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Kabinett beschließt Abschlagszahlungen
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Schneller, flexibler, besser
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Bundestag berät über drei Auslandseinsätze
Schweres Gewusel im Kopf
Gedenken: Erinnerung an Oberstabsarzt Dr. Dieter Eißing
Erinnerung an Oberfeldwebel Florian Pauli
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Der Blick geht nach vorn
Landesvorsitzender Oberstleutnant a.D. Josef Rauch begrüßte die 35 Kommandeure und zivilen Dienststellenleiter zur Tagung des Süddeutschen Landesverbandes. Foto: Ingo Kaminsky
Bamberg. Am 6. und 7. Juli 2025 versammelten sich 35 Kommandeure und zivile Dienststellenleiter der Bundeswehr aus Bayern und Baden-Württemberg zur Kommandeurtagung des Landesverbandes Süddeutschland im Welcome Hotel Residenzschloss Bamberg. Die traditionsreiche Kulisse bot den passenden Rahmen für einen intensiven Austausch zu aktuellen Herausforderungen und strategischen Entwicklungen in der Bundeswehr.
Effizienz im Fokus: Wege zur Beschleunigung militärischer Bauvorhaben
Den Auftakt machte Ministerialrat Martin Dreyer (BMVg A III 5 – bisher IUD-I 5) mit einem Vortrag zur Beschleunigung im militärischen Bundesbau. Er skizzierte Wege und Strategien, wie Planungs- und Bauprozesse effizienter gestaltet werden können – ein Thema, das viele Teilnehmende direkt aus der Praxis betrifft. Zur Umsetzung skizzierte er konkrete Maßnahmen: Entbürokratisierung, vereinfachte Genehmigungsverfahren, Standardisierung und die Befähigung der Bundeswehr, Bauprojekte eigenständig zu realisieren – unabhängig von den Kapazitäten der Landes- und Bundesbauverwaltungen. Wünschenswert, aber schwierig umzusetzen sei die Synchronisation von Rüstung und Infrastruktur in einem einheitlichen Planungsprozess.
Auch die Rolle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) werde neu gedacht: Unterkünfte sollen künftig ohne Einbindung der Landesbauämter realisiert werden können. „Wir müssen mehr und schneller bauen – und neue Wege beschreiten“, lautete Dreyers zentrale Botschaft. In der anschließenden Aussprache machten Kommandeure deutlich, wie groß die Diskrepanz zwischen dem steigenden Infrastrukturbedarf und der tatsächlichen Umsetzung ist.
Division 2025 – Erkenntnisse mit Blick auf 2029
Generalmajor Jörg See, Kommandeur der 10. Panzerdivision, gab einen eindrucksvollen Überblick zur Umsetzung des Auftrags „Division 2025“. Mit rund 22.000 Soldaten trägt die Division maßgeblich zur Verteidigung der NATO-Ostflanke bei – ein Auftrag, der ohne die enge Zusammenarbeit mit anderen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen nicht zu leisten ist. Der General betonte die Priorität dieses Auftrages an der Ostflanke, auf denen sich die Division intensiv in Ausbildungen und bei Übungen vorbereitet. Der Kommandeur zeigte sich zuversichtlich: Die Division genieße Priorität bei Beschaffung und Ausrüstung. Die Teilnahme an der US-Übungsserie WARFIGHTER mit eigenem Divisionsgefechtsstand unterstreicht die Professionalität und internationale Anschlussfähigkeit.
Auch die Unterstützung der Panzerbrigade 45 in Litauen und deren Aufwuchs verdeutlichen die operative Relevanz. See hob das veränderte Mindset der Truppe hervor – „Kämpfen können und kämpfen wollen!“, wofür die persönliche Einsatzbereitschaft unabdingbar ist. Die Ausbildungsunterstützung für die Ukraine sowie der neue Wehrdienst stellten zusätzliche Herausforderungen dar. Mit Blick auf die Zielstruktur 2029 formulierte See klare Forderungen: „What we need to fight and win!“ – ein Appell für zielgerichtete Ausstattung und entschlossene Vorbereitung.
Verbandspolitik im Wandel – Impulse vom Bundesvorsitzenden
Bundesvorsitzender Oberst André Wüstner ging in seinem Vortrag auf die politische Lage nach der Bundestagswahl ein und erläuterte die Veränderungen seit der letzten Legislaturperiode. Dabei wurde der Sachstand zum Haushalt, dem damit verbundenen Planstellenaufwuchs und zu den aktuellen Gesetzgebungsverfahren dargestellt und erörtert. Oberst Wüstner erläuterte in diesem Zusammenhang die Positionierung sowie das Vorgehen des DBwV bis Ende des Jahres und darüber hinaus. Für Wüstner ist dabei klar, dass der DBwV trotz positiver Kommunikation mit Blick auf das, was die Menschen der Bundeswehr tagtäglich leisten, auch immer wieder den Finger in die Wunde legen muss.
Dabei geht es darum, dafür zu sorgen, dass Regierung und Parlament immer wieder mit der Wirklichkeit konfrontiert werden, denn nach Kurt Schumacher beginnt Politik mit der Betrachtung der Wirklichkeit. Damit mache sich der DBwV nicht immer überall beliebt, aber dessen Motivation war und ist seit fast 70 Jahren, dass beste Rahmenbedingungen für ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft und letztendlich Überlebensfähigkeit im Gefecht sorgen.
Mit den Kommandeuren und Dienststellenleitern folgte ein reger Austausch zum geplanten neuen Wehrdienst, zur personellen Ableitung aus den NATO-Planungszielen, zum Stand einer auch kriegstüchtigen Wehrverwaltung und mehr. Deutlich wurde erneut deutlich, wie wichtig der Austausch dazu nicht nur für den DBwV, sondern ebenso für die Teilnehmenden selbst ist, wenn OrgBereichs- und Statusgruppenübergreifend die unterschiedlichen Informationssachstände und Herausforderungen samt möglicher Lösungsoptionen diskutiert werden. Eine Feststellung, die immer wieder nach vergleichbaren Zielgruppentagungen erfolgt – entsprechend hoch ist die Teilnehmerzahl bei solchen Veranstaltungen.
„Gewinnen und fördern!“ – Neue Wege der Personalgewinnung bei der Bundeswehr
Im Rahmen der Kommandeurtagung stellte Brigadegeneral Walter Schulte (BAPersBw II) aktuelle Entwicklungen in der Personalgewinnung und Berufsförderung vor. Unter dem Leitmotiv „Gewinnen und fördern!“ setzt die Bundeswehr auf eine dezentrale Rekrutierung mit rund 450 Karrierecentern sowie durch die Truppe vor Ort – mit individueller Beratung und schnellen Assessments. Die offensive Ansprache junger Menschen auch über Social Media und Events wie Konzerte oder Sportveranstaltungen zeige bereits Wirkung.
Dennoch bestehen Herausforderungen: Die Diskrepanz zwischen regionalem Bedarf und Ausbildungskapazitäten sowie strukturelle Defizite in der Grundausbildung – etwa bei Willkommenskultur und Ausrüstung – gefährden die Bindung neuer Bewerber. Auch die Gewinnung zivilen Personals, insbesondere in Ballungsräumen, erfordert zusätzliche Unterstützung – etwa durch Wohnraumangebote – machten die Teilnehmer in der Diskussion deutlich. Brigadegeneral Schulte zeigte sich dennoch zuversichtlich: Mit 25.000 Einstellungen erwartet er das erfolgreichste Personalgewinnungsjahr der Bundeswehr und setzt auf den neuen Wehrdienst mit dem Fragebogen.
NATO-Gipfel und die Folgen für die Bundeswehr
Den Abschluss bildete Oberstleutnant i.G. Christoph Kriege (BMVg V 1), per Videokonferenz zugeschaltet, der die Ergebnisse des NATO-Gipfels von Den Haag analysierte und deren Bedeutung für die Landes- und Bündnisverteidigung darstellte. Nach der politischen Weichenstellung für eine glaubwürdige Abschreckung mit mindestens 3,5 Prozent in den Kernverteidigungshaushalten der NATO-Staaten für eine Vollausstattung der Streitkräfte legen die NATO-Pläne nunmehr zusätzliche konkrete Fähigkeitsbedarfe fest. Neben einer frühzeitigen Präsenz in Hotspots an der NATO-Ostflanke zur wirksamen Abschreckung seien Fähigkeiten u.a. für Aufklärung und Wirkung in der Tiefe, bei der integrierten Flug- und Raketenabwehr, aber auch bei Interoperabilität und Resilienz sowie im Weltraum aufzubauen.
Kritisch bleibe der Zeitfaktor bis 2029 für Beschaffung, Ausrüstung und Ausbildung angesichts einer möglichen Aggression Russlands. Drohnenentwicklung und -ausbildung seien bereits eingeplant. Die neuen NATO-Mitglieder wie Schweden und Finnland eröffneten zudem zusätzliche Optionen für die Ostsee. Die strategischen Folgerungen wurden lebhaft diskutiert, mit konkretem Blick auf die Umsetzung in den süddeutschen Dienststellen.
Die Kommandeurtagung zeigte einmal mehr, wie wichtig der direkte Austausch zwischen militärischen und zivilen Führungskräften ist. Landesvorsitzender Oberstleutnant a.D. Josef Rauch bot mit dieser Veranstaltung eine Plattform für konstruktiven Dialog, strategische Orientierung und kameradschaftliche Vernetzung – ganz im Sinne des DBwV.
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