Auftrag für Sturmgewehr soll nun doch an den Traditionslieferanten Heckler & Koch gehen
Es ist ein weiterer Schritt im Tauziehen um die Nachfolge des G36. Das Verteidigungsministerium will den Auftrag für die Lieferung des neuen Sturmgewehrs nicht mehr an den Thüringer Waffenhersteller Haenel vergeben. Über eine entsprechende Entscheidung seien am Montag Verteidigungspolitiker von Regierung und Opposition im Bundestag unterrichtet worden, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Als Entscheidungsgrundlage nennt das BMVg konkrete Hinweise auf Patentrechtsverletzungen, die Ende vergangenen Jahres in Expertengutachten dargestellt worden seien. Diese betreffen das angebotene Magazin der Haenel-Waffe und spezielle Bohrungen, aus denen eingedrungenes Wasser wieder austreten kann, eine Funktion mit dem klangvollen Namen „over the beach“.
Haenel aus Suhl hatte sich bei dem Bieterverfahren für 120.000 Waffen überraschend gegen den Oberndorfer Traditionslieferanten Heckler & Koch durchgesetzt, doch dann zog das Verteidigungsministerium die Auftragsvergabe im Oktober 2020 vorerst zurück, bis die Patentfrage geklärt ist. Jetzt scheint sich das BMVg für einen Ausschluss von Haenel entschieden zu haben, womit nun offenbar Heckler & Koch als einziger verbleibender Bieter zum Zuge kommt.
Bereits im Januar teilte Haenel-Geschäftsführer Olaf Sauer mit, dass die Waffenfirma im Falle einer Nichtberücksichtigung bei der Vergabe den Rechtsweg beschreiten und notfalls Klage einreichen wird. Dies könne zu möglichen Schadenersatzzahlungen an Haenel führen, hieß es am Montag.
Um das bereits von Heckler & Koch gelieferte Vorläufermodell G36 hatte sich 2012 eine Affäre entwickelt, die mit Hinweisen auf Probleme mit der Treffgenauigkeit begonnen hatte. Späteren amtlichen Untersuchungen zufolge traten diese nach langen Schussfolgen oder auch unter Hitzeeinwirkung auf. Von den Soldaten ist die Waffe bis heute geschätzt. Die frühere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte dennoch 2015 entschieden, das G36 auszumustern.