25 Jahre Kreil-Urteil – Ein Vierteljahrhundert Frauen in der Bundeswehr
Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Ein Tag, an dem weltweit auf die Errungenschaften und Herausforderungen von Frauen aufmerksam gemacht wird. In diesem Jahr bot sich ein guter Anlass, um die Entwicklung von Frauen in den deutschen Streitkräften zu reflektieren.
Vor 25 Jahren markierte das Kreil-Urteil des Europäischen Gerichtshofs einen entscheidenden Wendepunkt in Richtung Gleichstellung der Frau in der Bundeswehr. Mit diesem Urteil wurde Frauen auf höchstrichterlicher Ebene der Zugang zur Bundeswehr in allen Verwendungen, auch den so genannten Kampfeinheiten, ermöglicht. Ein Meilenstein, der bis heute einen Grund zum Feiern darstellt.
Doch was genau ist in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten geschehen? Wie haben sich Frauen in die Streitkräfte integriert? Wie ist es um die Gleichstellung bestellt? Und wie kann man den Dienst als Soldatin mit der persönlichen Lebensplanung vereinen?
All das sind Fragen, die auch den BundeswehrVerband umtreiben. Was sind das für Frauen, die dem Land dienen? Was sind ihre Geschichten? Warum haben sie sich für das „Soldatsein“ entschieden? Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden, luden Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, Stellvertretender Bundesvorsitzender des BundeswehrVerbandes und Fregattenkapitän Marco Thiele, Vorsitzender der Marine, zu einer Tagung mit Soldatinnen in die Bundesgeschäftsstelle in Berlin ein.
„Starke Frauen in der Bundeswehr – 25 Jahre Kreil-Urteil“
Unter dem Motto „Starke Frauen in der Bundeswehr – 25 Jahre Kreil-Urteil“ wurden wertvolle sowie fruchtbare Diskussionen geführt und neue Impulse gesetzt.
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die Vorstellung eines Buchprojekts, das die faszinierenden und individuellen Lebensgeschichten von Frauen in der Bundeswehr in den Fokus rückt. In Zusammenarbeit mit dem Mittler-Verlag sowie der Autorin Dr. Julia Egleder wird in diesem Jahr ein Werk entstehen, das die Erfahrungen und Erlebnisse von ausgewählten Protagonistinnen – repräsentativ für mittlerweile über 24.000 dienende Frauen in der Bundeswehr- eindrucksvoll portraitiert.
Die Tagung wurde begleitet durch diverse Vorträge aus Bereichen der Wissenschaft und Bundeswehr.
Den Anfang machte Dr. Gerhard Kümmel, Wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Er widmete sich in seinem Vortrag der Sprache der Bilder aus mediensoziologischer Sicht. Unter der Fragestellung, was Bilder über die Integration von Frauen in den Streitkräften sowie über die Rollenverteilung von männlichen und weiblichen Soldaten aussagen, entbrannte eine leidenschaftliche Diskussion unter den Teilnehmerinnen. Theorie und erlebte Praxis kamen hier nicht vollständig auf einen Nenner.
Im Anschluss präsentierte Oberstleutnant Frank Dröge aus dem Referat Chancengerechtigkeit des Bundesministeriums der Verteidigung die aktuelle Entwicklung von Frauen in der Bundeswehr anhand von Personalzahlen. Gleichzeitig widmete er sich den aktuellen Herausforderungen, mit denen Frauen in der Bundeswehr noch immer konfrontiert sind. Das Spannungsverhältnis zwischen dem Streben nach Gleichberechtigung und den realen Schwierigkeiten, die zum Teil noch immer im Dienstalltag bestehen, wurde auch in der anschließenden Diskussion deutlich.
Blick über den Tellerrand der Bundeswehr
Ein inspirierender Impulsvortrag folgte von Angélique Yumusak, der Bundesfrauenbeauftragten der Deutschen Polizeigewerkschaft. Sie ermöglichte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen wertvollen Blick über den Tellerrand der Bundeswehr hinaus. So sprach sie über die Bedeutung von Diversität im Polizeidienst und ermutigte die Teilnehmerinnen, sich in männerdominierten Berufen nicht für ihre Identität zu entschuldigen. Insgesamt wurde deutlich, dass die Gleichstellungsfragen bei Polizei und Bundeswehr ähnliche Herausforderungen aufweisen und man von einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs ausgehen muss.
Zum Ende der Tagung wurde es nochmal besonders persönlich, als Korvettenkapitän Tanja Merkl ihre persönliche Geschichte aus der Bundeswehr teilte und damit einen tiefen Einblick in ihre Erfahrungen und Gefühlswelt gewährte. Ihr persönliches Motto „Gegenwind muss Antrieb sein“ wurde von den anwesenden Teilnehmerinnen mit einem stillen Kopfnicken bestätigt.
Nach einer abschließenden, zum Teil sehr lebhaften Diskussion, zu Themen wie Wehrpflicht/Dienstpflicht, Mindset und Vereinbarkeit von Dienst und Familie, gab Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert mit motivierenden Worten einen Ausblick. Denn eines ist an diesem Tag deutlich geworden. Der Bedarf an Austausch ist da. So wurden beim abschließenden Abendessen bereits kräftig Nummern ausgetauscht. Und für den BundeswehrVerband ist klar: Er unterstützt die Frauen dabei, sichtbar zu werden und ihre Geschichten zu erzählen, denn sie gehören zur Bundeswehr- heute und auch in der Zukunft. Ihre Geschichten zu erzählen und dadurch andere Frauen für ihren Dienst bei der Bundeswehr zu motivieren, das ist und bleibt unser aller Auftrag.
Das sagen die Teilnehmerinnen:
Oberstabsarzt Dr. Alexandra Dejonckheere: „Wir Frauen kämpfen nicht nur für die Mission, sondern wir kämpfen auch ein stückweit für uns, weil wir mit Stärke, Effizienz und Mut ganz vorn unseren Auftrag erfüllen können. Und ich bin unendlich dankbar dafür, dass der Deutsche BundeswehrVerband uns den Rücken dafür stärkt.“
Oberstleutnant Sylvia Mehl: „Ich bin schon lange Jahre Mitglied und freue mich, den Deutschen BundeswehrVerband hinter mir zu wissen, wenn ich auf ihn zurückgreifen müsste. Egal, ob das rechtliche Angelegenheiten oder Gewerkschaftsthemen sind. Toi, toi, toi – bis jetzt gab es keinen Fall, wo ich das machen musste. Aber es ist beruhigend zu wissen, den DBwV als kompetenten Partner an der Seite zu haben.“