Bis heute lässt Björn Schreiber die Zeit in Afghanistan nicht los. Während des Karfreitagsgefecht 2010 war Schreiber Betreuungsoffizier in Mazar-e-Sharif. Foto: Daniela Skrzypczak

Bis heute lässt Björn Schreiber die Zeit in Afghanistan nicht los. Während des Karfreitagsgefechts 2010 war Schreiber Betreuungsoffizier in Mazar-e-Sharif. Foto: Daniela Skrzypczak

23.01.2022
Gunnar Kruse

Unsichtbare Veteranen sollen ein Gesicht bekommen

Björn Schreiber ist zwar kein aktiver Soldat mehr, doch aus vielen Gründen wird er der Bundeswehr immer verbunden bleiben. Am Fotoprojekt „Gesichter des Lebens” hat er teilgenommen, weil er auf ein Thema aufmerksam machen will.

Vom Fotoprojekt „Gesichter des Lebens” hat Björn Schreiber über einen guten Freund und Kameraden erfahren. Sofort ist für den ehemaligen Soldaten klar: „Da muss ich dabei sein”, wie er der Fotografin und Ideengeberin Daniela Skrzypczak erzählt. Seine Beweggründe sind nicht nur persönlicher Natur. Seit Jahren wirbt Schreiber für mehr Verständnis und Aufmerksamkeit für Veteranen. Bereits 2016 hat er zusammen mit Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert das Buch „Die unsichtbaren Veteranen – Kriegsheimkehrer in der deutschen Gesellschaft“ herausgegeben. Doch noch heute sagt er: „Veteraninnen und Veteranen sind Teil der deutschen Gesellschaft – aber leider oft unsichtbar. Daher bin ich dankbar für dieses Projekt!”

Schreiber weiß, wie es sich anfühlt, gefallenen Kameraden das letzte Geleit zu geben. Er war von Januar bis April 2010 in Mazar-e Sharif als Betreuungsoffizier im Auslandseinsatz. In dieser Zeit kommt es zum Karfreitagsgefecht mit drei gefallenen Bundeswehrsoldaten, wenige Tage danach sterben weitere vier Kameraden bei Angriffen. Bis heute lässt ihn seine Zeit in Afghanistan nicht los, „Ostern wird nie mehr das sein, was es vor 2010 war. Für viele Kameraden. Für mich.“

Ein besonderer Wunsch

Björn Schreiber weiß, dass der Soldatenberuf ein ganz besonderer ist. Er weiß vom scharfen Ende. Er weiß aber auch, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist. Keiner ihrer Auslandseinsätze findet statt, wenn ihn der Deutsche Bundestag nicht gebilligt hat. Und so hat der zu Porträtierende eine Bitte an die Fotografin beim Fotoshooting mitten in Berlin. Spontan wünscht er sich ein Bild von ihm mit dem Reichstagsgebäude im Hintergrund. Denn das ist schließlich genau der Ort, an dem der Deutsche Bundestag darüber entscheidet, ob deutsche Soldaten in Auslandseinsätze geschickt werden.

Auch Daniela Skrzypczak ist beeindruckt: „Für ihn die gewünschten Fotos direkt am Reichstag zu machen, erfüllt mich mit Freude. Vor allem: Wir hatten dafür gar keine schriftliche Genehmigung. Aber mit Lächeln konnte ich den zuständigen Einsatzpolizisten davon überzeugen, dass wir das Shooting am Reichstag durchführen konnten”, so die Fotografin. Aus mehreren Gründen hat sich Björn Schreiber bereits vor Jahren entschieden, seinen Antrag zur Übernahme als Berufssoldat zurückzuziehen. „Das heißt aber nicht, dass ich die Bundeswehr nicht mehr mag, ganz im Gegenteil! Ich habe lediglich für mich festgestellt, dass diese nicht mein Arbeitgeber für die gesamte Zukunft sein soll. Meine Verbundenheit äußert sich unter anderem auch darin, dass ich mich selber bereiterklärt habe, als Reservist beordert zu werden”, wie der Kapitänleutnant d.R. auf seiner Homepage bjoernschreiber.info schreibt.

Mehr über das Fotoprojekt gibt es unter www.gesichter-des-lebens.de. Über dessen Fortschritt kann man sich über Instagram (https://www.instagram.com/gesichterdeslebens/) und unter dem Social-Media-Hashtag #GesichterdesLebens informieren.

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