02.08.2022
dpa/ffs

Deutsche Mehrfachraketenwerfer MARS II in der Ukraine angekommen - Die Nacht im Überblick

Kiew. Die von Deutschland gelieferten Mehrfachraketenwerfer MARS II sind nach Angaben aus Kiew in der Ukraine angekommen. Das teilte der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow am Montag Abend auf Twitter mit. Er bedanke sich «bei Deutschland und persönlich bei meiner Kollegin, Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, für die Systeme», schrieb der 56-jährige Politiker.

Lambrecht hatte bereits in der vergangenen Woche die Lieferung der drei Raketenwerfer angekündigt. Daneben hat Deutschland an schweren Waffen bereits Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard und Artilleriesysteme des Typs Panzerhaubitze 2000 an die Ukraine übergeben.

MARS steht als Abkürzung für Mittleres Artillerieraketensystem und kann Flugkörper unterschiedlicher Wirkungsweise verschießen - etwa gelenkte Raketen mit GPS-System oder Minenausstoßraketen zum Sperren von Geländeabschnitten. Die Abschussbatterien mit einer Kampfbeladung von zwölf Raketen sind dabei auf Kettenfahrzeuge montiert, die eine Geschwindigkeit von bis zu 50 Kilometer pro Stunde entwickeln können. Die Reichweite der Geschosse liegt teilweise bei mehr als 100 Kilometern.

Mars II ist neben den von den USA gelieferten Mehrfachraketenwerfern vom Typ Himars und den aus Großbritannien kommenden M270 MLRS das dritte Artilleriesystem mit hoher Reichweite, das der Westen an die Ukraine liefert. Das Land wehrt sich seit mehr als fünf Monaten gegen eine russische Invasion.

 

Baerbock und Selenskyj nach Auslaufen des ersten Getreide-Schiffes verhalten optimistisch

Kiew/New York/Moskau. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat das Auslaufen des ersten Getreide-Schiffs aus dem Hafen von Odessa seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine begrüßt. Die unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei getroffene Vereinbarung darüber habe gezeigt, «dass sich auch in diesen brutalen Zeiten kleine Gesten der Humanität ermöglichen lassen», sagte Baerbock am Montag in New York.

«Es ist jetzt wichtig, dass dieser erste Getreideexport sicher auch weiter durch das Gewässer fahren kann.» Baerbock fügte hinzu: «Wir haben auch gesehen, dass einen Tag nach Unterzeichnung des Getreide-Abkommens das russische Regime Odessa bombardiert hat. Deswegen ist in diesen Zeiten nichts gewiss.» Es sei aber wichtig, alles zu versuchen, das Getreide aus der Ukraine herauszubekommen, sagte die Grünen-Politikerin. «Die Welt braucht dieses Getreide, denn dieser Krieg wird eben auch als Korn-Krieg geführt.»

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich nach der Wiederaufnahme der Getreideexporte vorsichtig optimistisch, die globale Versorgungskrise lösen und die eigene Wirtschaft ankurbeln zu können. «Der Hafen hat begonnen zu arbeiten, und dies ist ein positives Signal dafür, dass es eine Chance gibt, die Entwicklung der Nahrungsmittelkrise in der Welt zu stoppen», sagte Selenskyj am Montagabend in seiner täglichen Videobotschaft. Seinen Angaben nach warten 16 weitere Schiffe in den Häfen darauf, abgefertigt zu werden.

Selenskyj machte deutlich, dass die Umsetzung des Getreideabkommens, das ein Ende der russischen Seeblockade vorsieht, auch für die Ukraine von enormer Bedeutung ist. Es gehe nicht nur um Milliarden an Deviseneinnahmen. «Ungefähr eine halbe Million Ukrainer sind am Anbau der landwirtschaftlichen Exporterzeugnisse beteiligt, und wenn wir verwandte Industrien hinzufügen, dann sind das noch eine Million Arbeitsplätze zusätzlich», sagte Selenskyj.

Ein Sprecher des russischen Militärs versicherte am Montagabend, dass Russland seine Verpflichtungen zur Umsetzung des Abkommens einhalten werde. Moskau habe alle Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit des Schiffsverkehrs im Schwarzen Meer zu garantieren. Für die ukrainischen Häfen seien entsprechende Korridore geschaffen worden.

Der erste Getreidefrachter, der die Ukraine seit Kriegsbeginn verlassen hat, soll später als erwartet in Istanbul auftauchen. Das Schiff wird erst in der Nacht zum Mittwoch - und nicht wie ursprünglich geplant am Dienstagnachmittag - zur Kontrolle am Bosporus erwartet.

 

Moskau setzt britischen Ex-Premier David Cameron auf schwarze Liste

Moskau. Das russische Außenministerium hat Sanktionen gegen weitere 39 Politiker, Geschäftsleute und Journalisten aus Großbritannien verhängt. Der prominenteste Name auf der am Montag auf der offiziellen Webseite der Behörde veröffentlichten schwarzen Liste ist Ex-Premier David Cameron. Russland hatte zuvor bereits weite Teile der politischen Elite des Vereinigten Königreichs sanktioniert.

Die Ausweitung der Sanktionen begründete das Außenministerium in Moskau damit, dass die Betroffenen «den feindlichen Kurs Londons unterstützen, der auf die Dämonisierung unseres Landes und seine internationale Isolierung zielt». Allen Personen, die auf der Liste auftauchen, ist die Einreise nach Russland nun untersagt.

Insgesamt hat sich Moskaus schwarze Liste gegenüber Großbritannien damit auf 255 Namen verlängert. Darüber hinaus erklärte die russische Führung auch die gemeinnützige britische Organisation Calvert 22 Foundation, die sich vor allem auf den Kulturaustausch mit Osteuropa spezialisiert hat, zur in Russland unerwünschten Organisation, was faktisch einem Verbot gleichkommt.

Die russischen Einreiseverbote sind eine Antwort auf die Sanktionen des Westens. Dieser hat Russland wegen dessen vor mehr als fünf Monaten begonnenen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit weitreichenden Strafmaßnahmen belegt.

 

Was am Dienstag wichtig wird

Das Parlament in Lettland, der Sejm, will darüber beraten, ob es Russland zum Terrorstaat erklärt. Eine solche Einstufung würde die Spannungen zwischen den beiden Ländern zusätzlich verstärken.

In Russland wird der Tag der Fallschirmjäger begangen. In Moskau finden dazu unter anderem offizielle Militärveranstaltungen auf dem Roten Platz, im Siegespark und im Gorki-Park statt. Weil viele ehemalige Fallschirmjäger den Feiertag traditionell dazu nutzen, sich zu betrinken und Schlägereien zu beginnen, wurde das Polizeiaufgebot in Moskau wie auch in St. Petersburg verstärkt.