaten im Einsatz. Mit Stand vom 16. Juli seien bereits neun Amtshilfeanträge genehmigt und zusätzlich zehn sogenannte Soforthilfen in der Durchführung. Dabei sind neben den eingesetzten Soldatinnen und Soldaten unter anderem 87 Kraftfahrzeuge, 18 Krankenwagen, 12 Boote, 4 Bergepanzer, 3 Truppentransportpanzer Fuchs, 3 Hubschrauber und 1 Fähre im Einsatz.

So leistet die Bundeswehr am 16. Juli unter anderem in Stolberg bei Aachen mit zwei Bergepanzern und einem SAR-Rettungshubschrauber unmittelbare Hilfe. Mit sieben Fahrzeugen unterstützt sie zudem die Evakuierung von Stadtteilen von Rheinbach und stellt Unterkünfte für Evakuierte in der Region Rheinbach bereit. Die Stadt Hagen wird mit Bergepanzern beim Freiräumen von Straßen unterstützt. Im Stadtgebiet Mettmann helfen Soldatinnen und Soldaten bei der Befüllung von Sandsäcken und bei der Beseitigung von Schäden. In Euskirchen stellt die Bundeswehr eine Turnhalle als Notunterkunft zur Verfügung. Feldbetten und Decken werden für Mechernich bereitgestellt. Die Stadt Leverkusen wird beim Befüllen von Sandsäcken unterstützt.

In der Region Daun unterstützt die Bundeswehr mit Sanitätskräften und „Helfenden Händen“ im Raum Bitburg bei der Rettung und Evakuierung von Betroffenen. In der besonders stark betroffen Region Ahrweiler hilft die Bundeswehr mit zwei SAR-Rettungshubschraubern bei der Rettung von Menschen von Hausdächern, bei der Notarztversorgung und mit tiefwatfähigen Fahrzeugen. In Cochem an der Mosel unterstützen Kräfte der Bundeswehr beim Errichten von Hochwasserschilden.

 


Gestern verschaffte sich der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, im schwer getroffenen Kreis Ahrweiler einen Überblick über die Lage und den Einsatz. „Die Bundeswehr hilft auch hier, ist an der Seite der Deutschen, wenn sie uns brauchen“, sagte Generalleutnant Schelleis.

Das Heer hat nun auch weitere Verstärkung in Aussicht gestellt: Soldatinnen und Soldaten des Panzergrenadierbataillons 371 aus Marienberg werden mit schwerem Gerät nach Ahrweiler verlegt.


Die Hochwasserkatastrophe hat bislang mindestens 103 Menschen das Leben gekostet. In Rheinland-Pfalz kamen in den Fluten mindestens 60 Menschen ums Leben, in Nordrhein-Westfalen waren es 43. Die Zahl dürfte sich angesichts einer hohen Zahl von Vermissten noch erhöhen. Dramatisch war die Situation am Freitagvormittag in Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln. Dort wurden Häuser unterspült und stürzten ein. „Es gibt Todesopfer“, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln.

Von der Bezirksregierung verbreitete Luftbilder und Fotos von dpa-Fotografen zeigen Erdrutsche von gewaltigem Ausmaß. Häuser wurden mitgerissen und verschwanden. Autos lagen in neu entstandenen riesigen Erdlöchern neben Betonteilen der ehemaligen Kanalisation. Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Menschen könnten derzeit aber nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden, hatte die Behörde zuvor mitgeteilt. Mehrere Pflegeheime würden geräumt.

Auch im Ausland erzeugen die dramatischen Bilder aus Deutschland Betroffenheit. So schrieb Antonio Lima Coelho vom portugiesischen Nationalen Verband der Unteroffiziere ANS an die deutschen und belgischen EUROMIL-Mitglieder: „Im Namen aller Mitglieder der ANS möchte ich den deutschen und belgischen Mitgliedern nach den traurigen Nachrichten vom Verlust vieler Menschenleben und der Tragödie, die Ihre Mitbürger nach schweren Unwettern erlebt haben, unsere Solidarität und unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Solidarität ist ein starkes und bedeutungsvolles Wort unter Soldaten und es gewinnt an Kraft in traurigen und schwierigen Momenten. Wir stehen zusammen!“ Belgien wurde ebenfalls schwer von der Flutkatastrophe getroffen, auch dort sind zahlreiche Tote zu beklagen.


Aktualisiert am 16.07.2021, 13:30 Uhr

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