Ein gutes Beispiel für Teamarbeit: Oberleutnant Patrick Haag (r.) hat die Hilfsaktion mit seiner Truppenkameradschaft organisiert. Daniel Grimm (l.) von „Miteinander füreinander – Südpfalz“ wiederum wusste, dass Jasmin Sahin (2.v.r.) vom Kinderhilfswerk UNESON die gesammelten Güter in die Ukraine transportieren kann. Und Stabsfeldwebel Hupfeld (2.v.l.) ist eines der vielen Truka-Mitglieder, die beim sammeln und sortieren unterstützt haben. Foto: Truka Südpfalz-Kaserne

11.03.2022
Franziska Kelch

Hilfe für die Ukraine – direkt und wirkungsvoll: Truppenkameradschaft berichtet über Sammelaktion

Oberleutnant Patrick Haag (34) geht es wie wohl vielen Menschen, die die Nachricht von der Invasion Russlands in die Ukraine erreicht. Der junge Vorsitzende der Truppenkameradschaft Südpfalz-Kaserne will helfen. Irgendetwas tun, um die Menschen zu unterstützen, deren Leben in der Ukraine seit Ausbruch des Krieges der ständige Ausnahmezustand ist. Im Interview erzählt er, wie seine Truppenkameradschaft eine Hilfsgüter-Sammlung organisiert hat – und gibt wertvolle Tipps für all diejenigen, die selbst eine solche Aktion starten wollen.

Wie kam es zu der Sammlung von Hilfsgütern für die Ukraine?
Am Wochenende direkt nach dem Kriegsbeginn hatten glaube ich viele das Gefühl: Ich will etwas machen. Als Luftwaffenausbildungsbataillon sind wir nicht Teil der NATO Response Force, für uns wird es also erstmal keine direkten Auswirkungen geben. Aber irgendwo musste ich mit meiner Energie hin. Ich habe dann mit meiner Stellvertreterin, mit der Frau Oberstabsgefreiter Romina Burkhardt, über die Idee einer Sammlung für die Ukraine gesprochen. Die war sofort dabei. Genau das gleiche gilt für alle anderen aus dem Vorstand meiner Truppenkameradschaft. Der Kommandeur hat auch seinen Segen gegeben und wir durften eine leere Halle als Anlaufstelle für die Spenden nutzen. Wir haben dann die erste Sammlung am 3. März und die zweite am 8. März gemacht.

Woher wussten Sie, was Sie und die Kameraden und Kameradinnen am sinnvollsten sammeln?
Ich bin durch mein Hobby gut vernetzt. Ich spiele Live-Rollenspiele und die Community ist sehr international. Viele Spieler kommen aus Tschechien und Polen oder eben aus der Ukraine. Und über die kam dann die Info: Wir brauchen Kleidung, Medikamente, Sanitätsmaterial, Schlafsäcke, Zelte und so weiter, weil wir gerade in der U-Bahn leben. Geld spenden ist ja immer der komfortablere Weg. Aber unsere Kontakte in der Ukraine haben gesagt: Geld haben wir genug. Aber das bringt uns nichts, wenn wir damit nicht kaufen können, was wir wirklich dringend brauchen. Bei der Sammlung haben wir dann auch oft gehört, dass die Leute lieber Sachen spenden, weil sie da eher das Gefühl haben etwas zu geben, das direkt ankommt und für Betroffene von Nutzen ist.

Und wie war dann die Reaktion auf den Aufruf zur Sammlung?
Ganz viele Kameraden und Kameradinnen kamen zu mir und haben gesagt: Uns ging es genauso, wir wollten irgendwas machen. Auch deren Familien wollten helfen, Freude wollten helfen. In Betrieben von Partnern oder Partnerinnen wurden dann sogar kleine Sub-Sammlungen gemacht. Bei der ersten Sammlung kamen 30 Kartons zusammen und bei der zweiten waren es dann sogar 80. Der Vorteil ist, dass viele Soldaten sehr gerne Outdoor-Aktivitäten nachgehen. Deswegen haben wir zum Beispiel bei den Sammlungen 40 Schlafsäcke zusammen bekommen.

Gibt es Tipps oder Erfahrunswerte, die Sie Menschen mitgeben können, die eine ähnliche Aktion starten und konkrete Unterstützung für die Ukraine leisten wollen?
Überlegt euch, ob ihr für Menschen in der Ukraine sammeln wollt oder für Geflüchtete, die aus der Ukraine hierherkommen. Denn die benötigen unterschiedliche Sachen. Und dann informiert euch, was wirklich gebraucht wird. Schreibt dann auch klar und deutliche auf euren Flyer oder in eure Mail, was ihr sammelt. Wir haben auch festgestellt, dass Hilfsorganisationen es sehr schätzen, wenn man Kartons nach Konserven, Hygieneartikel, Medikamenten, Isomatten und so weiter sortiert und in Deutsch und Englisch beschriftet. Und sucht euch Partner, die euch dabei helfen, dass eure Sammlung da ankommt, wo sie hinsoll. Wir haben außerdem festgestellt, dass es Sinn ergibt, zwischen der Ankündigung der Sammlung und dem eigentlichen Termin ein Wochenende vergehen zu lassen. Viele Soldaten sind ja Fernpendler. Und so haben die dann die Gelegenheit noch Dinge von Zuhause mitzubringen. Und wenn man die Aktion am Standort macht: Hängt Flyer aus und geht damit auch zu den Spießen, geht zu den Kompaniechefs und nutzt die als Multiplikatoren.

Und wie kommt das Gesammelte dann zu den Menschen in die Ukraine?
Da kommt das DBwV-Netzwerk ins Spiel. Ich habe meinen Bezirksvorsitzenden gefragt: Kennst Du jemanden, der mir helfen kann? Der hat dann gesagt, ich kenne da einen Oberstleutnant a.D. und der kennt vielleicht jemanden. Und so bin ich dann über mehrere Ecken bei Daniel Grimm und „Miteinander füreinander – Südpfalz“ gelandet. Die organisieren immer wieder diverse Hilfsaktionen. Und Daniel Grimm hat dann den Kontakt zu Jasmin Sahin vom Kinderhilfswerk UNESON in Karlsruhe hergestellt. Das Hilfswerk fährt mit Hilfskonvois ins polnische Krakovets. Da gibt es eine Art Logistikzentrum von Hilfsorganisationen. Von da aus gehen die Hilfsgüter in die Ukraine. Es gibt aber mehrere solcher Sammelpunkte.
Zwischen der ersten und zweiten Sammlung hat sich die Situation aber etwas geändert. Wir haben von UNESON die Information bekommen, dass sie mehr als genug Kleiderspenden erhalten haben. Daher geht die Kleidung, die wir bekommen haben nun an eine Organisation, die für Geflüchtete sammelt, die aus der Ukraine nach Deutschland kommen.

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