In ihrer Rede vor Beginn des Großen Zapfenstreichs wünschte Angela Merkel ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz viel Erfolg. Foto: Picture alliance/Odd Andersen

In ihrer Rede vor Beginn des Großen Zapfenstreichs wünschte Angela Merkel ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz viel Erfolg. Foto: Picture alliance/Odd Andersen

02.12.2021
Yann Bombeke

Großer Zapfenstreich für Angela Merkel – scheidende Kanzlerin ruft zum Kampf für die Demokratie auf

Es war ein würdevolles Abschiedsgeschenk der Bundeswehr für die Bundeskanzlerin: Mit einem Großen Zapfenstreich wurde Angela Merkel auf dem Paradeplatz im Bendlerblock geehrt. Die scheidende Kanzlerin rief in ihrer vermutlich letzten öffentlichen Rede im Amt zum Kampf für die Demokratie auf.

Ihre letzten Arbeitstage hätte die Bundeskanzlerin sicherlich lieber auf andere Art und Weise verbracht – doch die Bundesrepublik ist im Krisenmodus, eine Entspannung der Pandemielage mit steigenden Inzidenzen und neuen Virusvarianten ist nicht in Sicht. So musste Angela Merkel ein wahrscheinlich letztes Mal gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der Länder und mit SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz eine zähe Debatte über die zu beschließenden Corona-Maßnahmen führen.

Deutlich entspannter dürfte der Abend für Merkel gewesen sein. Auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums wartete das größte Zeremoniell auf die Bundeskanzlerin, das die Bundeswehr zu bieten hat: der Große Zapfenstreich. Bevor der begann, hielt Angela Merkel ihre vermutlich letzte öffentliche Rede als Bundeskanzlerin. Vor rund 200 Gästen – mehr waren aufgrund der Pandemielage nicht im Bendlerblock anwesend, zudem galten strikte 2G+-Regeln – äußerte Merkel Dankbarkeit und Demut. „Demut vor dem Amt, das ich so lange ausüben durfte und Dankbarkeit für das Vertrauen, das ich erfahren durfte“, sagte die scheidende Kanzlerin. Merkel rief aber auch eindringlich dazu auf, die Demokratie gegen Hass, Gewalt und Falschinformationen zu verteidigen. „Unsere Demokratie lebt auch davon, dass überall da, wo Hass und Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen erachtet werden, unsere Toleranz als Demokratinnen und Demokraten ihre Grenze finden muss“, sagte Merkel, die nach 16 Jahren aus dem Amt scheidet. Die 67-Jährige dankte allen, „die sich mit aller Kraft gegen die 4. Welle“ der Pandemie stemmen, auch „den vielen helfenden Händen der Bundeswehr“. Ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz wünschte sie „alles Gute und eine glückliche Hand und viel Erfolg“.

Anschließend begann mit dem Einzug des Großen Zapfenstreichs zu den Klängen des Yorckschen Marschs von Ludwig van Beethoven das eigentliche Zeremoniell. Drei Musikstücke hatte sich die Bundeskanzlerin gewünscht: Das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich“, „Für mich soll´s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef und „Du hast den Farbfilm vergessen“, ein Lied von Nina Hagen aus dem Jahre 1974. Insbesondere letztgenanntes muss eine kleine Herausforderung für das Stabsmusikkorps der Bundeswehr gewesen sein – es blieb nur eine Woche, um es einzustudieren.

Doch die Bundeswehr-Musiker sind außergewöhnliche Musikwünsche gewohnt. Die Zeiten, in denen beim Großen Zapfenstreich nur klassische Militärmärsche gespielt wurden, sind schon lange vorbei. So wünschte sich Gerhard Schröder 2005 bei seiner Verabschiedung als Bundeskanzler „Summertime“ von George Gershwin, das „Moritat von Mackie Messer“ aus der Dreigroschenoper und „My Way“ von Frank Sinatra. Beim Großen Zapfenstreich zum Abschluss des Afghanistan-Einsatzes überraschte das Stabsmusikkorps vor der Kulisse des Reichstagsgebäudes noch vor wenigen Wochen mit der Filmmusik aus der US-Serie „Band of Brothers“.

Sichtlich gerührt lauschte Angela Merkel den Liedern, die sie ausgewählt hatte. Die restliche Zeremonie folgte wiederum dem üblichen, festen Rahmen des Großen Zapfenstreichs: Nach dem Großen Zapfenstreichmarsch hieß es „Helm ab zum Gebet“, abgeschlossen wurde die Zeremonie wie es seit 1922 Tradition ist mit der Nationalhymne. Kurz darauf verließ eine lächelnde Angela Merkel in ihrer Limousine den Bendlerblock. Harmonischer hätte der Abschied der Bundeskanzlerin von der Bundeswehr nicht sein können.

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