Voll des Lobes über Themenwahl und Möglichkeiten für den offenen Austausch waren die nahezu 40 Berufssoldaten für Tagungsleiter Stabsfeldwebel Christian Schleicher. Foto: DBwV/Ingo Kaminsky

Voll des Lobes über Themenwahl und Möglichkeiten für den offenen Austausch waren die nahezu 40 Berufssoldaten für Tagungsleiter Stabsfeldwebel Christian Schleicher. Foto: DBwV/Ingo Kaminsky

07.11.2025
Von Ingo Kaminsky

Berufssoldaten diskutieren Perspektiven und Engagement im DBwV

Giengen. Zur zweitägigen Tagung des Landesverbandes Süddeutschland für Berufssoldaten unter der Leitung von Stabsfeldwebel Christian Schleicher kamen rund 40 Teilnehmer im Lobinger Parkhotel Giengen zusammen, um aktuelle Herausforderungen und Perspektiven ihrer Statusgruppe in der Bundeswehr zu diskutieren. Bereits am ersten Tag gab es großes Lob für die praxisnahen, breitgefächerten Themen und den offenen Austausch.

Impulse für die Bundeswehr: Herausforderungen und Chancen im Fokus

Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, stellvertretender Bundesvorsitzender des DBwV, skizzierte in seinem Vortrag zentrale Zukunftsfragen der Streitkräfte. Angesichts der Bedrohungslage betonte er die Notwendigkeit, junge Menschen für den Dienst zu gewinnen, da die angestrebte Personalaufstockung von 80.000 Soldaten nicht allein durch Freiwilligkeit erreichbar sei. Bohnert hob die Bedeutung der Frauen in der Bundeswehr hervor: Mit derzeit rund 55.000 Angehörigen im militärischen und zivilen Bereich sei ihre Rolle unverzichtbar, weshalb Initiativen wie die „Gruppe der Frauen“ im DBwV gezielt Unterstützung bieten.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den Chancen und Risiken der digitalen Medienlandschaft. Während Social Media neue Möglichkeiten für authentische Einblicke eröffnet, bergen Fakenews und digitale Ausspähung erhebliche Gefahren. Um Sicherheit und Transparenz zu vereinen, wurden Social-Media-Guidelines eingeführt, die den Schutz sensibler Informationen gewährleisten und gleichzeitig helfen sollen, die Bundeswehr zeitgemäß in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Neues Wehrdienstgesetz: DBwV warnt vor Risiken der Freiwilligkeit

DBwV-Justitiar Christian Sieh stellte Kernpunkte des aktuellen Gesetzentwurfs zum neuen Wehrdienst vor und beleuchtete die kritische Haltung des Verbandes. Besonders umstritten sind die geplante Freiwilligkeit beim Eintritt in den Wehrdienst sowie die Abschaffung des freiwilligen Wehrdienstes (FWD). Nach Einschätzung des DBwV könnten diese Regelungen nicht nur die Personalgewinnung erheblich erschweren, sondern auch rechtliche Probleme verursachen. Zudem fehle es an klaren Vorgaben für den Wechsel von der Freiwilligkeit zum verpflichtenden Wehrdienst. Weitere Themen waren Änderungen im Artikelgesetz, erweiterte Befugnisse des MAD und der Feldjäger sowie die ungelöste Mindestdienstzeit für Beförderungen auf gebündelten Dienstposten. Sieh stellte klar: „Es gibt dafür keine einfachen oder gar attraktiven Lösungen.“, da diese Potential für neue Ungerechtigkeiten hätten.. 

DBwV bleibt verlässlicher Partner – sozialrechtliche Herausforderungen für Soldaten

Oberstleutnant i.G. Dr. Detlef Buch stellte zu Beginn klar: Die sozialrechtlichen Rahmenbedingungen für Soldaten stehen aktuell unter erheblichem Druck – von der Diskussion um Altersgrenzen über die Vereinheitlichung der Sozialsysteme bis hin zu Fragen der Besoldung und Laufbahn. Dennoch bleibt der DBwV aktiv – entgegen anderslautenden Wahrnehmungen, so der Vorsitzende des Fachbereichs Besoldung, Haushalt und Laufbahnrecht im DBwV-Bundesvorstand: Der Verband ist ständig in engem Austausch mit Politik und Ministerien, um Verbesserungen durchzusetzen. Neue Konzepte wie BS-Vario, die Übertragung von Tarifergebnissen des öffentlichen Dienstes oder der Abbau des Beförderungsstaus zeigen, dass Bewegung möglich ist. Die Perspektive bleibt positiv: Der DBwV bleibt dran an der verfassungskonformen Alimentation und setzt sich mit klugen Vorschlägen für ein neues Artikelgesetz für eine zukunftsfähige Bundeswehr ein.

Landesvorsitzender Oberstleutnant a.D. Josef Rauch skizzierte die sicherheitspolitische Lage nach dem NATO-Gipfel in Den Haag und stellte die Diskrepanz zwischen politischen Zusagen und der Realität in der Bundeswehr heraus. Rauch stellte die Forderungen des DBwV zur Stärkung der Kriegstüchtigkeit vor, wie schnellere Rüstungsprojekte, flexiblere Personalmodelle und Standardisierungen des Bauens. Er endete mit einem Ausblick auf die 22. Hauptversammlung, auf der die Delegierten die künftige Ausrichtung der Verbandsarbeit bestimmen und einen neuen Bundesvorstand wählen.

Operationsplan Deutschland

Oberst Ralf Bodamer, gespiegelter Kommandeur des Landeskommandos Baden-Württemberg, stellte Teile des „Operationsplan Deutschland“ vor, der die enge Verzahnung von ziviler und militärischer Verteidigung vorsieht. Die neue Rolle Deutschlands als Host-Nation für NATO-Truppen fordert von Kommunen und Landkreise Unterstützungsleistungen und sensibilisiert zugleich die zivile Seite für den Schutz kritischer Infrastruktur und den Aufbau eigener Resilienz. Das Bewusstsein für die eigene Sicherheit und Vorsorge nehme zu. Allerdings mahnte Bodamer zur Eile: Die zivile Seite agiere vielerorts noch zu langsam. Sein Fazit: „Die zivile und militärische Seite laufen noch nicht im Gleichschritt.“

Tour of Valor: Ein starkes Zeichen für Einsatzveteranen

Stabsfeldwebel Stefan Huss, Kuratoriumsmitglied der Soldaten- und Veteranen-Stiftung (SVS), berichtete über die beeindruckende „Tour of Valor“ – eine über sieben Etappen und 600 Kilometer führende Radtour zu Ehren von Einsatzgeschädigten und Gefallenen. Die Aktion sorgte für breite mediale Resonanz und gesellschaftliche Sichtbarkeit in der Bevölkerung bis hin in die Spitze der Politik. Für 2026 ist eine internationale „Tour of Valor“ von Hamburg nach Stettin geplant. Mit ihrer Spende von 130 Euro für die SVS unterstrichen die Tagungsteilnehmer ihre Unterstützung für Veteranen.

Mitbestimmung lebt vom Mitmachen

Im Workshop zur aktiven Mitgestaltung im DBwV formulierten die Berufssoldaten ihre Wünsche zur Arbeit des DBwV. Daniel Grabmann, künftiger Landesgeschäftsführer, erläuterte Strukturen und Mitbestimmungsmöglichkeiten und zeigte die Vorteile einer aktiven Mitgliedschaft im DBwV auf, um eigene Interessen besser verfolgen zu können. Tagungsleiter Schleicher warb bei den BS für ein ehrenamtliches Engagement: „Mitbestimmung funktioniert nur, wenn Mitglieder Verantwortung übernehmen.“

Das Feedback zur Tagung fiel durchweg positiv aus. Schleicher war es wichtig, Einblicke in die Arbeit des DBwV für die Interessen der Berufssoldaten zu geben. Die Teilnehmer schätzten den „Blick über den Tellerrand“, der neue Perspektiven eröffnete und den fachlichen Austausch förderte.

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