Militärbischof: Bundeswehr hat kein ethisches Problem
Abstoßende Rituale, rechtsextreme Soldaten - immer wieder rückten Skandale die Bundeswehr zuletzt in ein schlechtes Licht. Aber deshalb habe die Truppe noch lange kein Grundproblem mit der Ethik, sagt der Militärbischof Franz-Josef Overbeck.
Berlin - Trotz aufsehenerregender Skandale und Missstände in der Bundeswehr kann Militärbischof Franz-Josef Overbeck kein grundsätzliches Problem in der Truppe erkennen. «Die Bundeswehr hat überhaupt kein ethisches oder Grundproblem», sagte der oberste katholische Militärseelsorger im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Bundeswehr habe eine klar bestimmte Ethik, Menschen müssten sich aber immer wieder bewähren. Es gebe immer Ausnahmefälle, die man nie ganz verhindern könne. «Wir müssen immer aufmerksam sein.»
Unter anderem Skandale um quälerische Aufnahmerituale in einer Kaserne in Pfullendorf in Baden-Württemberg und rechtsextreme Umtriebe um den terrorverdächtigen Oberleutnant Franco A. hatten die Truppe in Verruf gebracht und auch die Amtszeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) belastet.
Overbeck sagte, die Politik müsse sich «in all ihren Gliedern deutlich hinter die Aufgaben der Bundeswehr stellen». Soldaten müssten sich unterstützt fühlen. Sie würden «davon leben, dass diejenigen, die sie in die Kampfeinsätze schicken, dass diejenigen, die ihnen die Aufträge erteilen, ihnen erstmal vertrauen müssen. Sonst funktioniert das nicht.» Das Vertrauen müsse sich nicht nur in Worten, sondern auch in der Haltung zeigen. Daran habe es zuletzt gemangelt, sagte Overbeck.
Seit 1957 gibt es Militärseelsorger bei der Bundeswehr. Die Geistlichen kümmern sich um religiöse Belange der Soldaten und stehen ihnen bei dienstlichen oder privaten Problemen zur Seite. Die Wirkung der Seelsorge gegen Entgleisungen wie in Pfullendorf sei begrenzt, sagte Overbeck. Der Militärbischof hofft aber, dass die Seelsorge Anstöße geben könne und Menschen in ihren Verhaltensweisen festigen könne, so dass so etwas nicht vorkomme.