Die Basis des Amtes Blank mit Theodor Blank (4.v.re.) an der Spitze im Jahr 1950. 1955 wurde aus der Behörde das Bundesministerium für Verteidigung und Theodor Blank erster Verteidigungsminister. Foto: Bundesarchiv/Wikipedia

Die Basis des Amtes Blank mit Theodor Blank (4.v.r.) an der Spitze im Jahr 1950. 1955 wurde aus der Behörde das Bundesministerium für Verteidigung und Theodor Blank erster Verteidigungsminister. Foto: Bundesarchiv/Wikipedia

27.07.2025
Von Frank Jungbluth

Wie das Amt Blank zum BMVg wurde

Im Mai 1950 hatte Kanzler Adenauer die Zentrale für Heimatdienst als Basis insgeheim aufbauen lassen. Der erste Verteidigungsminister der damals jungen Bundesrepublik Deutschland wäre der vormalige Panzergeneral Helmut Detloff Graf von Schwerin geworden, wenn er verschwiegener gewesen wäre. So kam Theodor Blank 1955 an die Spitze des neuen Verteidigungsministeriums, das bis 1961 Bundesministerium für Verteidigung hieß.

Aber der Berater des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer plauderte im Gespräch mit Journalisten im Oktober 1950 aus, womit er sich im Auftrag des Kanzlers befasste: Mit Fragen des Aufbaus einer neuen westdeutschen Armee. Darüber zürnte der Alte aus Rhöndorf so sehr, dass er Schwerin ablöste, denn die Arbeit der Dienstelle war natürlich streng geheim. Fünf Jahre nach Ende des von Nazi-Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieges war die Wiederbewaffnung in der Bundesrepublik ein heikles Thema.

So wurde aus der „Dienststelle Schwerin“, die Bundeskanzler Konrad Adenauer im Mai 1950 mehr als fünf Jahre vor der offiziellen Gründung der Bundeswehr vor 70 Jahren einrichten ließ, das Amt Blank, benannt nach Theodor Blank, der im früheren Leben als Gewerkschaftssekretär beim Zentralverband christlicher Fabrik- und Transportarbeiter im Ruhrgebiet gearbeitet hatte. Der Katholik, aus dem Westerwald stammend, wurde zu Beginn der nationalsozialistischen Terror-Herrschaft arbeitslos, als alle Gewerkschaften gleichgeschaltet wurden.

Im Krieg diente Blank als Oberleutnant, nach dem Krieg gründete er den Deutschen Gewerkschaftsbund mit. Konrad Adenauer wurde auf Blank aufmerksam, weil der sich um den Aufbau der neuen Partei CDU nach 1945 verdient gemacht hatte und Mitglied in der CDU-Fraktion im Landtag des neuen Landes Nordrhein-Westfalen war, während Adenauer als Fraktionschef an der Spitze stand.

Mit 30 Mitarbeitern nahm das Amt Blank die Arbeit auf. Darunter waren auch der „Vater“ der Himmeroder Denkschrift, der Offizier Wolf Graf von Baudissin, der frühere Wehrmachtsgeneral Adolf Heusinger, der erster Generalinspekteur der Bundeswehr werden sollte, sowie der Jurist Ernst Wirmer, dessen Bruder als Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime nach dem 20. Juli 1944 hingerichtet worden war, und Gerhard Loosch, früherer Wehrmachtsoffizier und später Chef der Wehrbereichsverwaltung IV. Als die Bundeswehr am 12. November 1955 offiziell in Dienst gestellt wurde, ernannte man die ersten 1000 Freiwilligen in der Bonner Ermekeil-Kaserne, dort wirkte auch das Amt Blank, das zu diesem Zeitpunkt bereits von 30 auf fast 1000 Mitarbeiter aufgewachsen war.

Während sich viele Deutsche nach Gründung der Bundesrepublik am 23. Mai 1949 kaum vorstellen konnten, dass es jemals wieder eine deutsche Armee geben könnte, wusste der Realist Adenauer schon früh, dass angesichts des Kalten Krieges Streitkräfte für die Bundesrepublik schneller ein Thema werden würde, als viele glaubten. Immerhin hatte der neue Deutsche Bundestag in seiner ersten außenpolitischen Debatte im November 1949 eine Wiederbewaffnung noch mit breiter Mehrheit abgelehnt. Auf der Potsdamer Konferenz der Siegermächte im Sommer 1945 war noch beschlossen worden, dass Deutschland komplett entmilitarisiert werden sollte, aber schon 1950 trat Konrad Adenauer mit dem US-Präsidenten Harry S. Truman in Geheimverhandlungen ein, mit denen ein Beitrag der Bundesrepublik zur Verteidigung gegen die Rote Armee erreicht werden sollte, die schwer bewaffnet an der Elbe und der gesamten innerdeutschen Grenze stand.

Denn schon im Mai 1950 hatten die Alliierten Vereinigten Stabschefs formuliert: „Die Vereinigten Stabschefs sind der festen Überzeugung, dass aus militärischer Sicht die angemessene und frühe Wiederbewaffnung Westdeutschlands von grundlegender Bedeutung für die Verteidigung Westeuropas gegen die UdSSR ist.“ Kanzler Adenauer gab kurz darauf die Order, eine geheime Dienstelle einzurichten, der man die Tarnbezeichnung „Zentrale für Heimatdienst“ gab. Graf von Schwerin war der erste Chef, bis er über seine Redseligkeit stolperte.

Als am 25. Juni 1950 Truppen des kommunistischen Nordkorea über den Nachbarn Südkorea herfielen, kamen vor allem die Amerikaner in militärische Bedrängnis. In Europa waren fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nur noch wenige, nicht gerade gut ausgerüstete Verbände der US-Army und der Air-Force, und der Krieg in Korea, der drei verlustreiche Jahre dauern sollte, verbrauchte wichtige Ressourcen, die an der Front des Kalten Krieges fehlten. Plötzlich ging alles schnell: Im Januar 1951 wurde der Bundesgrenzschutz (BGS) gegründet, aus dessen Personalbestand die Basis der Bundeswehr 1955 und danach rekrutiert wurde. Am 8. Februar 1952 stimmte der Deutsche Bundestag – gegen die Stimmen der SPD – einem deutschen Verteidigungsbeitrag zu und der Oberkommandierende der NATO in Europa, General Matthew B. Ridgway, forderte am 13. Januar 1953 die sofortige Aufstellung deutscher Streitkräfte.

950 Millionen Euro betrug der deutsche Verteidigungsbeitrag für die Jahre 1953 und 1954, zuvor, am 27. Mai 1953, hatten Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg, die Niederlande, die USA und Großbritannien den Vertrag von Paris unterschrieben, mit dem die Europäische Verteidigungsgemeinschaft EVG offiziell gegründet wurde. Der Plan für eine europäische Armee scheiterte 1954 daran, dass die französische Nationalversammlung sich der Ratifizierung verweigerte, also wurde kurzfristig ein Jahr später die Bundeswehr gegründet. Zuvor, am 9. Mai 1955, war die Bundesrepublik der NATO beigetreten. Frankreich stellte als Bedingung dafür, dass der westdeutsche Staat keine atomaren, biologischen und chemischen Waffen besitzen dürfe. Das gilt bis heute. Nur im Fall der nuklearen Teilhabe würden Kampfflugzeuge der Luftwaffe – mit US-Atomwaffen ausgerüstet – in den Kampf fliegen.

Das Amt Blank mit seinem Chef Theodor Blank an der Spitze stand von der Gründung an vor einer – wie Experten damals sagten – „unlösbaren Aufgabe“. Die Stimmung in der Bundesrepublik war gegen eine „neue deutsche Wehrmacht“, wie die potenzielle Truppe in der Öffentlichkeit und in den Medien genannt wurde.

Über 70 Prozent der Deutschen waren gegen eine neue Armee. Theodor Blank musste also nicht nur die Grundlagen für die neuen Streitkräfte schaffen, sondern auch in Politik und Gesellschaft dafür werben, dass man der übermächtigen Sowjetunion mit eigenen Truppen eine glaubhafte Abschreckung entgegensetzen musste. Blank gelang das Kunststück und er wurde nach Gründung der Bundeswehr am 12. November 1955 auch erster Verteidigungsminister, das Amt behielt er aber nur ein knappes Jahr. Im Herbst 1956 rückte der CSU-Politiker Franz-Josef Strauß an die Spitze des Bundesministeriums für Verteidigung, Blank wurde 1957 Bundesarbeitsminister im zweiten Kabinett Adenauer.

Franz-Josef Strauß sorgte für eine schnelle Rüstung der Bundeswehr, ließ das Kampfflugzeug „Starfighter“ und moderne Schützenpanzer beschaffen, der Christsoziale fühlte sich sichtbar wohl in seiner Rolle, aber die SPIEGEL-Affäre im Herbst 1962 beendete die Karriere des Ministers. Der hatte nach einem Enthüllungsbericht im Nachrichtenmagazin am 10. Oktober dafür gesorgt, dass Journalisten und der SPIEGEL-Herausgeber Rudolf Augstein wegen der Story „Bedingt abwehrbereit“ über die Mängel in der Bundeswehr verhaftet wurden. Adenauers Koalitionspartner FDP forderte die Ablösung von Strauß, weil dieser bei der Aktion den liberalen Justizminister übergangen hatte, im November 1962 musste Strauß das Verteidigungsministerium verlassen, Kai-Uwe von Hassel folgte ihm im Amt.

Das Bundesverteidigungsministerium (BMVg) beschäftigt heute 2900 Mitarbeiter in Bonn und Berlin. Auf der Hardthöhe in Bonn arbeiten – mit den nachgeordneten Dienststellen – gut 5000 Beschäftigte in 113 Gebäuden. Im Bendlerblock in Berlin, der 1993 als zweiter Dienstsitz des Verteidigungsministeriums eingerichtet wurde, sind viele der Verschwörer, die das gescheiterte Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 für einen Sturz des NS-Regimes nutzen wollten, am selben Tag erschossen worden.

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