Aus den Auslandseinsätzen der Bundeswehr ist die Feldpost nicht mehr wegzudenken - wie auf diesem Bild von 2016 im Kosovo. Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke

15.01.2023
Von Manuel Ebel

Eine Brücke in die Heimat

Vor etwas über 30 Jahren wurde das erste Feldpostamt der Bundeswehr bei einem Auslandseinsatz eingerichtet. Mittlerweile ist die Feldpostorganisation der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der Deutschen Post elementarer Bestandteil der Einsätze.

Seit nunmehr 30 Jahren hat sich die Feldpostorganisation der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der Deutschen Post AG in vollem Umfang bewährt und ist unverändert elementar für die Motivation der Truppe in den Einsätzen im Rahmen des internationalen Krisenmanagements und bei Übungen der Bundeswehr im Ausland. Bundeswehrangehörigen, die aufgrund ihres Einsatzes gewerbliche Postdienstleistungen nicht in Anspruch nehmen können, ist nach Möglichkeit über das Feldpostsystem ein Leistungsangebot anzubieten, welches mit dem Angebot in Deutschland vergleichbar ist. Alleine im Jahr 2021 wurden rund 130.000 Briefe sowie 165.000 Päckchen und Pakete mit einem Gesamtgewicht von rund 1300 Tonnen transportiert.

Doch wie sorgt die Bundeswehr dafür, dass diese Vereinbarung für Soldatinnen und Soldaten bei längeren Auslandsaufenthalten umgesetzt wird?

Sicherlich steht in der heutigen Zeit die virtuelle Kommunikation an oberster Stelle. Die Bundeswehr stellt hier viele verschiedene Rahmenbedingungen zur Verfügung, damit im Zeitalter von Social Media und Echtzeit-Videotelefonie alle Kommunikationswege genutzt werden können. Allerdings erfreut sich die jahrhundertalte Methode der Informationsweitergabe – der handgeschriebene Brief – im Einsatz unverändert großer Beliebtheit.

Das Portfolio der Feldpost hat sich im Laufe der Zeit erweitert, sodass diese mittlerweile wesentlich mehr als nur den Transport von Briefen und Postkarten wie zum Beispiel auch den Päckchen- und Paketversand in beiden Verkehrsrichtungen bietet. Zudem besteht für Soldatinnen und Soldaten mit Postbankkonto die Möglichkeit, ihre Bankgeschäfte wie Ein- und Auszahlungen auch im Feldpostamt fernab der Heimat durchzuführen. Hierzu bedient sich die Feldpostorganisation nach wie vor äußerst bewährter analoger Verfahrensweisen. Anders als in Postfilialen in Deutschland werden eingehende Sendungen, beispielsweise im Feldpostamt in Gao/Mali, immer händisch erfasst und in Listen geführt. Die Feldpost ist somit auch imstande, ortsunabhängig und autark, lediglich mit Listen, auch zum Beispiel bei Stromausfall die Annahme und Ausgabe von Postsendungen zu gewährleisten.

Von Rom bis Phnom Penh – die Geschichte einer Institution

Einige kennen noch die Feldpostbriefe ihrer Groß- oder Urgroßeltern. Sie stellten damals die einzigen Kommunikationsmöglichkeiten zwischen der Heimat und der Front im Ersten und Zweiten Weltkrieg dar. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges und mit Gründung der Bundeswehr 1955 war zunächst eine Feldpostversorgung von Soldaten nicht erforderlich. Erste Überlegungen für eine Postversorgung der neu aufgestellten Streitkräfte und deren Angehöriger im Inland gab es in den 1960er-Jahren. Aber erst im November 1972 wurde eine offizielle „Feldpostvorschrift der Bundeswehr“ erlassen, die 1978 in die „Feldpostverordnung“ des Bundesministers für Post- und Fernmeldewesen übernommen wurde. Allerdings war vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus den Weltkriegen die Feldpostversorgung zunächst nur für den Spannungs- oder Verteidigungsfall im Inland konzipiert.

Bei einem fünfwöchigen Hilfseinsatz nach einem Erdbeben in Italien 1980 zeigte sich allerdings erstmalig, dass es keine geregelte Postversorgung für im Ausland eingesetzte Soldaten gab, sodass zwei Jahre später ein neues Verfahren erprobt wurde. Im Rahmen der Übung „Leuchtendes Morgenrot“ der damaligen 1. Gebirgsdivision wurden erstmalig 40 Feldpostbetriebsdienststellen eingerichtet. Als Feldpostpersonal dienten damals wie heute wehrübende Postbeschäftigte. Von da an dauerte es jedoch fast noch ein Jahrzehnt, bis ein weiterer Schritt hin zu einem funktionierenden Feldpostsystem gemacht werden konnte. Im Jahr 1992 schloss das Verteidigungsministerium mit der Deutschen Bundespost dann einen Vertrag, der die Zusammenarbeit für die Feldpostversorgung im Einsatz regelte.

Die erste Bewährungsprobe fand noch im selben Jahr bei einem humanitären Einsatz in Kambodscha statt. Der damalige Postbeamte und Stabsfeldwebel der Reserve Karl-Heinz Jungnischke eröffnete am 22. Mai 1992 in Phnom Penh das erste Feldpostamt der Bundeswehr bei einem Auslandseinsatz. Rund 150 Sanitätssoldatinnen und -soldaten betrieben dort bis November 1993 ein Feldlazarett mit 60 Betten für die medizinische Versorgung der bei der UN-Mission UNTAC eingesetzten Soldaten und für Teile der Zivilbevölkerung. Seit diesem Zeitpunkt ist die Feldpostversorgung der Bundeswehr fast ununterbrochen in Auslandseinsätzen und bei Übungen der Bundeswehr im Ausland in den verschiedensten Regionen der Erde präsent.

Die Feldpost im Betrieb und Einsatz

In der Feldpostorganisation der Bundeswehr unterscheiden wir zwischen verschiedenen Feldpostbetriebsdienststellen. Diese untergliedern sich in Feldpostleitstellen, Feldpostumschlagämter und Feldpostämter, welche durch Reservedienstleistende, die originär bei der Deutschen Post AG beschäftigt sind, betrieben werden. Des Weiteren können Feldpoststellen durch nebenamtliches Personal eingerichtet und betrieben werden.

Zu den Größten unter den Feldpostbetriebsdienststellen gehören die Feldpostleitstellen, von der bis zu drei im Bedarfsfall in ortsfesten logistischen Einrichtungen in der logistischen Basis Inland betrieben werden können. Derzeit ist davon lediglich eine, nämlich die Feldpostleitstelle in Pfungstadt beim Bundeswehrdepot Süd und dem Deutschen Logistik-Hub (LogHub) in der Nähe von Darmstadt, aktiv. Hier werden alle Sendungen, die von Angehörigen, Freunden oder anderen Versendern an die Feldpostnutzer im Einsatz- oder im Übungsgebiet gesendet werden, zunächst zentral an die bekannte Adresse „über Feldpost, 64298 Darmstadt“ geschickt. Die Feldpostleitstelle nimmt hier alle Sendungen, die über zertifizierte Postdienstleister angeliefert werden, an und fungiert als Umschlagsplatz für alle Einsatz- und Übungsgebiete mit Feldpostversorgung.

Ab dem Zeitpunkt der Übernahme der Sendungen in Pfungstadt befinden sich diese im Feldpostkreislauf der Bundeswehr, wobei diese dann im Trackingsystem bei den zivilen Postdienstleistern als zugestellt gelten. Eine mögliche Sendungsverfolgung kann insofern nur noch bundeswehrintern durchgeführt werden. Bundeswehrpersonal, zum Beispiel speziell ausgebildete Feldjäger, kontrollieren mit Hilfe von Röntgenanlagen die Lufttransportsicherheit aller Sendungen. Somit ist sichergestellt, dass Sendungen mit dem Verdacht auf Gefahrgut vom Weitertransport in Luftfahrzeugen ausgeschlossen werden können. Anschließend sortiert die Feldpostleitstelle die Sendungen den jeweiligen Feldpostämtern und -stellen in den Übungs- und Einsatzgebieten zu. Zeitgleich vergibt sie, wenn die Sendungen nicht durch die Deutsche Post AG, sondern durch einen anderen zertifizierten Postdienstleister angeliefert wurden, neue eigene Sendungsnummern, um im Falle einer Nachforschung den Sendungsstatus plausibel nachvollziehen zu können.

Alle Sendungen werden dann durch die Feldpostsoldatinnen und -soldaten der Feldpostleitstelle für den Transport vorbereitet und in entsprechenden Transportbehältnissen verpackt. Im Rahmen der sicheren Lieferkette für den Transport werden diese Behältnisse verbändert und verplombt, um die Einhaltung des Postgeheimnisses nach §39 des Postgesetzes stets zu wahren. Mit Übergabe der so gesicherten Transportbehältnisse an das Bereitstellungs- und Umschlagzentrum (BUZ) im Bundeswehrdepot Süd und DEU LogHub werden diese dann versandfertig gemacht.

Durch das Logistikzentrum der Bundeswehr werden die Versandstücke letztendlich von zentraler Stelle disponiert und an verschiedene zivile Rahmenvertragspartner übergeben. Die Sendungen werden dann im Land- und/oder Lufttransport direkt an ein Feldpostamt oder an eine Feldpoststelle in das Einsatz- oder Übungsgebiet befördert. Für die Sendungen, die aus den Einsatz- und Übungsgebieten der Bundeswehr nach Deutschland zurückbefördert werden, übernimmt die Feldpostleitstelle in Pfungstadt die Vorbereitung zum Weitertransport an die Zieladressaten. Darunter fällt unter anderem auch der zwischenzeitlich noch notwendige Transport zur zollrechtlichen Einfuhrprüfung, die zentral in Speyer durchgeführt wird. Nach dem Abschluss der zollrechtlichen Prüfung werden die Sendungen über den Postkreislauf der Deutschen Post AG zum Empfänger befördert.

Wie eine Spinne im Netz

Die Feldpostumschlagämter verteilen die Feldpostsendungen in größeren Missionen an mehrere Feldpostämter und -stellen und tragen Sorge dafür, dass die sichere Lieferkette eingehalten wird. Das Feldpostumschlagamt wirkt koordinierend zwischen der Feldpostleitstelle und den Feldpostämtern sowie Feldpoststellen wie eine Spinne im Netz mit vielen Verknüpfungspunkten. Weiterhin kann das Feldpostumschlagamt auch als Feldpostamt für vor Ort stationierte Kräfte betrieben werden. Feldpostumschlagämter wie zum Beispiel während des Afghanistan-Einsatzes in Mazar-e-Sharif werden nur nach Bedarf und bei erheblichen Sendungsmengen für verschieden dislozierte Feldpostämter und -stellen eingerichtet.
 
Die Feldpostämter in den Einsatz- und Übungsgebieten stellen die reibungslose Feldpostversorgung für alle Feldpostnutzer vor Ort sicher. Die Anzahl der eingesetzten Feldpostfeldwebel und -soldaten richtet sich je nach der Personalstärke des Bundeswehrkontingentes im jeweiligen Einsatz- oder Übungsgebiet. In manchen Einsätzen leitet das Feldpostamt auch lediglich ein Feldpostfeldwebel allein. Die Feldpostfeldwebel und -soldaten sind sowohl postfachlich als auch militärisch ihrem Dienstgrad entsprechend ausgebildet und können somit grundsätzlich auch zu allgemeinmilitärischen Diensten (zum Beispiel Campwache, Bereitschaftsdienste etc.) herangezogen werden.

Für alle Feldpostsoldatinnen und -soldaten stellen der Servicegedanke und die Kameradschaft einen wesentlichen Beitrag ihres Handelns dar. Auch außerhalb der allgemeinen Öffnungszeiten des Feldpostamtes können Soldatinnen und Soldaten, die zum Beispiel von einer langen, mehrtägigen Patrouille ins Lager zurückkehren, ihre Post beim „Posti“ empfangen. Denn nach entsprechenden Absprachen öffnet er einfach seine Tür und zwar nicht nur beim Empfang der Post, sondern auch bei kleinen Anliegen wie bei folgenden Fragen: Welches Porto gehört auf das Päckchen? Wo muss die Absender- und Empfängeradresse auf den Sendungen aufgetragen werden? Für alle diese Fragen stehen die zuständigen Feldpostlerinnen und Feldpostler mit Rede und Antwort zur Verfügung.

Feldpoststellen werden in der Regel in kleineren und Kleinstkontingenten wie zum Beispiel bei Missionen wie UNMISS (United Nations Mission in the Republic of SouthSudan) betrieben. Maßgeblich unterscheiden sie sich von den Feldpostämtern durch das eingesetzte Personal und auch durch das Leistungsangebot. Feldpoststellen werden durch Soldaten in Nebenfunktion, also nicht durch hauptamtliche Postbedienstete als Reservedienstleistende betrieben. Das heißt, dass Kontingentangehörige neben ihrer eigentlichen Funktion (bspw. als Kompanie- oder Personalfeldwebel, Leiter Poststelle des Truppenteils) in die Feldpostorganisation der Bundeswehr integriert werden.

Auch in digitaler Welt unverzichtbar

Für die Durchführung dieser Aufgabe muss das festgelegte Personal bereits in der Einsatzvorausbildung eine dreitägige Einweisung in der Feldpostleitstelle in Pfungstadt absolvieren. Hier wird den künftigen Feldpoststellenbetreibern das nötige feldpostfachliche Wissen von der Annahme bis hin zur Übergabe beziehungsweise Weiterleitung von Postsendungen vermittelt. Die Einweisung wird durch erfahrene Feldpostmitarbeiter und -mitarbeiterinnen der Deutschen Post AG in Zusammenarbeit mit dem Logistikkommando der Bundeswehr durchgeführt. Auch Handgriffe wie zum Beispiel die Ve¬r¬bänderung und Verplombung einer Sendung oder das Abmessen von Briefen, Päckchen und Paketen für die Bestimmung der Frankierung werden bei der Einweisung vermittelt.

Zusammenfassend gilt es hervorzuheben, dass die Feldpostversorgung der Bundeswehr eine aus den Einsätzen kaum mehr wegzudenkende Institution geworden ist und die „Brücke in die Heimat“ darstellt. Die Verbindung Heimat – Einsatz und Einsatz – Heimat mit dem analogen Medium „Feldpost“ ist auch in einer digitalen Welt weiterhin unverzichtbar.

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