Rund 40 Kommandeure und Dienststellenleiter trafen sich auf Einladung des LV Ost in Berlin. Foto: DBwV/Eva Krämer

12.11.2025
Eva Krämer und Andreas Quirin

Berlin: Tagung für Kommandeure und Dienststellenleiter des Landesverbandes Ost

Fragen der Landes- und Bündnisverteidigung sowie die Debatte um den Weg zu einer verteidigungsfähigen Gesellschaft waren die großen Themen bei der diesjährigen Tagung für Kommandeure und Dienststellenleiter im Landesverband Ost.

Insgesamt mehr als 40 Teilnehmer waren der Einladung des Landesverbandes Ost im Deutschen BundeswehrVerband (DBwV) zur diesjährigen Zielgruppentagung für Kommandeure und Dienststellenleiter gefolgt. In seiner kurzen Eröffnungsrede bedankte sich der Landesvorsitzende, Hauptmann Ralf Baasch, bei den Teilnehmenden, „die sich die Zeit genommen hatten, nach Berlin zu kommen, um sich mit dem DBwV über unterschiedliche Fragen auszutauschen und ins Gespräch zu kommen“. Im ersten Vortrag des Tages stellte dann der Chef des Stabes der Heimatschutzdivision, Oberst i. G. Stefan Frankenberger, den Stand der Dinge zum Aufbau der Heimatschutzregimenter und der damit verbundenen Aufgaben vor. Insgesamt sei man dabei auf einem guten Weg, habe aber noch einiges an Arbeit vor sich, um die gesteckten Ziele zeitgerecht zu erreichen.

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses und Mitglied des Bundestages (MdB) Thomas Röwekamp (CDU) berichtete dann aus der Arbeit des Verteidigungsausschusses. So stehen aus seiner Sicht die Politik und die Bundeswehr vor großen Herausforderungen, um die Vorgaben, die durch die Bundesrepublik Deutschland gegenüber der NATO gemacht wurden, auch erfüllen zu können. Den Schwerpunkt der Aktivitäten sieht Röwekamp dabei beim personellen Aufwuchs, über den es, mit dem Ziel einer gesamtgesellschaftlichen Antwort derzeit umfangreiche Diskussionen gibt.

Hierbei müsse dann auch über die Frage nach einer Rückkehr zur Wehrpflicht gesprochen und dazu eine Entscheidung getroffen werden. Neben dem personellen Aufwuchs ist auch die materielle Ausstattung der Streitkräfte ein großes Thema im Ausschuss. Hierbei hat sich herausgestellt, dass mehr Geld für die Beschaffung von Rüstungsgütern nicht der alleinige Schlüssel zum Erfolg sein kann. Der Ausschussvorsitzende machte deutlich, dass neben dem Blick auf die Bundeswehr auch die Verteidigungsfähigkeit und Resilienz in der Gesellschaft immer wieder in den Fokus genommen werden muss, um das Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft immer wieder auf die aktuelle Position anzupassen.

Realität ins Auge schauen 

Erstmals in seiner Funktion als Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages nahm Henning Otte an der Tagung teil. In seinem Vortrag führte Otte ausführlich zu den ersten Eindrücken aus seiner Arbeit aus und machte deutlich, dass die Lage ernst sei. „Wir müssen der Realität ins Auge schauen. Es gibt immer mehr Kräfte, die uns destabilisieren wollen“. So betreffe der Gesamtverteidigungsauftrag nicht nur die Bundeswehr, sondern auch den zivilen Bereich. Was das Thema Wehrpflicht angeht, machte der Wehrbeauftragte deutlich, dass der sich den Ausführungen seines Vorredners vollkommen anschließen kann. Egal, wie eine Entscheidung zur Form der Wehrpflicht auch immer aussehen mag, sei es für ihn unabdingbar, dass Deutschland mit einer verpflichtenden Musterung beginnen müsse.

Zum Abschluss der Vorträge am ersten Tag war es dann Sebastian Lohmüller, Leiter der Rechtsabteilung des DBwV, der über aktuelle Fragen aus dem täglichen Geschäft seiner Abteilung berichtete.

Zwischen Krieg und Frieden

Der Dauerbrenner „Aktuelle Themen und soldatische Arbeitszeit“, der bei fast allen Zielgruppentagungen des DBwV auf der Agenda auftaucht, durfte auch bei der Kommandeurtagung nicht fehlen. Mit dem Referatsleiter Streitkräfte I 6 aus dem Bundesministerium der Verteidigung, Oberst i.G. Sven Zickmantel, trug dabei ein profunder Kenner der Materie vor. Der Referatsleiter berichtete dabei, dass das Thema Arbeitszeit auch bei den aktuellen Überlegungen immer mitgedacht werde und aktuell an vielen teilweise kleinen Stellschrauben gedreht werde, um die Situation für alle Beteiligten handhabbarer zu machen.

Über die Aufgaben des im April 2025 offiziell in Dienst gestellten Operativen Führungskommandos der Bundeswehr berichtete zum Abschluss der Vorträge dann Oberst i.G. Marco Tkotz. „Derzeit beschäftigt uns selbstverständlich die Bedrohungslage – wir befinden und zwischen Krieg und Frieden“, so die Bewertung von Tkotz. Russland könne bald die Marke von 1,5 Millionen aktiven Soldaten erreichen. „Dort wurde komplett auf Kriegswirtschaft umgestellt“, sagte Tkotz. Im Falle eines russischen Angriffs auf die NATO stünde Deutschland besonders im Fokus: „Wir würden zur Drehscheibe werden. Alle Truppenbewegungen würden über Deutschland laufen“. Daher müsse man bis zum Jahr 2029 so gut wie möglich gerüstet sein. Dies gehe aber nur gemeinsam mit der Zivilbevölkerung. „Es ist eine gesamtstaatliche Aufgabe. Auch die Zivilbevölkerung muss resilient sein“, machte der Vortragende zum Ende seiner Ausführungen deutlich.

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