18.08.2023
dpa

Österreichs Armee soll viel weiblicher werden

Wien. Österreichs Armee soll weiblicher werden. Mit einem freiwilligen sechsmonatigen Grundwehrdienst sei die Chance geschaffen worden, sich im Soldatenleben erst einmal zu orientieren, so Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) am Freitag. «Der bisherige Einstieg war schon eine große Hürde», sagte Tanner weiter. Bisher mussten sich Frauen gleich mit voller Eignungsprüfung für den Soldatenberuf entscheiden. Aktuell dienen etwa 630 Soldatinnen. Die Frauenquote im Bundesheer liegt damit bei nur rund vier Prozent, bei der Bundeswehr in Deutschland beträgt sie knapp 13 Prozent.

Deutschland habe im Vergleich viele Jahre Vorsprung bei der Werbung um Soldatinnen, sagte Ministerin Tanner weiter. Drei Monate nach dem Start des Projekts haben sich in Österreich den Angaben zufolge 140 Frauen gemeldet, davon seien bisher etwa 50 als tauglich eingestuft worden. «Damit sind wir erst einmal zufrieden, aber die Bilanz ist noch ausbaufähig», so die Ministerin. Die Frauenquote soll bis ins Jahr 2032 auf sechs bis sieben Prozent steigen. Langfristig werde ein Frauenanteil von 15 Prozent angepeilt. In kleinen Einheiten wie im Militärhundezentrum beträgt sie laut Ministerium aktuell 40 Prozent.

Österreich hat etwa 15.000 Berufssoldaten, rund 8000 Zivilbedienstete sowie rund 7000 Grundwehrdiener. Dazu kommen 33.000 Milizsoldaten, die eine militärische Ausbildung haben, aber einem Zivilberuf nachgehen. Aufgrund der Altersstruktur braucht die Armee rund 1000 neue Soldaten und Soldatinnen sowie Zivilbedienstete pro Jahr.

Das neutrale Land, das also nicht der Nato angehört, will seine Militärausgaben aufgrund der seit dem Ukrainekrieg neuen Bedrohungslage deutlich steigern. Nach jahrelangem Sparkurs soll das Militärbudget bis 2032 jährlich erhöht werden. Eine immer wieder aufflammende Debatte über ein Ende der in der Verfassung verankerten Neutralität findet in der regierenden konservativen ÖVP von Bundeskanzler Karl Nehammer bisher keinen Widerhall.