30.07.2020
dpa

Bericht: Gewaltniveau im Afghanistankonflikt hat sich verschärft

Kabul. Fünf Monate nach dem USA-Taliban-Abkommen hat sich der bewaffnete Konflikt zwischen den militant-islamistischen Taliban und der afghanischen Regierung einem Bericht zufolge verschärft. Das Gewaltniveau im zweiten Jahresquartal läge «weit über historischen Normen», hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar). Taliban-Angriffe auf Nato-Streitkräfte hätte es seitdem aber nicht gegeben.

Wichtige Daten zum Afghanistankonflikt stehen nach wie vor unter Verschluss. Im letzten Quartal beklagte Sigar, dass die Nato-Ausbildungsmission «Resolute Support» Daten über Angriffe ihrer Gegner in Afghanistan unter Verschluss gehalten hatte. Begründet wurde dies mit den laufenden politischen Verhandlungen zwischen den USA und den Taliban. Laut Sigar waren die Daten eines der letzten Mittel, um öffentlich über die Sicherheitslage im Land zu berichten.

Unterdessen einigten sich die Taliban und Kabul auf eine dreitägige Waffenruhe für das Fest des Fastenbrechens. Seit Wochen drängen Kabul und internationale Akteure auf einen Beginn der geplanten innerafghanischen Friedensgespräche, um den blutigen Konflikt im Land zu beenden. 3560 afghanische Soldaten seien seit Ende Februar getötet, weitere 6781 verwundet worden, sagte Afghanistans Präsident Aschraf Ghani am Dienstag. Mehr als 1200 Zivilisten wurden 2020 laut einem UN-Bericht in der ersten Jahreshälfte in Afghanistan getötet.

Die USA hatten mit den Taliban am 29. Februar in Doha (Katar) ein Abkommen unterzeichnet. Es sieht einen Abzug der internationalen Truppen sowie einen Gefangenenaustausch als vertrauensbildende Maßnahme vor und soll den Weg für innerafghanische Friedensgespräche bereiten. Im Gegenzug versicherten die Taliban, ihre Beziehungen mit anderen Terrororganisation zu beenden. Laut einem Bericht des UN-Sicherheitsrats bestehen aber immer noch Verbindungen zu Al-Kaida.