Knapp 50 Teilnehmerinnen trafen sich zur Fachtagung der Gleichstellungsbeauftragten und Gleichstellungsvertrauensfrauen. Foto: DBwV/Sarina Flachsmeier

Knapp 50 Teilnehmerinnen trafen sich zur Fachtagung der Gleichstellungsbeauftragten und Gleichstellungsvertrauensfrauen. Foto: DBwV/Sarina Flachsmeier

26.05.2025
Eva Krämer

Von Wehrpflicht bis Veteranentag – Gleichstellungsbeauftragten und Gleichstellungsvertrauensfrauen trafen sich in Berlin

Gleichstellungsvertrauensfrauen trafen sich in Berlin

„Beim Frauenanteil liegt die Bundeswehr im NATO-Vergleich im Mittelfeld“, sagte Oberstleutnant Frank Dröge – Frauen in der Bundeswehr, Personalstärke, die Wehrpflicht und viele weitere spannende Themen standen bei der Fachtagung mit den Gleichstellungsbeauftragten und Gleichstellungsvertrauensfrauen auf der Tagesordnung. Auf Einladung des DBwV waren knapp 50 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland nach Berlin gereist.

Tagungsleiter Oberstabsfeldwebel Sascha Altenhofen, Vorsitzender Beteiligungsrechte im DBwV, begrüßte die Teilnehmerinnen. Die Tagung startete mit einem Vortrag von Fritz von Korff, Abteilungsleiter Politik des DBwV. Zunächst erklärte von Korff die Position des Verbandes innerhalb des politischen Systems. „Der Verband steht zwischen der Politik und den Menschen. Wir wollen die Themen der Vereinsmitglieder in die Politik tragen“, erklärte von Korff. „Neben dem DBwV gibt es viele weitere Akteure, die wie wir Lobbyarbeit machen. Da sind viele Leute mit vielen guten Themen unterwegs, die von den Abgeordneten gehört werden wollen.“

Deshalb müsse sich der Verband gut vernetzen und Leute kennen, die Entscheidungen vorbereiten und treffen. „Bei den Abgeordneten steht Verteidigungspolitik nicht immer ganz oben auf der Agenda. Deshalb müssen wir Klinken putzen und mit Leuten sprechen“, sagte von Korff. „Gegenüber der Politik wollen wir deutlich machen, dass es nicht immer darum geht, die sozialen Rahmenbedingungen verbessern, sondern auch darum, die Streitkräfte einsatzbereit zu machen.“ Die Aufgabe es Verbandes sei es auch, Menschen zusammen zu bringen. So begegneten sich beispielsweise beim Projekt Mission Seele Bundestagsabgeordnete und Einsatzveteraninnen und -Veteranen.

Auch der neue Koalitionsvertrag war ein Thema: „Der Verband ist daran interessiert, mit seinen Themen in diesem Vertrag vorzukommen. Aber wir sprechen auch mit den Oppositionsparteien.“ Viele politische Themen beschäftigen den DBwV zurzeit: „Das neue Wehrpflichtmodell, die wachsenden NATO-Verpflichtungen, die Präsenz an der Ostflanke und weitere Themen“, so von Korff.

„Den Erfolg sehe ich an ihnen“

Als zweiter Referent war Oberstleutnant Frank Dröge eingeladen. Er ist im Verteidigungsministerium für Chancengleichheit zuständig. „Zu Beginn der Bundeswehr war der Frauenanteil sehr gering. Nach und nach öffnete sich die Bundeswehr immer weiter“, erzählte Dröge. Inzwischen sind alle Laufbahnen für Frauen offen. „Den Erfolg sehe ich an ihnen“, sagte Dröge zu den Teilnehmerinnen. Derzeit beträgt der Frauenanteil in der Bundeswehr 13,6 Prozent – damit liegt die Bundeswehr im NATO-Vergleich im Mittelfeld. Auch die Ansprechstelle für Diskriminierung und Gewalt in der Bundeswehr war ein Thema in Dröges Vortrag. „Die Ansprechstelle ist ein wichtiges Tool für die Gleichstellungsbeauftragten und Gleichstellungsvertrauensfrauen“, sagte Dröge. „Die Ansprechstelle ist nicht nur Soldatinnen und Soldaten da, sondern auch für alle Menschen in der Bundeswehr.“

Soldaten da, sondern auch für alle Menschen in der Bundeswehr.“

Den Auftakt zum zweiten Tag der Tagung machte Oberst i.G. Stefan Jeck. Er ist Referatsleiter im Verteidigungsministerium und zuständig für Personalstrategie, Personallage und -planung. „Wir arbeiten aber auch an multinationalen HR-Strategien, aber wir haben beispielsweise auch das kostenlose Bahnfahren in Uniformen mit der Deutschen Bahn verhandelt“, erklärte Jeck. Außerdem ist seine Abteilung in weitere Projekte eingebunden, darunter die Litauen-Brigade, der neue Wehrdienst und die Landes- und Bündnisverteidigung im Organisationsbereich Personal.

„Wichtig ist, dass die Personalstärke der Bundeswehr steigt“, sagte Jeck. Derzeit liegt die Personalstärke bei knapp 182.000 Soldatinnen und Soldaten – das Ziel liegt bei 203.000. Ein großes Problem: „Die Abbrecherquote ist weiterhin zu hoch“, so Jeck. Jede oder Jeder vierte breche nach den ersten sechs Monaten ab. „Allerdings ist dies bei anderen Arbeitgebern ähnlich. Der Arbeitsmarkt ist eben umkämpft“, sagte Jeck. Demnach müsste der Dienst in der Bundeswehr attraktiver werden. „Wir arbeiten unter anderem daran, dass die Rekruten in der Grundausbildung den Standort ihrer Dienststelle selbst wählen können“, so Jeck. Dies soll zur Attraktivität des Dienstes beitragen. „Außerdem müssen wir uns auch auf die jungen Leute einstellen und ein Stück auf sie zukommen.“

Zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gehören die Kriegstüchtigkeit bis 2029, Bedrohungslage und Kriegsbild, geopolitische Unsicherheiten, Digitalisierung und künstliche Intelligenz, berichtete Jeck. „Die Bedrohungslage ist real.“

Sebastian Lohmüller, Leiter der Rechtsabteilung im DBwV, und Burkhard Kötke sprachen über die aktuellen Rechtsentwicklungen. „Das Artikelgesetz Zeitenwende hat für alle Menschen in der Bundeswehr Verbesserungen gebracht“, sagte Sebastian Lohmüller.

Ohne Wehrdienst wird es nicht gehen

Das neue Wehrdienstmodell war Hauptthema im Vortrag von Oberst i.G. Christian Brandes, der im Verteidigungsministerium für militärische Ausbildung und Übungen zuständig ist. „Neu ist, dass alle Menschen hab 18 Jahren erfasst werden und einen Fragebogen zugeschickt bekommen. Männer müssen den Fragebogen beantworten, für Frauen ist die Teilnahme freiwillig“, erklärte Brandes.

„Das neue Wehrdienstmodell soll die Verteidigungsfähigkeit und die Abschreckungsfähigkeit stärken.“ Weitere Herausforderungen seien zudem die Gewinnung von Freiwillig Wehrdienstleistenden, ein attraktiver Wehrdienst sowie eine gute Infrastruktur für Unterbringung und Ausbildung. Der Wehrdienst sei sicherheitspolitisch unabdingbar. „Ohne den Wehrdienst wird es nicht gehen“, sagte Brandes.

Der zweite Tag der Tagung endete mit einem Vortrag von Stabshauptmann Claudia Schalling. Sie ist die Ansprechstelle für Transgenderangelegenheit beim Kommando Sanitätsdienst. Zu ihren Aufgaben gehört die vor allem die Beratung in Transgenderfragen – doch sie ist nicht nur für Angehörige des Sanitätsdienstes da, sondern für alle Menschen in der Bundeswehr, die Fragen zum Thema Transgender haben. „Ich nehme jedes Telefonat an“, sagte Schalling. „Oft bekomme ich auf Fälle von den Gleichstellungsbeauftragten und den Bundeswehr-Krankenhäusern übermittelt. Leider hat das Thema Transgender keine Priorität in der Bundeswehr“, so Schalling. Derzeit kämpfte sie darum, dass ihre Stelle als Ansprechpartnerin für Transgenderangelegenheiten ein fester Dienstposten wird. „Die Anfeindungen gegenüber queeren Menschen werden immer größer. Die Bundeswehr muss zeigen, dass sie vielfältig und divers ist“, sagte Schalling.

Kapitän zur See Stephan Küttler, Referatsleiter im Referat EBU II 5 des Verteidigungsministeriums, war am dritten Tag der Tagung eingeladen. Er und seine Kolleginnen und Kollegen sind für Betreuung und Fürsorge Inland/Einsätze und Veteranenangelegenheiten zuständig. „Außerdem beschäftigen wir uns mit Erinnerungs- und Gedenkkultur und Prävention, sowie Begleitung- und Unterstützungsangebote“, erklärte Küttler. Eine neue Herausforderung in Küttlers Referat sei das Einsatzspektrum: „Dieses ist vielfältiger und differenzierter geworden“, sagte er. Auch die mentale Belastung sei höher. „Man muss Rücksicht nehmen, resilienter sein und die Einsatzfähigkeit muss möglichst hoch sein“, sagte Küttler.

Betreuungsbüros sollen bewertet werden

Ein weiteres Thema von Küttler: Die Betreuungsbüros und -organisationen. „Alle machen dort einen guten Job. Aber wir wollen natürlich immer noch besser werden und“, sagte Küttler. Ziel sei es, die Betreuungsbüros untereinander noch besser zu vernetzen. In Zukunft sollen sich die Betreuungsbüros aller Standorte angeschaut und bewertet werden. Gerade an kleinen Dienststellen seien die Büros wichtig. „Sie tragen dazu bei, dass auch kleine Dienststellen attraktiv sind“, so Küttler.

Im zweiten Teil sprach Küttler über den nationalen Veteranentag, für dessen Planung und Durchführung sein Referat zuständig ist. Am 15. Juni wird zum ersten Nationalen Veteranentag eine zentrale Veranstaltung stattfinden. „Wichtig ist, dass der Tag nicht von der Bundeswehr, sondern von der Regierung ausgerichtet wird. Das bedeutet, es wird kein Tag der Bundeswehr 2.0“, berichtete Küttler. „Bei der zentralen Veranstaltung in Berlin wird es kein Bundeswehr-Design, kein Flecktarn und keine Panzer geben. „Es geht nur um Respekt und Wertschätzung für die Veteraninnen und Veteranen“, so Küttler.

Die Tagung endete mit einem Vortrag von Regierungsdirektorin Luzia Hengstwerth. Sie ist im Verteidigungsministerium für soziale Grundsatzfragen für Fürsorgeangelegenheiten, Sozialdienst und Wohnungsfürsorge der Bundeswehr, sowie für Beihilfe, Schwerbehindertenrechte und Inklusionsangelegenheiten zuständig. Sie sprach mit den Teilnehmerinnen unter anderem über die Kaltstartakte und empfehlt regelmäßige Unterrichtungen in den Dienststellen: „Der Sozialdienst kann beim Ausfüllen der Akte unterstütze und beraten“, sagte Hengstwerth.

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