AG X: Vier Jahre, viele Erfolge – Ergebnisse, die wirken
AG I bereitet sich auf neue Amtsperiode vor
Kabinett beschließt Abschlagszahlungen
Tarifübertragung: DBwV bleibt energisch dran
75 Jahre Innere Führung: Der Geist von Himmerod prägt die Truppe bis heute
Operation Ostflanke 2029 – oder früher?
Der Krieg ist Alltag: Putins Angriffe an der Flanke
Zwischen Abschaffung und Rückkehr: Wehrpflicht Weltweit
Verbandserfolg: Ehepartnerzuschlag für ins Ausland mitreisende Ehegatten durchgesetzt
Zeitsoldaten als Fachkräfte gefragt
Berufsinformationsmesse in Burg
Der Berufsförderungsdienst bei Radio Andernach
UNMISS und EU NAVFOR Aspides sollen bis 2026 verlängert werden
Bundestag verlängert Mandate für drei Auslandseinsätze
Bundestag berät über drei Auslandseinsätze
Schweres Gewusel im Kopf
Gedenken: Erinnerung an Oberstabsarzt Dr. Dieter Eißing
Erinnerung an Oberfeldwebel Florian Pauli
Erinnerung an den Stabsgefreiten Patric Sauer
Der Blick geht nach vorn
Die Himmeroder Denkschrift, die vor 75 Jahren, am 9. Oktober 1950, vorgelegt wurde, prägt bis heute die DNA der Bundeswehr. Mitgeschrieben haben der spätere erste Generalinspekteur Adolf Heusinger (links) und General Hans Speidel (rechts), später erster deutscher Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte (LANDCENT). In der Mitte des Bildes der erste Verteidigungsminister Theodor Blank (CDU). Foto: Bundesarchiv
Der Schock in der westlichen Welt saß tief, als am 25. Juni 1950 Truppen des kommunistischen Diktators Kim Il Sung die innerkoreanische Grenze am 52. Breitengrad mit Panzern und Sturmgewehren aus sowjetischer Produktion überschritten und die Nachbarn im Süden innerhalb weniger Wochen überrollten. Der erste Stellvertreterkrieg hatte begonnen, der Kalte Krieg, den die Sieger des Zweiten Weltkrieges seit 1945 führten, war heiß geworden. Bei der NATO löste das Panik aus und der Blick auf die Lage in Europa zeigte, dass die Westalliierten kaum in der Lage sein würden, die Bundesrepublik Deutschland gegen einen Angriff über DDR-Territorium zu verteidigen – also musste eine westdeutsche Armee her, um die Freiheit zu schützen.
Vier Tage in der Abgeschiedenheit des Klosters
Am 9. Oktober 1950 war nach vier Tagen und Nächten der Zusammenkunft von 15 ehemaligen Offizieren der Wehrmacht, die in Heer, Luftwaffe und Marine während des Zweiten Weltkrieges gedient hatten, die Himmeroder Denkschrift vollendet, die als „Denkschrift über die Aufstellung eines Deutschen Kontingents im Rahmen einer übernationalen Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas“ in die Geschichte eingehen sollte.
Zum 75. Jahrestag der Himmeroder Denkschrift feiert Generalmajor Ansgar Meyer mit zahlreichen Gästen am 9. Oktober dort, wo alles anfing. Im Kloster Himmerod in der Eifel. Meyer ist Kommandeur des Zentrums Innere Führung und erklärt die Grundlagen dessen, was die 15 Offiziere 1950 in ihrem Papier formuliert haben: „Innenpolitisch stand die Integration neuer deutscher Streitkräfte in die demokratischen Strukturen im Mittelpunkt. Es sollten die ‚in früheren Gliederungen vorhandenen Fehler‘ vermieden und die Grundsätze des politischen Aufbaus der Republik so weit wie möglich auf die Streitkräfte übertragen werden. Diesem Gedanken folgend widmete die Himmeroder Expertengruppe neben Überlegungen zur festen Einbindung in die politischen Entscheidungsstrukturen ein ganzes Kapitel dem Thema des ‚Inneren Gefüges‘, der Grundlage für die spätere Konzeption der Inneren Führung“, so Generalmajor Ansgar Meyer im Gespräch mit unserem Verbandsmagazin „Die Bundeswehr“.
Himmeroder Denkschrift prägt bis heute die DNA der Streitkräfte
Die Himmeroder Denkschrift prägt bis heute die DNA der deutschen Streitkräfte, denn eines wollten die Vordenker der fünf Jahre später gegründeten Bundeswehr auf keinen Fall – eine Armee, wie die Reichswehr, die sich als Staat im Staate von der demokratischen Kontrolle in der Weimarer Zeit isolierte, und auch keinen Kadavergehorsam, der die Verstrickung der nationalsozialistischen Wehrmacht in unzählige Kriegsverbrechen von 1939 bis 1945 begründete.
Mit den Ideen im Abschnitt V „Inneres Gefüge“ der Himmeroder Denkschrift sollte ohne „Anlehnung an die Formen der alten Wehrmacht heute grundsätzlich Neues“ geschaffen werden. Freiheit, soziale Gerechtigkeit und die Verpflichtung gegenüber Europa bei gleichzeitiger „gesunder Vaterlandsliebe“ sollten politische Merkmale der Soldaten des deutschen Kontingents sein. „Man forderte vom Einzelnen die innere Überzeugung zur demokratischen Staats- und Lebensform zu stehen und dies mit Eid oder feierlicher Verpflichtung zu untermauern. Die Experten schlugen zudem politische und soldatische Verpflichtungen in den Soldatenpflichten sowie eine Neuordnung der Rechtspflege und der Wehrdisziplinarordnung und umfassende Beteiligungsmöglichkeiten vor“, beschreibt der Kommandeur des ZInFü das Prinzip.
Die Vordenker von 1950 prägten die neue Bundeswehr
Die meisten der Vordenker der neuen Bundeswehr wurden fünf Jahre später auch in den Streitkräften der Bundesrepublik und der NATO verwendet. Wolf Graf Baudissin zuletzt als Generalleutnant und Stellvertretender Chef des Tabes Planung und Operation beim NATO-Oberkommando SHAPE. General Adolf Heusinger, der erste Generalinspekteur der Bundeswehr und erster deutscher Vorsitzender des NATO-Militärausschusses oder auch Vizeadmiral Friedrich Ruge, von 1956 bis 1961 erster Inspekteur der damaligen Bundesmarine. Nicht zu vergessen General Hans Speidel, der den Widerstand gegen Hitler mit Mühe und Not überlebt hatte und erster deutscher Oberbefehlshaber der Alliierten Landstreitkräfte Europa Mitte (LANDCENT) werden sollte. Sie alle prägten im Geist von Himmerode, die neue Bundeswehr, eine Parlamentsarmee, die sich in den vergangenen 70 Jahren mit ihren Staatsbürgern in Uniform weltweit bewährt hat.
Zurück zur Liste der Beiträge
DIESE SEITE:
TEILEN:
FOLGEN SIE UNS: