Erst vor wenigen Tagen wurde mit dem Elektronischen Gedenkbuch im Bundestag ein Gedenkort für jene geschaffen, die nicht mehr aus dem Einsatz zurückkehrten. Foto: Deutscher Bundestag/Simone M. Neumann

Erst vor wenigen Tagen wurde mit dem elektronischen Gedenkbuch im Bundestag ein Gedenkort für jene geschaffen, die nicht mehr aus dem Einsatz zurückkehrten. Foto: Deutscher Bundestag/Simone M. Neumann

22.11.2020
Yann Bombeke

Orte des Erinnerns und Gedenkens für die Toten der Bundeswehr

Berlin. Vor einer Woche wurde in Deutschland der Toten von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht – der Volkstrauertag ist der zentrale Gedenktag für die Soldaten, die in den Kriegen fielen, aber auch für die vielen Menschen, die wegen ihrer Gesinnung, ihrer Herkunft oder ihres Freiheitswillens umgebracht wurden. Für die Toten der Bundeswehr gibt es eigene Gedenkorte – in dieser Woche ist im Bundestag ein weiterer dazugekommen. Zum heutigen Totensonntag geben wir einen Überblick.

Das elektronische Gedenkbuch im Bundestag
Für den Deutschen BundeswehrVerband war schon immer klar: Soldaten, aber auch alle anderen Angehörigen der Bundeswehr, die im Dienst ihr Leben gelassen haben, dürfen nicht vergessen werden. Lange vom Verband gefordert, wurde vor wenigen Tagen im Bundestag ein elektronisches Gedenkbuch eingeweiht. Es ist allen Angehörigen der Bundeswehr gewidmet, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren haben. Ganz gleich, ob Zivilbeschäftigter oder Soldat, ob im Kampf gefallen oder bei einem Unglück verstorben.

Die Gedenkstele steht im Paul-Löbe-Haus vor dem Raum 2.700 – der Saal, in dem der Verteidigungsausschuss regelmäßig tagt. Verteidigungspolitiker, aber auch alle andere Abgeordneten des Parlaments und Besucher können in dem Gedenkbuch die 114 Namen jener aufrufen, die nicht mehr aus dem Einsatz zurückkehrten. „Das Gedenkbuch ist ein weiterer, wichtiger Baustein unserer Gedenkkultur für Soldatinnen und Soldaten und zivile Bundeswehr-Angehörige, die im Einsatz ums Leben kamen“, twitterte der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn.

Wolfgang Hellmich, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, sagte: „Dieses Gedenkbuch zur Erinnerung an 114 im Auslandseinsatz zu Tode gekommene Angehörige der Bundeswehr, darunter auch Gefallene, soll uns mahnen, welche Verantwortung wir als Parlamentarier tragen, wenn wir Bundeswehrangehörige – Soldatinnen und Soldaten wie Zivilistinnen und Zivilisten – in Auslandseinsätze schicken.“

Ein richtiger und wichtiger Schritt, dass es diesen Gedenkort im Bundestag nun gibt – der DBwV hatte das schon lange gefordert. Auch den Soldatinnen und Soldaten bedeutet das viel – insbesondere jenen, die im Einsatz an Körper oder Seele verwundet wurden. „Nach vielen Jahren Einsatzarmee Bundeswehr ist es richtig und wichtig, dass nun auch direkt im Bundestag an das scharfe Ende des Soldatenberufs und die im Einsatz ums Leben gekommenen Soldaten erinnert wird“, sagt Stabsfeldwebel Insa Eckert, „damit werden die Abgeordneten zugleich daran erinnert, dass sie es sind, die darüber befinden, ob und in welche Einsätze die Bundeswehr als Parlamentsarmee geschickt wird“.

Das Ehrenmal der Bundeswehr
Das Anfang 2009 eingeweihte Ehrenmal der Bundeswehr befindet sich in Sichtweite des Berliner Bendlerblocks und versteht sich „als begehbares und räumlich erlebbares Gesamtkunstwerk“, so das BMVg. Es ist den rund 3200 Angehörigen der Bundeswehr gewidmet, die seit 1955 in Folge ihres Dienstes ihr Leben ließen. Bei der Gestaltung des Ehrenmals wurde eine ganze Reihe an Symbolen verwendet. Beispielsweise ist die bronzene Hülle des Stahlbetonbaus ganz speziell durchbrochen worden. Die halbovalen Öffnungen sollen an die Erkennungsmarken der Soldaten erinnern, die zerbrochen für ihren Tod stehen.

Zugänglich ist das markante, zehn Meter hohe und 32 Meter lange Gebäude sowohl von der öffentlichen Hildebrandstraße aus als auch vom Paradeplatz des BMVg – allerdings nicht unbedingt gleichzeitig. Mit einem „wandartigen Schiebeelement“ wird das Ehrenmal zur einen oder anderen Seite abgeschlossen. Grundsätzlich ist es an den öffentlichen Raum angebunden und tagsüber im Regelfall frei zugänglich.

Als bislang letztes Element wurde am 11. Juni 2018 der Raum der Information eröffnet. Auf 120 Quadratmetern werden Architektur, Symbolik und Bedeutung erklärt. Außerdem gibt es Informationen über Geschichte und Gegenwart der Bundeswehr. Auch der Raum der Information ist über die Hildebrandstraße frei zugänglich – normalerweise. Aufgrund der Pandemielage ist der Raum zurzeit geschlossen.

Der Wald der Erinnerung
Der rund 4500 Quadratmeter große „Wald der Erinnerung“ auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne in der Nähe der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam ist laut BMVg eine für Streitkräfte wohl weltweit einmalige Gedenkstätte. Aus den Einsatzorten zurückgeführte Ehrenhaine wurden auf dem Areal rekonstruiert und auf Lichtungen innerhalb des Waldstücks integriert. Zudem wird auf Stelen an die Verstorbenen erinnert.

Doch nicht nur den Toten der Einsätze ist der im November 2014 eingeweihte „Wald der Erinnerung“ gewidmet. Angehörige von Soldaten und Mitarbeitern der Bundeswehr, die in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben ließen, können an den Bäumen individuell gestaltete Gedenkschilder anbringen. Besucht werden kann das Gelände tagsüber im Passwechselverfahren. Doch zurzeit ist auch der Wald der Erinnerung aufgrund der Corona-Pandemie noch mindestens bis zum 30. November für Besucher geschlossen.

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