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Der Fotograf Jan Kraus zeigt Menschen im Staatsdienst in ihrem persönlichen Umfeld. Foto: Jan Kraus
Uniformen stehen für Ordnung, Verantwortung und Vertrauen. Doch wer sind eigentlich die Menschen, die sie tragen?
Der Berliner Fotograf Jan Kraus widmet sich dieser Frage in seiner fortlaufenden Porträtserie „In Uniform“. Er zeigt Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten sowie Richterinnen und Richter nicht im Dienst, sondern zu Hause — in ihrem persönlichen Umfeld. Genau dort, wo das Amt endet und der Mensch beginnt.
Mit seiner Arbeit öffnet Kraus einen stillen, zugleich eindringlichen Dialog über das Verhältnis zwischen Bürger und Staat. Seine Fotografien machen sichtbar, was sonst verborgen bleibt: den Menschen hinter der Uniform.
Zwischen Verantwortung und Privatheit
Kraus besucht Menschen, die in der Exekutive und Judikative tätig sind. Er hört ihnen zu, spricht mit ihnen über Dienst, Verantwortung, Familie und Selbstverständnis. Bis heute hat er 28 Personen porträtiert.
„Die gezeigten Menschen sind Bürger wie alle anderen, mit denselben Sorgen über steigende Mieten, gesellschaftliche Herausforderungen oder die Frage, was Zugehörigkeit bedeutet“, sagt Kraus. Und: „Ich habe gelernt, wie wichtig Gespräche sind. Am besten funktioniert dies von Angesicht zu Angesicht. Unsere Gesellschaft ist vielfältig und gerade im persönlichen Austausch erkennt man, wie viel uns verbindet.“
Diese Haltung prägt seine Aufnahmen. Sie zeigen keine Heldenposen, sondern Momente des Innehaltens. Kraus begegnet den Porträtierten auf Augenhöhe, mit Respekt für ihre Aufgaben, aber auch mit Interesse für ihre Zweifel. Gerade diese Balance aus Nähe und Distanz macht die Serie so besonders.
Gesellschaft im Gespräch — was uns verbindet
Sein Projekt begann als fotografische Idee und wurde zu einer tiefen Erfahrung über das Zusammenleben in dieser Republik. Denn die Menschen, die er zeigt, sind nicht nur Repräsentantinnen und Repräsentanten von Institutionen. Sie sind Bürgerinnen und Bürger mit denselben Fragen und Sorgen wie alle anderen.
„Ich glaube, wir stehen als Gesellschaft besser da, als die Aufmerksamkeitsökonomie der sozialen Medien und auch die Politik uns manchmal glauben machen will“, sagt Kraus. Seine Arbeit hat ihm gezeigt, wie wichtig es ist, miteinander im Gespräch zu bleiben — offen, persönlich und von Angesicht zu Angesicht.
„In einer funktionierenden Demokratie sind die Bürger mündig“, sagt er. „Sie können sich frei äußern, lieben, wen sie wollen und werden nicht auf Hautfarbe oder Herkunft reduziert. Dafür lohnt es sich einzustehen, denn diese Rechte sind das Ergebnis einer bewegten Geschichte mit dunklen Kapiteln.“
Die Begegnungen, von denen er erzählt, führten ihn oft zu Menschen, die außerhalb seiner eigenen „Bubble“ leben. „Das war anfangs mit Berührungsängsten und Bedenken verbunden“, gibt er zu. „Aber jedes Treffen war eine Bereicherung und ich hatte großartige Gespräche, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren.“
Trotz mancher heiteren Momente — etwa, wenn Kraus von seinen Begegnungen mit der deutschen Bürokratie erzählt — bleibt seine Arbeit von Nachdenklichkeit geprägt. „Ich habe aus erster Hand erfahren, was es bedeutet, einsatzgeschädigt zu sein“, sagt er. „Und ich denke, die Politik sollte sich gut überlegen, was es heißt, Menschen in einen Einsatz zu schicken.“
Die Uniform als Spiegel
Kraus fotografiert nicht auf Kasernenhöfen oder in Gerichtssälen, sondern in Wohnzimmern, Fluren und Küchen. Orte, die privat und vertraut sind. „Wohnräume erzählen viel über einen Menschen“, betont er. „Sie zeigen Haltung, Werte und Schutzbedürfnis. Interieure haben in der Kunstgeschichte seit Jahrhunderten einen festen Platz. Private Räumlichkeiten erzählen viel über einen Menschen, dessen Persönlichkeit, aber auch die Zeit der Aufnahme. Sie sind Rückzugsort und Statussymbol in einem.
Mit einer Festbrennweite von 35 Millimetern fängt er die Umgebung so ein, dass Raum und Mensch gleichberechtigt wirken. Die Uniform bleibt sichtbar, wird aber Teil eines Alltagsbildes — zwischen Pflanzen, Kinderzeichnungen und Erinnerungsstücken. So entstehen Aufnahmen, die den Gegensatz von Amt und Privatheit nicht auflösen, sondern zeigen — als Spiegel unserer Gesellschaft.
Ein Stück Gegenwart in Bildern
„In Uniform“ ist weit mehr als ein Fotoprojekt. Es ist eine künstlerisch dokumentarische Arbeit über Verantwortung und Menschlichkeit in staatlichen Institutionen. Kraus geht es nicht nur um Ästhetik, sondern insbesondere um eine Haltung. Er möchte verstehen, wie Verantwortung in einer Demokratie gelebt wird und wie Institutionen, die Macht ausüben, gleichzeitig Menschlichkeit bewahren können.
„Alle gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, finden sich auch in den staatlichen Institutionen wieder“, sagt Kraus.
In Gesprächen mit Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten oder Richterinnen und Richtern tauchen Themen auf, die das ganze Land bewegen: Migration, Geschlechtergerechtigkeit, Einsatzbelastungen sowie das Erstarken populistischer Bewegungen.
Manche der Porträtierten tragen die Folgen ihres Dienstes. Diese sind nicht immer sichtbar.
Ausstellungen und Anerkennung
Die Serie fand national wie international schnell Anerkennung. Erstmals öffentlich präsentiert wurde „In Uniform“ 2024 im JS-Magazin. Die Veröffentlichung erhielt beim International Creative Media Award den Silber Award für Cover und Coverstory.
Seit Oktober 2025 ist die Arbeit im Museumsquartier Osnabrück zu sehen. Dort läuft sie im Rahmen der Nominierung für den Deutschen Friedenspreis für Fotografie 2025 (Felix Schoeller Award) und ist bis zum 26. Februar 2026 ausgestellt.
Für Kraus steht fest: Unsere Gesellschaft ist vielfältig und ja, es gibt Probleme, aber Spaltung und Populismus bieten keine Antworten. „Ich hoffe auf Vernunft, auf Gespräche und auf Politikerinnen und Politiker, die die Bürger im Blick behalten.“2025 folgten mehrere internationale Stationen:
Darüber hinaus wurde Kraus’ Projekt mit der Publikationsförderung der Stiftung Kulturwerk VG Bild-Kunst ausgezeichnet. Der begleitende Bildband soll Ende Mai 2026 erscheinen und rund 90 Fotografien von 30 bis 35 Protagonistinnen und Protagonisten enthalten.
Ein Künstler mit Haltung
Jan Kraus, 1985 in Gelchsheim (Unterfranken) geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Kunst, Musik und Medien an der Philipps-Universität Marburg sowie Medienwissenschaften (M.A.) an der Humboldt-Universität zu Berlin.
In diesem Jahr beendete er erfolgreich sein Studium an der Ostkreuzschule für Fotografie in der Klasse von Peter Bialobrzeski.
Nach mehreren Jahren in der Medienbranche — von der Content-Produktion für Sony Music über die Gründung des analogen Fotofestivals analogueNOW bis zur Leitung eines eigenen Studios — entschied er sich, sich ganz der künstlerischen Arbeit zu widmen.
Seine Projekte beschäftigen sich mit gesellschaftlicher Verantwortung, Demokratie und Identität. „Fotografie ist für mich gesellschaftliche Teilhabe“, findet er. „Sie erlaubt mir, Fragen zu stellen, nicht sie zu beantworten.“
Verantwortung braucht Dialog
Für Kraus ist „In Uniform“ nicht nur eine Serie über Institutionen, sondern über Menschen. Er beschreibt sie als Bürgerinnen und Bürger, die Verantwortung tragen und damit oft mitten in gesellschaftliche Spannungsfelder geraten.
„Ich habe aus erster Hand erfahren, was es bedeutet, einsatzgeschädigt zu sein“, erzählt er. „Und dass sich Politik gut überlegen sollte, was es heißt, Menschen in einen Einsatz zu schicken.“ Seine Arbeit zeigt die Vielfalt derer, die in Uniform Dienst leisten: Männer und Frauen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Lebensformen.
Sie alle verbindet der Wunsch, ihren Beitrag zu leisten – für Sicherheit, Recht und Zusammenhalt.
Mitmachen bei „In Uniform“
Für die Fortsetzung seines Projekts sucht Jan Kraus bundesweit nach Angehörigen der Bundeswehr, der Polizei und der Justiz, die bereit sind, sich in ihrem privaten Umfeld porträtieren zu lassen. Ziel ist es, das Spannungsfeld zwischen Verantwortung, Identität und Menschlichkeit in Uniformberufen sichtbar zu machen.
Die Aufnahmen entstehen in persönlichem Kontakt — respektvoll und auf Augenhöhe. Auch Veteraninnen und Veteranen sind herzlich eingeladen, Teil des Projekts zu werden. Der Deutsche BundeswehrVerband begrüßt die Teilnahme seiner Mitglieder ausdrücklich. Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, früherer Stellvertreter des Bundesvorsitzenden im BundeswehrVerband, zeigt sich begeistert: „Das sind genau die Brücken zwischen Bundeswehr und anderen Einsatzkräften zur Gesellschaft, die wir brauchen. Ich hoffe, dass viele unserer Veteraninnen und Veteranen das Projekt bereichern und unseren Staatsbürgern in Uniform ein öffentliches Gesicht geben.“Ein stiller Blick auf das, was uns verbindet
Jan Kraus’ Arbeit ist weder Kritik noch ein Lobgesang, sondern eine Einladung zum Nachdenken. Sie erinnert daran, dass Uniformen trennen können, Verantwortung aber verbindet.
Dass staatliche Institutionen aus Menschen bestehen – mit Gesichtern, Geschichten und Gewissen. Seine Porträts sind ein Appell für Vertrauen, Dialog und Menschlichkeit – und vielleicht auch ein Spiegel für uns alle als Bürgerinnen und Bürger dieser Gesellschaft. Denn Verantwortung braucht Dialog und genau diesen eröffnet seine Arbeit.
Infos zur Person Jan Kraus„Ich glaube an Vernunft, an Dialog und an eine Gesellschaft, die Verantwortung teilt“, sagt Jan Kraus. „Das versuche ich mit meiner Arbeit zu zeigen – und vielleicht auch ein bisschen Hoffnung zu machen.“
Gefördert durch die Stiftung Kulturwerk VG Bild-Kunst (Publikationsförderung, Buchprojekt 2026).
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