22.04.2020
dpa

Litauen: Gefälschte Nachricht über Abzug der Nato-Truppen

Vilnius. In Litauen ist nach Regierungsangaben eine gefälschte E-Mail über den Abzug der Nato-Truppen aus dem baltischen EU-Land in Umlauf gebracht worden. Demnach habe Verteidigungsminister Raimundas Karoblis eine angeblich von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg abgesandte Nachricht mit einer entsprechenden Ankündigung erhalten. Nach vorläufigen Informationen ging die gefälschte Nachricht auch an litauische Medien und Empfänger im Nato-Hauptquartier in Brüssel, teilte das Verteidigungsministerium in Vilnius am Mittwoch mit.

«Dies ist ein weiterer der Reihe von Versuchen, die Pandemiekrise in eine Sicherheitskrise zu verwandeln», erklärte Karoblis. Die falschen Informationen zielten darauf ab, die Verbündeten und die Nato in Verruf zu bringen. Im Zuge des verstärkten Schutzes der Nato-Ostflanke führt die Bundeswehr in Litauen mit rund 450 Soldaten einen multinationalen Gefechtsverband auf dem Militärstützpunkt Rukla.

Nach Angaben der Abteilung für Strategische Kommunikation der litauischen Armee sind seit mehreren Monaten «konsequente Versuche» beobachtet worden, Desinformation unter Ausnutzung der Coronavirus-Pandemie zu verbreiten. Seit Februar habe es demnach 807 Vorfälle gegeben, in denen irreführende Informationen über das Coronavirus verbreitet wurden - in zwei Dritteln der Fälle auf Russisch.

Litauen verzeichnete bislang 1370 bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus und 38 Todesfälle. Die Regierung in Vilnius hat den Notstand ausgerufen und das gesamte Land bis 27. April unter Quarantäne gestellt.