Am frühen Montagmorgen startete ein erster Airbus A400M in Wunstorf. Es ist der Beginn der Evakuierungsmission der Bundeswehr. Foto: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

Am frühen Montagmorgen startete ein erster Airbus A400M in Wunstorf. Es ist der Beginn der Evakuierungsmission der Bundeswehr. Foto: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

16.08.2021
Yann Bombeke/Material von dpa

Evakuierungsmission: Erste A400M in Richtung Kabul gestartet

Die militärische Evakuierungsmission der Bundeswehr hat begonnen: am Montagmorgen starteten drei Transportflugzeuge von Wunstorf aus in Richtung Kabul, um deutsche Staatsangehörige und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen. Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt herrscht nach der schnellen Einnahme der Stadt durch die Taliban Chaos.

Kabul/Berlin. Hubschrauber kreisen über Kabul, von den Dächern der westlichen Botschaften werden Diplomaten in aller Hast aufgenommen und zum Flughafen gebracht: Bilder, die an den Fall von Saigon am Ende des Vietnamkrieges 1975 erinnern. Es hat nur wenige Stunden gebraucht, bis die Taliban nach der Flucht des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani nahezu die vollständige Kontrolle über Kabul übernommen und verkündet haben, dass der Krieg beendet sei.

Am Wochenende haben sich die Ereignisse nahezu überschlagen – mit einem so schnellen Kollaps der afghanischen Armee hatte wohl kaum jemand gerechnet. Der kampflose Fall von Kabul innerhalb weniger Stunden bringt nun auch die Bundesregierung in Bedrängnis: Die Evakuierungspläne für die geschätzten rund 100 im Land verbliebenen Deutschen mussten nun angesichts der dramatischen Lage beschleunigt werden: So starteten am frühen Montagmorgen drei Transporter vom Typ Airbus A400M von Wunstorf aus in Richtung Kabul. An Bord: Fallschirmjäger der Division Schnelle Kräfte, Feldjäger und Sanitätssoldaten. Nach Angaben der „Bild“ ist auch ein Tankflugzeug vom Typ Airbus A310 MRTT im Einsatz. Ziel der Mission ist es laut BMVg, „deutsche Staatsangehörige, afghanische Ortskräfte und weitere zu Schützende nach Deutschland zu bringen“. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte: „Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet. Es ist ein gefährlicher Einsatz, in de wir jetzt unsere Soldatinnen und Soldaten schicken.“

Wenige Stunden zuvor waren bereits 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug nach Doha im Golfemirat Katar ausgeflogen worden. Am Flughafen von Kabul spielen sich unterdessen chaotische Szenen ab: Verzweifelte Afghanen versuchen, auf das Gelände zu gelangen und einen rettenden Platz in einem Flieger Richtung Ausland zu bekommen. US-Streitkräfte, die den Flughafen militärisch sichern, feuerten Warnschüsse in die Luft. Mehrere Menschen sollen ums Leben gekommen sein, auch weil sie versuchten, sich an eine startende Transportmaschine der US-Luftwaffe zu hängen und dabei zu Tode stürzten. Aufgrund der dramatischen Lage am Flughafen ist es zurzeit noch unklar, ob die Flugzeuge der Bundeswehr in Kabul landen können.

Die Bundeswehr will in den kommenden Tagen eine Luftbrücke mit den A400M der Luftwaffe einrichten. Als Drehscheibe soll Taschkent im Nachbarland Usbekistan dienen. Deutsche Bürger und Ortskräfte sollen zunächst dorthin gebracht und dann mit zivilen Maschinen nach Deutschland geflogen werden.

Außenminister Heiko Maas sagte bereits am Sonntag, dass die Sicherheit der deutschen Staatsangehörigen und der afghanischen Mitarbeiter der vergangenen Jahre „oberste Priorität“ haben. Nach seinen Angaben wird ein „operatives Kernteam“ der Botschaft in Kabul am militärisch gesicherten Teil des Flughafens bleiben, um die Arbeitsfähigkeit der Botschaft zu erhalten und um die weiteren Evakuierungsmaßnahmen mit begleiten zu können. Das eigentliche Botschaftsgebäude wurde geschlossen.

„Wir setzen jetzt alles daran, unseren Staatsangehörigen und unseren ehemaligen Ortskräften eine Ausreise in den kommenden Tagen zu ermöglichen“, sagte Maas. „Die Umstände, unter denen das stattfinden kann, sind aber derzeit schwer vorherzusehen.“ Deshalb stehe die Bundesregierung auch in einem engen Austausch mit den USA und anderen internationalen Partnern.

Einsatzmandat soll am Mittwoch beschlossen werden

In der Kabinettssitzung an diesem Mittwoch soll das Mandat für den Bundeswehreinsatz beschlossen werden. Darüber unterrichtete Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntagabend die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen telefonisch, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Teilnehmerkreisen erfuhr.

In der darauffolgenden Woche soll dann der Bundestag darüber beraten und entscheiden. Am 25. August kommt das Parlament ohnehin zu einer Sondersitzung zusammen, um die Hilfen für die Hochwassergebiete zu beschließen. Dann soll auch der Evakuierungseinsatz auf die Tagesordnung kommen. Bei Gefahr im Verzug können bewaffnete Bundeswehreinsätze wie in diesem Fall auch nachträglich vom Parlament mandatiert werden.

 

Aktualisiert am 16. August 2021 um 14:15 Uhr.

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