Die Mehrheit der Deutschen würde die Heimat mit der Waffe verteidigen: Bei der Übung "Quadriga 2025" trainieren im September Soldaten der Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz bei Weißkeißel. Foto: Picture alliance / photothek.de | Florian Gaertner

11.09.2025
Von Frank Jungbluth

Deutsche sind wehrbereiter als Politiker denken

52 Prozent aller deutschen Männer unter 50 Jahren sind bereit, die Heimat mit der Waffe zu verteidigen, auch in der Altersgruppe der 16 bis 29-Jährigen sind das 45 Prozent. Die absolute Mehrheit aller befragten Frauen und Männer, 53 Prozent, ist auch für einen neuen Wehrdienst - das sind zwei Ergebnisse der neuen Studie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw).

Die Bedrohung aus Russland, nach dem massiven Drohnenangriff auf polnisches Gebiet vor kurzem noch deutlicher spürbar, das nachlassende Vertrauen in die USA als verlässlicher NATO-Bündnispartner und eine immer größer werdende Zustimmung zur Steigerung der deutschen Verteidigungsausgaben: Das sind nur drei von vielen Gründen, die für die wachsende Wehrbereitschaft sorgen, die ein Ergebnis der aktuellen Studie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) ist. 52 Prozent aller deutschen Männer unter 50 Jahren sind bereit, die Heimat mit der Waffe zu verteidigen. Die absolute Mehrheit aller befragten Frauen und Männer, 53 Prozent, ist auch für einen neuen Wehrdienst.

Als in der Nacht vom vergangenen Dienstag auf Mittwoch mindestens 20 russische Drohnen in den Luftraum über Polen eingedrungen waren, stiegen letztlich – so die neuesten Erkenntnisse – niederländische F35-Kampfjets auf, um der Angriffswelle, die offenbar von Belarus aus gestartet war, zu bekämpfen. Die Kampfdrohnen waren auf dem Weg zu einem NATO-Stützpunkt im östlichen Nachbarland. Der Test für das Bündnis belegt, dass Russland noch weiter geht und tatsächlich die Möglichkeiten eines Angriffs auf die NATO ausprobiert, nachdem Putins Truppen am 24. Februar 2022 mit der Großinvasion der Ukraine an der Ostflanke begonnen haben.

Polen rechnen eher mit russischem Angriff

Die NATO kalkuliert, dass Russland ab 2029 das Bündnis herausfordern könne, in Polen, so sagt die polnische Militär- und Osteuropa-Expertin Justyna Gotkowska im Gespräch mit dem DBWv-Magazin „Die Bundeswehr“, rechne mal schon seit Jahren damit, dass Russland bereits 2026/27 dazu fähig sei. Diese spürbare Bedrohung führt auch bei den 2049 Bürgern, die das ZMSBw in seiner Studie befragt hat, dazu, die Lage realistisch einzuschätzen. Ausgewertet hat die Ergebnisse der wissenschaftliche Oberrat Timo Graf vom Militärsoziologischen Institut, der die Studie seit 2022 leitet.

Mehrheit für höhere Militärausgaben

Russland wird von den Befragte eindeutig als militärische Bedrohung für die Sicherheit Deutschlands empfunden, das sehen 67 Prozent der Befragten so. Deshalb ist auch die Zustimmung zu steigenden Investitionen in die Streitkräfte groß: 65 Prozent, sieben Prozent mehr als vor einem Jahr, sind für eine finanzielle und personelle Stärkung der Truppe. Deutschland solle, das sagt auch eine Mehrheit, als militärische Führungsnation in der NATO-Bündnisverteidigung agieren und deswegen wird auch die Präsenz deutscher Streitkräfte an der NATO-Ostflanke unterstützt, dazu zählt auch die neue Panzerbrigade 45 „Litauen“.

Zustimmung zum “neuen Wehrdienst”

Die Zustimmung zum „neuen Wehrdienst“ ist gewachsen, viele glauben: Der neue Wehrdienst werden der Bundeswehr bei der Personalgewinnung helfen und die Fähigkeit der Truppe zur Landes- und Bündnisverteidigung stärken. 59 Prozent der Männer sind insgesamt für diesen Dienst, in der im Schwerpunkt betroffenen Altersgruppe zwischen 16 und 29 Jahren auch 45 Prozent. Die Zustimmung zum Dienst ist sowohl bei Wählern der CDU mit 65 Prozent, aber auch bei denen der SPD mit 61 Prozent stark ausgeprägt. Die Auswahl für den Wehrdienst sollte, so die klare Mehrheit der Befragten (70 Prozent!) mit einem verpflichtenden medizinischen Eignungstest – vergleichbar mit der Musterung früher – und nach einem persönlichen Gespräch getroffen werden. Der Wehrdienst müsse mindestens 12 Monate dauern, meint knapp die Hälfte der Befragten.

SPD-Wähler für Heimatverteidigung

Auch bei denen, die Deutschland mit der Waffe verteidigen würden (52 Prozent Zustimmung), sind zu fast 50 Prozent Befürworter, die entweder CDU oder SPD wählen würden. Bei potenziellen AfD-Wählern ist die Bereitschaft um fünf Prozent größer, bei jenen der Linkspartei erwartungsgemäß mit 19 Prozent kleiner.

Die Bundeswehr genießt, so ein Ergebnis der Studie, einen unverändert guten Ruf: 84 Prozent vertrauen der Truppe, nur die Polizei erreicht vier Punkte mehr. Leider schlägt sich das nicht in den Zahlen nieder, wenn es um den Arbeitgeber Bundeswehr geht. Nur zehn Prozent der Befragten können sich vorstellen, „als Soldatin oder Soldat bei der Bundeswehr zu arbeiten“, wie in der Studie beschrieben ist. 53 Prozent vertrauen – so der Vergleich in der ZMSBw-Studie – den politischen Parteien. 

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