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Die "Gorch Fock" unter vollen Segeln in den Gewässern der Nordsee. 2019 soll sie wieder in See stechen Foto: Bundeswehr/Kerstin Niebuhr
Kiel. Mehr als 750.000 Seemeilen und so mancher Sturm haben ihr in 60 Jahren mächtig zugesetzt. Entsprechend umfangreich ist die „Frischzellenkur“ für Deutschlands Segelschulschiff „Gorch Fock“. Der Anblick der Bark im Trockendock der Bremerhavener Bredo-Werft erinnert noch gar nicht an den „Stolz der Marine“. Der Rumpf ist von Planen umhüllt, das Oberdeck nicht vorhanden und auch die Masten fehlen. Klar ist: Seinen Ehrentag wird das Segelschiff auf dem Trockenen verbringen. „Das ist ein sehr trauriges Gefühl“, sagt Kommandant Nils Brandt. Am meisten belaste ihn die Situation der Besatzung. Teilweise verließen die Soldaten nach 15 oder 18 Monaten das Schiff ohne eine einzige Seemeile gesegelt zu sein. „Wir werden am 9. September - so hat es meine Besatzung ausgerechnet - tausend Tage Werft hinter uns haben.“ Dies könne wohl kein anderes Marineschiff toppen. Am 23. August 1958 war die „Gorch Fock“ bei der Hamburger Werft Blohm + Voss vom Stapel gelaufen. Im Herbst 2015 hieß es an Bord „Leinen los“ für die 168. und bisher letzte Ausbildungsfahrt von Kiel über Dublin, Madeira, Cadiz, Dartmouth nach Wilhelmshaven - dann ging es in die Werft. Die Reparaturen zogen sich und wurden immer teurer. In diesem Frühjahr leitete der Bundesrechnungshof wegen der explodierenden Kosten ein Prüfverfahren ein, Experten sahen sich an Bord um.
Die jahrelange Reparatur soll statt ursprünglich veranschlagter 10 Millionen inzwischen bis zu 135 Millionen Euro kosten. „Der Zustand des Schiffes erwies sich als deutlich schlechter als vermutet“, sagt der Sprecher des Marinekommandos in Rostock, Gunnar Wolff. „Um nur die größten Posten zu nennen: Alle Masten, Rahen, Stengen und der Bugspriet wurden beziehungsweise werden nachgebaut und ausgetauscht, große Teile der Außenhaut wurden erneuert, das Oberdeck und Zwischendeck wurden vollständig ausgetauscht, wie auch das Kartenhaus insgesamt erneuert wird.“ Außerdem wird der Dieselmotor ausgebaut und komplett überholt.Der Bund der Steuerzahler sprach von einem „Fass ohne Boden“. Nicht zum ersten Mal wurde darüber diskutiert, ob ein Neubau nicht günstiger käme. Auch Kapitän zur See Brandt fürchtete zwischenzeitlich, dass die Bark verschrottet werden könnte. „Zweimal, wenn ich ehrlich bin“, sagt der 52-Jährige. Bei einer Verschrottung wäre von dem Schiff nur Altmetall übriggeblieben. „Das wäre angesichts der 60-jährigen Geschichte sehr traurig gewesen.“
Das Schulschiff habe einen enormen Wert für das Teambuilding, sagt Brandt. Manch vermeintlicher Löwe aus den sozialen Medien stelle sich bei Sturm und Seekrankheit als Waschbär heraus. „Alleine schafft man nichts an Bord - das geht vom Kadetten bis zum Kommandanten.“1959 führte der erste Ausbildungstörn von Kiel nach Teneriffa. Als Botschafter in Weiß hat der 89 Meter lange Dreimaster mit seinen bis zu 45 Meter hohen Masten fortan die Weltmeere befahren. Der Offiziersnachwuchs der Marine - etwa 17.000 Männer und Frauen - hat auf ihm das seemännische Rüstzeug erhalten. Während der Törns gab es auch tragische Zwischenfälle wie den Sturz der Kadettin Jenny Böken 2008 während einer Nachtwache in die Nordsee. Die Kieler Staatsanwaltschaft geht von einem tragischen Unglück aus. Die Todesumstände sind aber bisher nicht geklärt.
In Frage gestellt wurde die „Gorch Fock“ nach dem tödlichen Sturz der Kadettin Sarah Seele 2010 aus der Takelage in Brasilien. Die Ausbildung wurde unterbrochen, die Zukunft als Schulschiff war zwischenzeitlich ungewiss. Es gab Klagen über angebliche Schikanen und unwürdige Rituale an Bord wie eine Wäscheleine im Maschinenraum, an dem Damen-Slips als Landgang-„Trophäen“ hingen.
Der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zur Guttenberg (CSU) schasste vorschnell Kommandant Norbert Schatz und ordnete die Rückkehr des Schiffs an. Eine Untersuchungskommission der Marine kam zu dem Ergebnis, Vorwürfe der Schikane, der sexuellen Belästigung und massiven Drucks auf Kadetten an Bord hätten sich zum großen Teil als nicht haltbar erwiesen. Schatz verzichtete auf eine Rückkehr an Bord. Allen Vorfällen zum Trotz: Das Verteidigungsministerium bezeichnete die Bark immer wieder als wertvollen Bestandteil der seemännischen Tradition - selbst im Hightech-Zeitalter. Aktuell nutzt die Marine das rumänische Schwesterschiff „Mircea“ als Ersatz. Die „Gorch Fock“ soll 2019 wieder von ihrem Heimathafen aus zu einem Ausbildungstörn starten. Kommandant Brandt glaubt fest daran, dass sein Schiff im Frühjahr endlich wieder im Wasser ist: „Unter dem Zelt ist schon eine Menge zu sehen.“ Etliche Stahl-Bauarbeiten im Bereich der Außenhaut und der Stahldecks seien bereits erfolgt. Der Rumpf ist zurzeit noch rostschutzrot. Der weiße Anstrich, mit dem die „Gorch Fock“ wieder durch die Weltmeere gleiten wird, folgt aber noch. Brandt sehnt den Moment herbei, „wenn wir wieder mit den Kadetten an Deck stehend Kiel verlassen dürfen und unserem eigentlichen Auftrag nachkommen können“. Bis über das Jahr 2040 hinaus soll die „Gorch Fock“ dann durch die Meere gleiten.
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