Grüße zu Ostern überbrachte (v.l.n.r.) Thomas Behr an Hendrik Wißler und Henry Müller, zusammen mit Jörg Struckmeier. Foto: LV Nord

14.04.2023
Von Johann Fritsch

Präsenz und Einsatzbereitschaft – Basisarbeit beim maritimen VJTF-Einsatzverband

Tallin (Estland). Während ihre Familien in Deutschland das Osterfest feierten, leisteten viele Soldatinnen und Soldaten fern der Heimat Dienst. So auch die Besatzung der Fregatte Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des NATO-Einsatzverbandes VJTF (M). Um an den Feiertagen bei ihren Kameraden und Mitgliedern zu sein, reisten der Landesvorsitzende Nord und der für den Heimathafen des Schiffes zuständige Bezirksvorsitzende zu ihnen. Den Grund dafür erläuterte Oberst Thomas Behr so: „Der Verband muss da sein, wo die Mitglieder sind. Wir wollen Flagge zeigen, das Gespräch suchen, Probleme und Kritik mitnehmen, uns kümmern. Kurz gesagt: für Euch, zu jeder Zeit, an jedem Ort.“

Der Landesvorsitzende und Oberstleutnant Jörg Struckmeier machten in der estnischen Hauptstadt Tallinn deutlich, dass sich die Präsenz des DBwV vor Ort sich nicht auf Besuche von Angehörigen des Landesvorstandes beschränken darf. Eine unverzichtbare Rolle kommt ihrer Auffassung nach den Ansprechpartnern im Einsatz und in den einsatzgleichen Verpflichtungen zu. Diese Aufgabe eines Mittlers zwischen den Mitgliedern vor Ort und der Verbandsorganisation in der Heimat übernimmt an Bord der Mecklenburg-Vorpommern Stabsbootsmann Henry Müller, der zugleich Vorsitzender der Truppenkameradschaft ist.

Kein Schönwetter-Verband

Müller berichtete den Mandatsträgern von einem straffen Ausbildungs- und Übungsprogramm sowie einer die Seefahrer belastenden Personalsituation. Viele der derzeit rund 200 Besatzungsmitglieder müssen damit rechnen, sich ohne lange Pausen nach Ende dieser VJTF (M) - Mission auf anderen Schiffen und auf See wiederzufinden. Die Mangellage bei den seegehenden Einheiten wurde während des Besuches der Mandatsträger immer wieder angesprochen, Entspannung ist nicht zu erwarten. Eine Tatsache, die dem DBwV als Interessenvertretung der Menschen in der Bundeswehr sehr bewusst ist. Dies machte Behr offenkundig, bot den Mitgliedern und der Führung, wo immer möglich, Hilfe an.

Die Personalsituation wurde auch in den Gesprächen mit Flottillenadmiral Thorsten Marx und dem Kommandanten der Mecklenburg-Vorpommern erörtert. Fregattenkapitän Hendrik Wißler zeigte sich dabei mit der personellen Lage an Bord, nicht zuletzt wegen nicht wenigen Besatzungsmitgliedern von anderen Einheiten, zufrieden: „Das Personal ist up-to-date.“ Wißler lobt insbesondere „die professionelle Bescheidenheit seiner Besatzung“ und unterstrich, „dass diese auch weiß, was sie kann.“ Davon konnten sich die beiden Besucher während einer späteren Einsatzübung auf See überzeugen, bei der die Mecklenburg-Vorpommern und die portugiesische Fregatte Bartolomeu Dias von Speedbooten der estnischen Marine angegriffen wurden.

Erster NATO-Verband beim neuen Partner

Das Schiff und der VJTF (M) -Verband kommen mit solchen Manövern einem Auftrag nach, den Fregattenkapitän Wißler so formulierte: „Abschreckung und Rückversicherung durch Präsenz und Einsatzbereitschaft.“ Dies und die Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung waren auch beim Treffen mit Flottillenadmiral Thorsten Marx Themen. Dieser erläuterte, dass die deutsche Marine einen ganz wesentlichen Beitrag zu VJTF leistet, dies aber von Medien und Öffentlichkeit nicht immer voll wahrgenommen wird.

Der Admiral lobte unabhängig davon die Ernsthaftigkeit seiner Soldatinnen und Soldaten: „Die wissen, warum sie an Bord Dienst machen“ und schloss daraus: „Marine macht und lebt VJTF.“ Seine international Force bezeichnete er als „Creme de la Creme der NATO, mit der man gerne dient.“

In Sachen Personal ging es auch in dieser Begegnung um die hohe Improvisationsherausforderung beim Personal und die zeitliche Belastung durch lange Zeiten auf See. Einigkeit herrschte unter anderem darüber, dass „Borddienst nicht im Homeoffice“ geht und Seefahrt attraktiv sein muss. Dass an Bord der Mecklenburg-Vorpommern fünf Berufssoldaten im Range Obermaat Dienst leisten können, bezeichnete Behr als Erfolg: „Seefahrer zu Berufssoldaten zu machen, ist ein erster Schritt auf einem richtigen Weg. Der DBwV hat daran mitgearbeitet, dies zu ermöglichen.“ Flottillenadmiral Marx lobte die erst kürzlich ernannten „BS“: „Diese Kameraden und Kameradinnen sind in sich voller Stolz. Sie wissen, welche Verpflichtungen sie eingegangen sind.“

Merkmal Kameradschaft

Beim Besuch in der estnischen Hauptstadt wurden erneut die großen Veränderungen durch den Ukrainekrieg für die deutschen Streitkräfte und damit für den DBwV thematisiert. Der Landesvorsitzende Nord sagte: „Vieles erinnert an den Kalten Krieg von damals, aber der „neue Kalte Krieg“ ist vielschichtiger geworden. Neue Bündnispartner wie Finnland und die bisherigen müssen Verteidigungspläne für eine Linie erstellen, die vom Norden bis Süden durch den ganzen europäischen Kontinent verläuft. Dabei ist die Grenze der NATO so lang wie noch nie. Drei Jahrzehnte nach Zusammenbruch des Warschauer Pakts steht jetzt eine neue Generation von Soldaten für unsere Freiheit ein, deren Vorgänger sich oftmals in den ERH-Kameradschaften engagieren. Wie bisher für die Angehörigen der „Kontingent-Armee“ müssen wir uns als Interessenvertretung jetzt wieder für die Soldaten in der Landes- und Bündnisverteidigung besonders engagieren.“

Wie Generationen davor

Dabei geht es laut Behr unter anderem weiter um die Einsatzversorgung sowie um Arbeits- und lange Trennungszeiten von der Familie. Dazu eine Gesellschaft, die die Anforderungen an Soldaten nicht zur Kenntnis nimmt und mangelndes Interesse an diesem Beruf zeigt. Als weitere Herausforderungen sieht er die überbordende Bürokratie, Infrastruktur- sowie Ausrüstungsmängel und eine Verantwortungsdiffusion. Eine Gemengelage, die eine Erst- oder Weiterverpflichtung bei der Bundeswehr nicht attraktiver macht. Umso wichtiger ist es daher, dass der DBwV den Soldatinnen, Soldaten und Zivilbeschäftigten zur Seite steht und den Rücken stärkt.

Sicher ist auch der VJTF (M) - Einsatz für die Truppe nicht ohne Probleme, aber Behr und Struckmeier haben in Tallinn viel Positives erlebt: „Wir spürten den Zusammenhalt der Marinekameradinnen und -kameraden auf der Mecklenburg-Vorpommern vor Ort. Und wir stellten fest, dass sie im Einsatz den Spirit haben wie Generationen vor ihnen. Darauf können sie, darauf können wir als ihre Interessenvertretung sehr stolz sein.“ 

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