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Westdeutsche Leopard-1-Kampfpanzer und Gepard-Zwillings-35-mm-Selbstfahr-Luftabwehrkanonen halten auf einer Straße während „Central Guardian“, einer Phase der Übung „Reforger 1985". Foto: SGT. David Nolan/US Military
70 Jahre Bundeswehr, das wird in diesem Jahr am 12. November 2025 groß gefeiert: Es wird ein Fest in Zeiten des dramatischen Umbruchs der Streitkräfte – einer von vielen, den die Bundeswehr seit ihrer Gründung am 12. November 1955 erlebt hat.
Der 12. November 1955 war ein trüber, grauer nasskalter Tag, Außentemperatur 8,2 Grad Celsius. In der Kraftfahrzeughalle der Bonner Ermekeilkaserne hatten sich die ersten 101 Freiwilligen versammelt, die sich für den Dienst in den neuen Streitkräften der Bundesrepublik verpflichtet hatten. Die meisten der Soldaten, die ihre Ernennungsurkunde vom ersten Verteidigungsminister Theodor Blank erhielten, waren in zivil erschienen, Uniformen trugen wenige Offiziere, unter ihnen die beiden Generalleutnante Adolf Heusinger und Hans Speidel.
„Meine Herren, wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die mit dem heutigen Tage sichtbar werdende Aufstellung unserer Streitkräfte nicht nur eine organisatorisch-technische Aufgabe ist; im entscheidenden Maße wird es auf die Menschen ankommen und auf den Geist, mit dem diese Menschen an ihre Aufgaben herangehen“, rief Theodor Blank den Soldaten zu.
Der gerade beendete Korea-Krieg, der Volksaufstand in der DDR lag erst zwei Jahre zurück, weitere Konflikte, der Ungarn-Aufstand sollte ein Jahr später folgen – alles das machte mehr als deutlich: Ohne westdeutsche Streitkräfte wird es nicht gelingen, im Kalten Krieg zwischen Ost und West zu widerstehen. Das war die Maxime bei der schnellen Aufstellung, bis 1973 war das Planungsziel von 500 000 Soldaten erreicht, das war die Doktrin bis zum 9. November 1989, als mit dem Fall der Berliner Mauer klar wurde, dass der Ostblock am Ende war.
Am 3. Oktober 1990 endete die Ära der Nationalen Volksarmee der DDR, die Bundeswehr integrierte als Armee der Einheit 90 000 Soldaten der NVA und 47 000 Zivilbeschäftigte, um kurze Zeit später wieder zu schrumpfen, denn in den Zwei-plus-Vier-Verträgen zur Deutschen Einheit, im September 1990 unterschrieben und am 15. März 1991 in Kraft getreten, war klar geregelt: „Die Truppenstärke der deutschen Streitkräfte wird von weit über 500 000 auf 370 000 Mann reduziert und beschränkt.“
Also war die erste Aufgabe von Generalleutnant Jörg Schönbohm, Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost und danach bis 1992 Inspekteur des Heeres, die größte Armee, die Deutschland seit 1945 hatte, wieder zu schrumpfen.
Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU), von 1992 bis 1998 im Amt, gab die Parole aus, die Truppe müsse in Hauptverteidigungskräfte und voll präsente Krisenreaktionskräfte eingeteilt werden, das führte zu internem Ärger, vor allem weil es ein Ungleichgewicht bei der Ausstattung gab, Kritiker sprachen von einer „Zwei-Klassen-Armee“. Das war der Anfang der Einsatzarmee, die sich nach dem „Out-of-Area-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts ab 1994 an UN- und NATO-Missionen beteiligen konnte, ohne dass dafür das Grundgesetz geändert werden musste. Von Landes- und Bündnisverteidigung sprach niemand mehr. Deutschland war umzingelt von Freunden.
Ab dem Jahr 2002 war der Transformationsprozess der Bundeswehr in vollem Gange, die Minister Rudolf Scharping und Peter Struck (SPD), danach Franz-Josef Jung und Karl-Theodor zu Guttenberg (CDU/CSU) ließen in ihren Amtszeiten die Einsatzarmee formen, die ab 2002 in Afghanistan kämpfte. Die Truppe schrumpfte auf 250 000 Soldaten, vorher hatte die Weizsäcker-Kommission Strukturreformen angeregt, eine Kommission später war man bei einer Zielgröße von 180 000 Soldatinnen und Soldaten. 2011 wurde, ein Sparvorschlag des IBuK, der Grundwehrdienst, der nur noch sechs Monate dauerte, ausgesetzt. Ein historischer Fehler, prognostizierten Experten damals – die Wahrheit ist, freiwillig Wehrdienstleistende gab es nie in nennenswerter Größenordnung, der Freiwillige Wehrdienst Heimatschutz, im Jahr 2021 eingeführt, ist inzwischen wieder abgeschafft.
2016 schließlich veröffentlichte das BMVg das Weißbuch „Zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“. Federführend war als Leiter der Projektgruppe Weißbuch Brigadegeneral Carsten Breuer, heute Generalinspekteur der Bundeswehr. Zwei Jahre zuvor hatte der Ukraine-Krieg begonnen, die sogenannten Separatisten, die im Donbass und in Donezk gegen den Staat und für Russland kämpften, waren von Moskau aus gesteuerte Truppen, die nach der Annexion der Krim im März 2014 gegen die Ukraine operierten. „Ich denke hier vor allem an den Schutz unseres Territoriums und unserer Bürgerinnen und Bürger. Aber wir müssen hier weiter, grundsätzlicher denken. So ist es auch in unserem Interesse, dass die regelbasierte internationale Ordnung fortbesteht“, beschrieb General Carsten Breuer 2016 die Maximen des Weißbuchs. Das war der Beginn der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung.
LV/BV ist vor allem seit der Großinvasion und der Ausweitung des Krieges Russlands gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 das Wort, DER Begriff der Zeitenwende. Rolle rückwärts, könnte man auch sagen. Mit 100 Milliarden Euro Sondervermögen ab 2022 und der Option, ab 2025 mit der neuen Bundesregierung auch mit viel Geld unter Aufhebung der Schuldenbremse, wenn die Ausgaben für Verteidigung ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von derzeit 43 Billionen Euro übertreffen. Viel Geld für Material. Was nicht so einfach zu beschaffen ist, ist das Personal.
Die Bundeswehr sucht händeringend Soldatinnen und Soldaten, will sie die NATO-Zielgröße von 260 000 Zeit- und Berufssoldaten bis zum Jahr 2035 erreichen, allein das Heer, so hat der langjährige Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, seinem Generalinspekteur zum Abschied im September geschrieben, brauche dafür allein bis zum Jahr 2029 45 000 weitere aktive militärische Dienstposten und weitere 15 000 für die Reserve. „Wir müssen frühzeitig die Voraussetzungen schaffen, damit das Heer gegen einen hoch technisierten und massiv auf dem Gefechtsfeld auftretenden Gegner bestehen kann“, resümiert Mais.
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