30.06.2016

Ein Bett und einen Spind für jeden Soldaten

Kompaniefeldwebel und Gleichgestellte aus dem Landesverband Ost tagten

Dahlewitz. Volles Haus zur diesjährigen Spießtagung im Van der Falk Hotel Berlin Brandenburg unmittelbar an der BAB 10 in Dahlewitz: Knapp 80 Kompaniefeldwebel und Gleichgestellte, allesamt Mitglieder im Deutschen BundeswehrVerband, konnte der Landesvorsitzende, Hauptmann Uwe Köpsel, begrüßen.

„Ohr an Masse“, war gefragt bei der Themenauswahl und den hochkarätigen Referenten. Sich ein Lagebild zu verschaffen und wo nötig eine Auffrischung des Bildes sich zu holen, war geboten. Immerhin haben unsere Spieße jeden Tag die Realität vor Augen.

Die Beauftragte für Hinterbliebene im Bundesministerium für Verteidigung, Ministerialrätin Susanne Bruns, informierte die Teilnehmer über die Aufgaben und Arbeitsweise der von ihr geleiteten Ansprechstelle. Ihre Botschaft im Umgang mit den Angehörigen war eindeutig: „Wenden Sie sich den Angehörigen zu. Nehmen Sie sich Zeit für sie und scheuen Sie nicht vor Emotionen zurück. Die Angehörigen suchen nach Beachtung!

In bewährter Art und Weise trugen der Geschäftsführer der Förderungsgesellschaft (FöG), Dr. Norbert Günster, sowie der stellvertretende Landesvorsitzende, Oberstabsfeldwebel a.D. Thomas Bielenberg, zu den Themen private Vorsorge vor und gaben Tipps und Hinweise zu einem bevorstehenden Auslandseinsatz. Die FöG-Vertragspartner von Continentale Krankenversicherung und Deutscher Beamten Versicherung standen für das Thema private Vorsorge in Pausengesprächen zur Verfügung.

Schwierigkeiten in der Handhabung der Ausführungsbestimmungen zur Soldatenarbeitszeitverordnung bekam der Vorsitzende Luftwaffe im Bundesvorstand, Oberstleutnant i.G. Dr. Detlef Buch, zu spüren. Über ein denkwürdiges Modell von Dienstgestaltung, etwa bei Sonderdiensten wie dem des Offiziers vom Wachdienst (OvWa), berichtete ein Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern. Der normalerweise als 24-Stunden-Dienst bekannte Sonderdienst wird als 12-Stunden-Dienst geleistet. Unzufrieden mit der Ausgleichsregelung in Freizeit sind die Pendler, die nach einem Sonderdienst gleich im Anschluss den Freizeitausgleich nehmen müssen. Das wird bei abgelegenen Standorten ohne Freizeitangebot als unattraktiv empfunden.

Zur Personalsituation und zu Aspekten aus der Personalführung der Unteroffiziere und Mannschaften berichtete Brigadegeneral Georg Klein vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln. Brigadegeneral Klein ging auf die aktuellen Beförderungssituationen und Übernahmequoten zum Berufssoldaten und zum Offizier des militärfachlichen Dienstes ein. Zudem führte er aus, dass jede Personalentscheidung im Zuge eines Antrags auf Verlängerung der Dienstzeit über die besondere Altersgrenze hinaus eine Einzelfallentscheidung sei. Eine Verlängerung müsse immer im dienstlichen Interesse stehen und keinen Anderen in seiner Laufbahnentwicklung benachteiligen. Zudem berichtete er über die Bewältigung im Rahmen der Aufgaben „Trendwende Personal“ und ließ die Zuhörer wissen, dass ein Personalbestand von 170.000 Soldaten bis zum Jahresende erreicht sein soll.

Über seine Arbeit führte der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Peter Bartels, aus. Dabei reflektierte er die Auftragslage der Bundeswehr vor dem Hintergrund knapper Ressourcen an Personal, Material und Ausrüstung und wiederholte seine bereits aufgemachte Forderung, die Verteidigungsausgaben entsprechend zu erhöhen. Dabei verglich er die Aufwendungen Deutschlands mit denen anderer Länder anhand des Bruttoinlandsprodukts und zog auch als Vergleich die Verteidigungsausgaben Deutschlands im kalten Krieg heran.

Es entspann sich eine lebhafte Diskussion zur Soldatenarbeitszeitverordnung, aber auch zur Infrastruktur der Kasernen und Liegenschaften. Die Teilnehmer der Veranstaltung berichteten über marode Kasernen und mangelnde Unterbringungsmöglichkeiten. Mehrfach wurde der Umstand kritisiert, dass man nur mit viel Improvisationsvermögen Bett und Spind für nichtunterkunftspflichtige Soldaten realisieren kann. Von dunklen und muffigen Kellern ohne Fenster und Lüftungsmöglichkeit wurde berichtet. Dem Wehrbeauftragten gegenüber formulierten die Spieße dann auch abschließend geschlossen ihre Forderung: „Ein Bett und ein Spind für jeden Soldaten sind das mindeste, was man erwarten darf!“