Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Generalinspekteur Eberhard Zorn schreiten die Front ab. Foto: picture alliance/Bernd von Jutrczenka

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Generalinspekteur Eberhard Zorn schreiten die Front ab. Foto: picture alliance/Bernd von Jutrczenka

12.11.2021
Franziska Kelch/Yann Bombeke/dpa

66 Jahre Bundeswehr – Feierliches Gelöbnis vor dem Bundestag

Nachdem 2020 das große Feierliche Gelöbnis aufgrund der Pandemie ausfallen und nur in sehr reduzierter Form - aber live übertragen von der ARD - stattfinden musste, gibt es dieses Jahr wie auch schon 2019 endlich wieder ein großes Zeremoniell anlässlich des 66. Geburtstages der Bundeswehr.

Vor Beginn der Pandemie hatte es zuletzt 2019 in Berlin und sechs weiteren Bundesländern die traditionellen Gelöbnisse zum Geburtstag der Streitkräfte gegeben. Heute gab es eine Premiere sowie einen Abschied. Zum letzten Mal hielt die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Gelöbnisansprache. Zum ersten Mal hingegen sprach als Ehrengast Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zu den jungen Soldatinnen und Soldaten.

Zu den insgesamt etwa 1.480 Teilnehmenden vor dem Reichstagsgebäude im Herzen Berlins gehörten in allererster Linie natürlich die 400 Soldatinnen und Soldaten, die ihr Gelöbnis ablegten. Zusätzlich haben etwa 800 weitere Besucher und Besucherinnen teilgenommen. Neben hochrangigen Militärs und Politikern zählten dazu natürlich auch Familie und Freunde der jungen Rekruten.

Die geschäftsführende Verteidigungsministerin lobte die jungen Rekrutinnen und Rekruten: „In einer Zeit, in der oft über fehlenden Gemeinsinn geklagt wird, bekennen Sie sich zu unserem Land, zu unseren Werten und seinen Menschen“, und dankte ihnen für ihre Entscheidung.

Ebenfalls voller Lob war Kramp-Karrenbauer für die Leistungs- und Opferbereitschaft der Soldatinnen und Soldaten, mit der sie alle Aufgaben – von Katastrophenhilfe über Pandemie-Bekämpfung bis hin zur militärischen Kernaufgabe, etwa in den Einsatzgebieten, erfüllten. Sie betonte die besondere Bedeutung, die den Streitkräften zukommt, denn „Freiheit, Frieden, Recht und Demokratie waren nie selbstverständlich in Deutschland und Europa. Sie sind es auch heute nicht.“

Kramp-Karrenbauer forderte dazu auf den "Preis", den Soldatinnen und Soldaten für unseren Frieden, unsere Sicherheit bezahlen nicht zu beschweigen, sondern sich mit der „Realität des Kämpfens und der Tragik von Verwundung und Tod" auseinanderzusetzen.

Im Anschluss an Kramp-Karrenbauer schwor die neu gewählte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas die Soldatinnen und Soldaten auf die hohe individuelle und politische Bedeutung ein, die das Gelöbnis hat: „Sie legen es vor Menschen ab, die Ihnen persönlich nahe sind, vor der Bundesministerin der Verteidigung, als Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt, sowie dem höchsten Soldaten der Bundeswehr. Und vor Menschen wie mir, die den Deutschen Bundestag repräsentieren. Das hat eine hohe Bedeutung, denn Parlament und Bundeswehr stehen in einem besonders engen Verhältnis zueinander.“

Auch Bas ging auf die besondere Signifikanz des Ortes für das Gelöbnis ein: Den Reichstag, beziehungsweise den Platz davor mit Blick auf den Giebel des Gebäudes und die Inschrift Dem deutschen Volke. Eine Widmung, deren Bedeutung sich seit dem Bau im Kaiserreich des 19. Jahrhunderts gewandelt hat. Heute erinnern die Worte Parlamentarier und Parlamentarierinnen daran, „dass wir hier nicht um unserer selbst willen tagen. Sie beschreiben eine Verpflichtung, die auch in Ihrem Gelöbnis steckt. Denn Sie sind nicht um Ihrer selbst Willen Soldatinnen und Soldaten. Sie geloben, für unsere Sicherheit einzustehen. Sie schützen die Grundwerte der Demokratie, die Freiheit, die Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland vor äußeren Bedrohungen.“

Auch beim Feierlichen Gelöbnis war der Afghanistan-Einsatz erneut Thema. Mit besonders eindrücklichen Worten wendete sich die Bundestagspräsidentin zwar an die Rekruten und Rekrutinnen, die Äußerungen dürften aber wohl eher die Soldatinnen und Soldaten der 76 Einsatzkontingente ansprechen: „Mit dem Anspruch, Afghanistan nach unseren Vorstellungen und Werten umzugestalten, sind wir gescheitert. Wir sind dort gescheitert – wir, nicht Sie! Wir sind an der politischen Aufgabe gescheitert – nicht an der militärischen.“

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas versicherte den Soldatinnen und Soldaten, dass das Parlament hinter ihrer Arbeit steht. Im Bundestag herrschten zwar unterschiedliche Auffassungen über die Bundeswehr, über die Einsätze werde intensiv beraten und gestritten, sagte die SPD-Politikerin. Die Soldatinnen und Soldaten könnten sich aber darauf verlassen: „Es gibt einen breiten Konsens im Parlament, dass die Bundeswehr unsere politische Unterstützung verdient. Wir stehen zu Ihnen. Wir tragen Verantwortung für Sie.“ Die neue Bundestagpräsidentin weiter: „Als Soldatinnen und Soldaten sind Sie allen verpflichtet. Und ich versichere Ihnen: Wir Ihnen auch. Denn wir wissen: Ihr Dienst ist riskant. Anders als andere, die dem Staat dienen, setzen Sie sich unter Umständen dem Gefecht aus. Sie riskieren Leib und Leben – für unsere Sicherheit.“

Kampfeinsätze dürften nur das allerletzte Mittel sein, betonte Bas. „Wir müssen klare Ziele nennen und humanitäre, politische und wirtschaftliche Argumente mitdenken, bevor wir einen solchen Auftrag erteilen.“ Wenn man Auslandseinsätze verlängern wolle, sollte man genau prüfen, ob dies sinnvoll und zumutbar sei. „Es darf keinen Automatismus, keine Routine bei gefahrvollen Missionen geben.“

Das Gelöbnis der auf dem Platz der Republik angetretenen Rekrutinnen und Rekruten nahm schließlich der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, ab.

Aus Anlass des Jahrestags wurden auch in anderen Städten Deutschlands Gelöbnisse abgehalten, in der früheren Bundeshauptstadt Bonn zum Beispiel am dortigen Amtssitz des Bundespräsidenten, der Villa Hammerschmidt. Dort legten im Beisein von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst 50 Soldatinnen und Soldaten des ABC-Abwehrbataillons 7 aus Höxter und des ABC-Abwehrbataillons 750 aus Bruchsal ihr feierliches Gelöbnis ab. Der Deutsche BundeswehrVerband war ebenfalls vor Ort, vertreten durch den Stellvertretenden Bundesvorsitzenden, Oberstabsfeldwebel a.D. Jürgen Görlich, und den Vorsitzenden der Streitkräftebasis im Bundesvorstand, Stabsfeldwebel Thomas Schwappacher.

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