Am Mittwoch kehrten die letzten 264 Soldatinnen und Soldaten aus Afghanistan zurück. Viele Menschen in Deutschland reagierten enttäuscht und mit Unverständnis, dass kein Politiker nach Wunstorf kam, um die Rückkehrer in Empfang zu nehmen. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Hauke-Christian Dittrich

Am Mittwoch kehrten die letzten 264 Soldatinnen und Soldaten aus Afghanistan zurück. Viele Menschen in Deutschland reagierten enttäuscht und mit Unverständnis, dass kein Politiker nach Wunstorf gekommen war, um die Rückkehrer in Empfang zu nehmen. Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Hauke-Christian Dittrich

02.07.2021

Keine Repräsentanten von Staat und Politik bei Afghanistan-Rückkehr – Wüstner: Habe Verständnis für jeden Soldaten, der enttäuscht ist

Es war ein wichtiger Tag für Deutschland, der vergangene Mittwoch: Auf dem Fliegerhorst Wunstorf landeten die letzten 264 Soldatinnen und Soldaten aus Afghanistan, der Einsatz am Hindukusch ist damit Geschichte. Der Bedeutung entsprechend haben praktisch sämtliche Medien in Deutschland darüber berichtet. Empfangen wurde die Truppe von Generalleutnant Erich Pfeffer, Befehlshaber des Einsatzführungskommandos. Vertreter des Bundestags, also die Auftraggeber der Parlamentsarmee, waren nicht zugegen. Tatsächlich war überhaupt kein Politiker gekommen, kein Angehöriger der Bundesregierung, der Bundespräsident auch nicht, niemand.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, selbst wegen einer Auslandsreise verhindert, erklärte dazu, man habe eine „ganz stille Ankunft“ vereinbart: „Jetzt ist erstmal die Zeit, dass die Kameradinnen und Kameraden so schnell wie möglich zu ihren Familien können.“ Für Ende August sei dann aber ein großer Abschlussappell gemeinsam mit dem Bundespräsidenten geplant.

Die Umstände des Empfangs sorgten dennoch nicht nur bei vielen Soldaten für Zorn, sie fiel auch den Journalisten unangenehm auf, die in großer Einmütigkeit kommentierten. „Bild“ schrieb, das Verhalten der Politiker sei „schmerzhafte Enttäuschung für alle in unserer Armee“, der Herausgeber der FAZ hielt fest: „Fußballspieler kann man so behandeln, Soldaten nicht.“

Der Bundesvorsitzende Oberstleutnant André Wüstner, selbst Infanterieoffizier mit Afghanistan-Erfahrung: „Ich habe großes Verständnis für jeden Soldaten, der enttäuscht ist von der totalen Abwesenheit von Repräsentanten von Staat und Parlament. Ich bin auch sicher, dass man unter Corona-Bedingungen und ohne große Reden seine Achtung und seinen Respekt erweisen kann, einfach durch Anwesenheit. Ich hätte das für eine Selbstverständlichkeit gehalten. Davon unabhängig ist der geplante Abschlussappell eine gute und wichtige Sache.“ Einen erfreulichen Aspekt kann Wüstner der Angelegenheit abgewinnen: „Es tut gut zu sehen, dass die oft und gerne gescholtenen Medien hierzulande offensichtlich immer noch ein Herz für die Truppe haben.“

Für den Deutschen BundeswehrVerband hält der Bundesvorsitzende fest: „Wir sind froh und dankbar, dass die letzten Soldatinnen und Soldaten sicher heimgekehrt sind. Gleich, wie die Entwicklung in Afghanistan weitergeht: Die Bundeswehr hat ihren Auftrag am Hindukusch selbstlos, mutig und tapfer erfüllt. Ihr gebührt Dank und Anerkennung des ganzen Landes. Ganz besonders gelten unsere Gedanken bei dieser Gelegenheit jenen Kameraden, die in Afghanistan ihr Leben verloren haben. Ihr Opfer muss Ansporn und Verpflichtung in mehrfacher Hinsicht sein: Zum einen muss der Einsatz ressortübergreifend schnell und schonungslos evaluiert werden, damit sich die Fehler vom Hindukusch nicht wiederholen, beispielsweise in Mali. Des Weiteren muss eine nationale Strategie für Einsätze formuliert werden, die definiert: Was sind unsere Interessen, was sind wir bereit, dafür einzusetzen? Und schließlich: Es muss sichergestellt sein, dass unsere Truppen im Einsatz bestmöglich ausgestattet sind. Das schließt ausdrücklich Unterstützung durch bewaffnete Drohnen ein.“

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