Landungsschiffe im Konvoi im Rahmen der gemeinsamen Evakuierungsübung des niederländischen Korps Mariniers und des deutschen Seebataillons auf der Insel Texel/Niederlande im November 2016. Foto: Bundeswehr/Christian Thiel

Landungsschiffe im Konvoi im Rahmen der gemeinsamen Evakuierungsübung des niederländischen Korps Mariniers und des deutschen Seebataillons auf der Insel Texel/Niederlande im November 2016. Foto: Bundeswehr/Christian Thiel

06.02.2023
Von Christian Höb

Deutsche und niederländische Landstreitkräfte wollen Zusammenarbeit ausweiten

Noch enger kooperieren: Das ist das Ziel des Königlichen Heeres und des Heeres der Bundeswehr. Die Politik muss noch grünes Licht geben. Führt die Kooperation zu einer europäischen Armee?

Berlin. Die Politik hat noch kein grünes Licht gegeben, doch die Planungen laufen schon: die deutschen und niederländischen Landstreitkräfte wollen noch enger zusammenarbeiten. Wie die NRZ unter Berufung auf das niederländische NRC Handelsblad berichtet, befindet sich die militärische Führung beider Armeen bereits in der Planungsphase. Der Tagespiegel bezeichnet die Kooperation als „eine neue Stufe“.

Worum geht es? Die Zahl der Austauschoffiziere soll erhöht und Vorschriften angeglichen werden, damit zum Beispiel ein Mechaniker auch am Gerät des Nachbarlandes arbeiten kann. Außerdem sagte ein Sprecher des Heeres dem Tagesspiegel, dass „künftig öfter identische oder mindestens kompatible Landsysteme gekauft werden, sodass die Interoperabilität der beiden Heere noch weiter verbessert werden kann“.

 

Ein weiterer Punkt: zum 1. April soll die 13. Leichte Brigade des niederländischen Heeres in die 10. Panzerdivision der Bundeswehr integriert werden. „Viele Menschen realisieren noch gar nicht, wie einzigartig das ist, was wir hier tun“, sagt Kommandant Jean-Paul Duckers dem NRC Handelsblad. So könnten die Niederländer zum Beispiel dank der gemischten Einheit ihre Leopard-2- Expertise aufrechterhalten (das Land hatte 2011 beschlossen, alle Kampfpanzer dieses Typs abzuschaffen).

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Den Haag teilte dem Tagesspiegel mit: „Wir haben viele Jahre gemeinsam geübt und zusammen Einsätze durchgeführt. Das ist jetzt der nächste logische Schritt.“ Die Aufgabenteilung werde sich immer weiter intensivieren. Aber: „Wir glauben nicht, dass das zu einer europäischen Armee führen wird“, heißt es aus dem Ministerium.

„Army Vision“ enthält weitere Pläne

Ende 2022 hatten Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur des Heeres, und der niederländische Generalleutnant Martin Wijnen in Dresden ein Papier zur Weiterentwicklung der Zusammenarbeit („Army Vision“) unterzeichnet. Dabei geht neben der bereits erwähnten Integration der 13. Leichten Brigade und angleichenden Vorschriften auch um:

  • die Zusammenarbeit im I. Deutsch-Niederländischen Corps
  • Kooperationen im Artillerie-Bereich
  • eine Kooperation in der Fliegerabwehr
  • die Ausrichtung der Truppenstruktur auf leichte, mittlere und schwere Kräfte.

„In diversen Einsätzen und Missionen haben Deutsche und Niederländer Seite an Seite bereits langjährige Erfahrung gesammelt und binationale Leistungsfähigkeit auf taktischer Ebene bewiesen“, teilte die Bundeswehr mit. „Die Streitkräfte wollen genau diese Leistungsfähigkeit auf eine neue Stufe stellen und die Fähigkeiten noch intensiver aufeinander abstimmen. In Anbetracht des Krieges auf dem europäischen Kontinent kann dies nur mit einem gemeinsamen Ansatz gelingen.“

Die deutsch-niederländische Zusammenarbeit reicht einige Zeit zurück. Das I. Deutsch-Niederländische Korps wurde 1995 aufgestellt. 2014 wurde die 11. Luchtmobielen Brigade (11. Luftbewegliche Brigade) in die deutsche Division Schnelle Kräfte integriert.

Nur zwei Jahre später unterzeichneten beide Länder eine Absichtserklärung zur schrittweisen Integration des Seebataillons der Deutschen Marine in die Königlich Niederländische Marine, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Und in Lohheide (Niedersachsen) gibt es das deutsch-niederländische Panzerbataillon 414.

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