Brigadegeneral Jürgen Uchtmann beantwortet Fragen, wie die Bundeswehr die Berliner Feuerwehr hier unterstützt. Foto: Bundeswehr

Brigadegeneral Jürgen Uchtmann beantwortet Fragen, wie die Bundeswehr die Berliner Feuerwehr hier unterstützt. Foto: Bundeswehr

04.08.2022
Von Frank Schauka (mit Material von dpa)

Update: Experte im Panzer erkundet Sprengplatz im Grunewald - Bundeswehr hilft mit zusätzlicher Spezialtechnik

Berlin. Nach dem mit heftigen Explosionen einhergehenden Großbrand im Berliner Grunewald hat die Polizei mit Hilfe der Bundeswehr das gefährliche und abgesperrte Gelände erkundet. Ein Sprengmeister der Polizei sei am Freitagvormittag mit einem Bergepanzer der Bundeswehr auf das Gebiet gefahren worden und habe erste Eindrücke gesammelt, sagte Feuerwehr-Sprecher Thomas Kirstein.

Nach Auswertung dieser Eindrücke erhalte die Feuerwehr eine Einschätzung der Lage. Davon sei abhängig, ob auch Feuerwehrleute das Gelände betreten dürfen und wann die nahe gelegene Autobahn und die Bahnstrecken wieder freigegeben werden können.

Die Lage im Berliner Grunewald ist bisher unübersichtlich bis explosiv. Große Teile des Feuers sind mittlerweile zwar gelöscht, der Sprengplatz der Berliner Polizei, auf dem der Brand in der Nacht auf Donnerstag – aus bisher unbekannter Ursache – ausgelöst wurde, ist nach Angaben der Berlin Feuerwehr aber weiterhin ein großes Problem.

„Wir müssen damit rechnen, dass es weiter zu Detonationen und zum Trümmerflug kommt“, teilte die Berliner Feuerwehr via Twitter mit. Am späten Donnerstagnachmittag gab es innerhalb der Sicherheitszone die ersten Löscharbeiten. Die Feuerwehr hatte die angrenzenden Waldgebiete bewässert, um ein Ausbreiten der Flammen zu erschweren.
Die Feuerwehr habe „nahezu alles, was es an Technik gibt in Deutschland“ anfahren lassen, sagte Thomas Kirstein, Sprecher der Berliner Feuerwehr, am Freitagmorgen dem rbb. „Wir fahren hier heute groß auf.“

Ob es heute gelingt, die Autobahn Avus sowie den Zugverkehr rund um das Feuer im Grunewald wieder freizugegeben, hängt entscheidend von der Aufklärung der Gefahrenlage am Sprengplatz ab. „Das große Ziel ist, dass man im Laufe des Vormittags Erkenntnisse auf dem Sprengplatz gewinnt. Davon hängt auch die Sperrung ab“, sagte Kirstein.

In die Diskussion um die Lage des Polizei-Sprengplatzes im Grunewald hat sich die Berliner Polizeipräsidentin eingeschaltet und sich offen für eine Verlegung des Platzes gezeigt. Allerdings habe die Berliner Polizei immer noch täglich Einsätze, bei denen Kampfmittel entfernt werden müssten, sagte Barbara Slowik am Freitag im Inforadio des rbb. Weil Transporte für alte Weltkriegsbomben sehr gefährlich seien, werde weiterhin ein nahegelegener Sprengplatz benötigt. Der Sprengplatz der Polizei sei gut gesichert, es gebe Zäune, Überwachungstechnik und rund um die Uhr einen Objektschutz mit Personal vor Ort.

Mit Blick auf den Sprengplatz mitten im beliebten Naherholungsgebiet Grunewald sagte Slowik: „Aktuell ist dieser Sprengplatz die einzige genehmigungsfähige Anlage auf Berliner Grund mit 80.000 Quadratmetern, weit weg von Wohnbebauung, was der Feuerwehr auch gestern sehr genützt hat.“ Auch Brandenburg habe kaum Ressourcen für einen gemeinsamen Sprengplatz im Berliner Umland. „Bisher haben wir da keine Möglichkeit gefunden. Nun wird es neue Gespräche geben.“

Das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr wird die Aufklärungs- und Löscharbeiten heute mit weiterem, zusätzlichem Spezialgerät unterstützen. „Zur Aufklärungszwecken kommt heute der Transportpanzer Fuchs zum Einsatz“, sagte der Presseoffizier des Kommandos TA, Hauptmann Sebastian Nothing, am Freitag dem Verbandsmagazin „Die Bundeswehr“ des Deutschen BundeswehrVerbandes. Bereits am Donnerstagabend sei der Pionierpanzer Dachs eingesetzt worden. Die Berge- und Pionierpanzer der Bundeswehr würden Brandschneisen schlagen, damit sich die Löschkräfte möglicherweise näher an den Brandkern heranwagen könnten, erläuterte Hauptmann Nothing.

Der für Bombenentschärfungen konzipierte ferngesteuerte Spezialroboter Teodor der Bundeswehr soll heute ebenfalls erneut eingesetzt werden, sofern die Lage es erlaubt. Nach Explosionen im Grunewald musste der erste Teodor-Einsatz gestern abgebrochen werden.

Der mit vier Bordkameras und einem schwenkbaren Greifarm ausgerüstete, auf Ketten rollende Roboter Teodor könne „bis zur Null-Linie“ direkt an den Explosionsherd herangesteuert werden, berichtete Presseoffizier Nothing. „So kann ein Lagebild erstellt werden, welche Munition explodiert ist und welche nicht.“ Für die Gefahreneinschätzung ist die Aufklärung durch Teodor deshalb von großer Bedeutung.

Momentan sind im Grunewald zwei Manipulationsfahrzeuge Teodor im Einsatz, neben dem der Bundeswehr ein Teodor des Berliner Landeskriminalamtes. Die offizielle Abkürzung „tEODor“ steht für „telerob Explosive Ordnance Disposal and observation robot“. Auch in Afghanistan war der bis zu 3 km/h schnelle Bombenentschärfungsroboter der Bundeswehr bereits erfolgreich im Einsatz.

Presseoffizier Nothing stellte klar, dass – anders als zunächst erwartet – nicht der Bergungspanzer 3 Büffel im Grunewald eingesetzt werde, sondern ein Bergungspanzer Modell 2A2.

Seit Freitagvormittag unterstützen zudem die zwei Wasserwerfer der Polizei Mecklenburg-Vorpommern den Löscharbeiten im Grunewald.

Berlins CDU-Landeschef Kai Wegner hatte zuvor bereits Verhandlungen mit Brandenburg über einen gemeinsamen Sprengplatz beider Länder gefordert. Aus dem Brand im Grunewald auf und rund um den Sprengplatz der Berliner Polizei müsse man die richtigen Konsequenzen ziehen, sagte Wegner in der rbb-„Abendschau“ am Donnerstag. „So ein Sprengplatz gehört nicht in ein Naherholungsgebiet“, sagte der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende. Es habe immer wieder viele Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern darüber gegeben. „Jetzt müssen Verhandlungen mit Brandenburg geführt werden. Ich hoffe, dass wir da zu gemeinsamen Ergebnissen kommen“, sagte Wegner.

„Das Entscheidende ist, dass man nicht Brandenburg sagen kann: Wir bringen euch unsere Bomben. Das wird nicht funktionieren“, so der CDU-Politiker. „Da muss Berlin auch Kosten tragen, das muss man sich teilen.“ Notwendig sei künftig eine Zusammenarbeit, was Sprengstoff und Bombenfunde angehe.

Neben der Brandbekämpfung werde es eine weitere Aufgabe sein, den Grunewald zu retten, der ein Wahrzeichen Berlins sei. „Und wir müssen aufklären, wie es dazu kommen konnte“, forderte Wegner. Die Berliner CDU hatte bereits 2004 eine Verlegung des Sprengplatzes gefordert. „Ich frage mich, warum erst so etwas passieren muss, bevor wir handeln“, sagte Wegner.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte am Donnerstag bei einem Besuch des Brandorts angekündigt, über den Standort des Sprengplatzes der Berliner Polizei reden zu wollen. Man müsse sich Gedanken machen, wie in Zukunft mit dem Sprengplatz umzugehen sei und ob auf Berliner Stadtgebiet ein solcher Ort der richtige sei.

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