Französischer Konvoi in Mali: Binnen weniger Tage fielen fünf französische Soldaten bei der Anti-Terror-Operation "Barkhane". Foto: Etat-major des Armées.

Französischer Konvoi in Mali: Binnen weniger Tage fielen fünf französische Soldaten bei der Anti-Terror-Operation "Barkhane". Foto: Etat-major des Armées.

09.01.2021
Yann Bombeke

Bitterer Jahreswechsel für französische Kräfte in Mali

Es war ein bitterer Jahreswechsel für die französischen Streitkräfte: Binnen weniger Tage fielen fünf Soldaten bei Anschlägen von Islamisten. Nun steht auch noch der Vorwurf im Raum, dass ein Luftangriff Zivilisten auf einer Hochzeitsfeier getroffen haben könnte.

Die Anti-Terror-Mission Frankreichs in Mali hat mittlerweile 50 französischen Soldaten das Leben gekostet: Bei zwei Anschlägen binnen weniger Tage fielen vier Soldaten und erstmals auch eine Soldatin im Einsatz. Zunächst traf ein improvisierter Sprengsatz am 28. Dezember ein gepanzertes Fahrzeug in der Nähe der Grenzen zu Niger und Burkina Faso. Drei Soldaten des 1. Jägerregiments überlebten den Anschlag nicht. In dieser Region hatte Frankreich erst in den letzten Wochen sein Engagement erhöht. Zu dem Anschlag bekannte sich eine Al-Qaida nahestehende Terrorgruppe.

Wenige Tage später, am 2. Januar, die nächste Hiobsbotschaft: Dieses Mal traf die Explosion ein Fahrzeug des 2. Husarenregiments, das an einer Aufklärungsmission in der Region Menaka beteiligt war. Mit Sergent Yvonne Huynh ist erstmals eine Soldatin der französischen Streitkräfte in Mali gefallen, wo die Franzosen seit Anfang 2013 einen Kampf gegen bewaffnete Terrorgruppen führen. Neben der 33-jährigen Huynh fiel auch der 24-jährige Brigadier Loïc Risser.  Auch diese Attacke reklamiert die Gruppe GSIM für sich, die der französische Kommandeur in Mali, Brigadegeneral Marc Conruyt, laut dem TV-Sender RTL Ende November als „gefährlichsten Gegner“ in Mali bezeichnet hatte. In Paris nahmen zahlreiche Menschen auf dem „Pont Alexandre III“ von den Gefallenen Abschied.

Unklarheit herrscht noch in Bezug auf einen Luftangriff am 3. Januar im Zentrum des Landes. Das französische Verteidigungsministerium gab am vergangenen Dienstag bekannt, bei einem Luftangriff in der Region Douentza dutzende islamistische Kämpfer „neutralisiert“ zu haben. Dem Angriff sei eine umfangreiche Aufklärungstätigkeit vorausgegangen, die klar auf die Aktivität einer bewaffneten terroristischen Gruppe hingewiesen habe. Dorfbewohner aus der Region erzählen aber eine andere Version der Ereignisse: Demnach habe der Luftangriff rund 20 Zivilisten auf einer Hochzeitsfeier getötet, darunter auch Kinder. Dem widersprach das Verteidigungsministerium, das zudem darauf beharrt, dass zwei Kampfjets vom Typ Mirage 2000 den Luftschlag ausgeführt hätten, wogegen die lokale Bevölkerung von einem Hubschrauberangriff spricht. Laut Ministerium waren keine französischen Hubschrauber in der Region im Einsatz.

Und es kommen weitere Negativ-Meldungen: Am Freitagabend berichteten französische Medien, dass bei einem Selbstmordattentat sechs französische Soldaten verwundet wurden. Drei von ihnen solten am heutigen Samstag nach Frankreich ausgeflogen werden, ihre Verwundungen seien aber nicht lebensbedrohlich, berichtete die französische Armee.

Die jüngsten Ereignisse in der Sahel-Zone zeigen erneut, dass Mali aktuell eines der gefährlichsten Einsatzgebiete ist. In Frankreich nehmen die politischen Diskussionen um die Sinnhaftigkeit des Einsatzes zu. Die Bundeswehr ist nicht Teil des französischen Anti-Terrorkampfes, aber sie engagiert sich in Mali mit erheblichen Kräften am UN-Einsatz MINUSMA und an der europäischen Ausbildungsmission EUTM.

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