Der Bundesvorsitzende und der Vorstand Sanitätsdienst im DBwV-Bundesvorstand haben  das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz besucht. Die DBwV-Delegation wurde von Generalarzt Dr. Almut Nolte und Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoeps über die aktuellen Entwicklungen im Bundeswehrkrankenhaus informiert .Foto: Bundeswehr/Markus Dittrich

Der Bundesvorsitzende und der Vorstand Sanitätsdienst im DBwV-Bundesvorstand haben das Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz besucht. Die DBwV-Delegation wurde von Generalarzt Dr. Almut Nolte und Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoeps über die aktuellen Entwicklungen im Bundeswehrkrankenhaus informiert .Foto: Bundeswehr/Markus Dittrich

09.04.2020
Yann Bombeke

„Nahezu 100 Prozent des Sanitätsdienstes im Covid-19-Einsatz“

Koblenz/Berlin. „Nahezu 100 Prozent des Sanitätsdienstes der Bundeswehr steht im Covid-19-Einsatz“ – die Worte des Inspekteurs Sanitätsdienst, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, verdeutlichen, welches Ausmaß die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus mittlerweile angenommen hat. Aber auch das: Der Sanitätsdienst der Bundeswehr bewältigt zurzeit den wahrscheinlich größten Einsatz seiner Geschichte.
 
So sind rund 8.000 Angehörige des Sanitätsdienstes in den Sanitätseinrichtungen in der Fläche aktiv, weitere 8.000 in den Bundeswehrkrankenhäusern. Das erfuhr Oberstleutnant André Wüstner bei seinem Treffen mit dem Inspekteur Sanitätsdienst in Koblenz. Begleitet wurde der DBwV-Bundesvorsitzende vom Vorstand Sanität im DBwV, Oberstabsfeldwebel Stefan Sprengers und Hauptmann Petra Böhm.
 
Der Sanitätsdienst ist in einer Fülle von Maßnahmen gebunden. So sind allein 1.100 Menschen in den Laboren aktiv. In kürzester Zeit wurden neue Testverfahren eingeführt – die Zeit drängt, es geht darum, so viele Covid-19-Testergebnisse zu erhalten wie möglich. In den vergangenen Tagen hat der Sanitätsdienst mehr als 1.300 Betten in den Kasernen vorbereitet. Die Stuben mit Einzelnasszelle sind bei Bedarf für infizierte Soldaten vorgesehen, die einen leichteren Krankheitsverlauf aufweisen und sich nicht selbst versorgen oder durch Angehörige versorgt werden können. Sie werden isoliert behandelt und durch die örtlichen Sanitätseinrichtungen betreut.

Besonders im Fokus stehen die fünf Bundeswehrkrankenhäuser in Koblenz, Hamburg, Berlin, Ulm und Westerstede. Dort trägt das Personal ein enorm hohes Infektionsrisiko – das zeigen die aktuellen Erfahrungen aus dem Ausland. Die Anzahl der Erkrankungen bei Pflegepersonal ist sehr hoch. Eine von vielen Herausforderungen, die zu meistern sind. Nur adäquate Schutzausstattung senkt das Infektionsrisiko, deren Beschaffung ist jedoch eine logistische Herausforderung.
 
„Gut ist, dass wir zurzeit in Deutschland einen linearen Anstieg der Erkrankungen haben und nicht einen Riesenaufwuchs wie in vielen anderen Ländern“, sagt Generaloberstabsarzt Baumgärtner. Die ergriffenen Maßnahmen wie „soziale Distanz“ zeigten erste Erfolge, so der Inspekteur. Mit dem kommenden guten Frühlingswetter befürchtet Baumgärtner allerdings einen größeren Anstieg der Infektionszahlen. Doch es gilt, einen langen Atem zu haben: Wie viele andere Experten auch, rechnet Baumgärtner frühestens im 2. Quartal kommenden Jahres mit einem Impfstoff.

Als eine der nächsten großen Herausforderungen sieht der Inspekteur Sanitätsdienst den möglicherweise notwendigen Transport von Covid-19-Patienten innerhalb Deutschlands. Dabei geht es darum, schwer Erkrankte aus besonders betroffenen Regionen, in denen eine Überlastung der Versorgungssysteme droht, in Krankenhäuser zu verlegen, die noch über ausreichende Kapazitäten verfügen. Auch da lohnt der Blick ins Ausland: In Frankreich etwa ist seit einiger Zeit die Verlegung von Patienten ins In- und Ausland eins der Haupteinsatzgebiete der Streitkräfte – insbesondere bei Erkrankten, die unter Beatmung transportiert werden müssen, ist das ein extrem aufwändiges und risikoreiches Unterfangen.
 
„Der Sanitätsdienst unterstützt, wo immer er kann“, sagt Baumgärtner, „aber an erster Stelle steht immer der Eigenschutz des Personals.“

Im Anschluss an das Gespräch mit dem Inspekteur wurden der Bundesvorsitzende und der Vorstand Sanität im Koblenzer Lagezentrum über die aktuellen Entwicklungen informiert. Dort wurde deutlich: Alle Beteiligten wissen, wie wichtig der Auftrag ist und alle sind mit vollem Herzen dabei. Auch wenn der 24/7-Dienst im Dreischichtbetrieb an die Substanz geht. Im Gespräch mit den Führungskräften thematisierte der Bundesvorsitzende auch die sozialen Fragen der Corona-Krise. Kinderbetreuung vom systemrelevanten Personal der Bundeswehr, Schichtmodelle und Arbeitszeitregelungen sowie die Weisungslage zu Quarantänemaßnahmen vor und nach den Einsätzen wurden ausführlich besprochen. Es wurde deutlich, dass insbesondere der Inspekteur nicht nur die Patienten, sondern auch die Menschen der Bundeswehr im Blick hat. Die Fürsorge gegenüber „seinem“ Personal hat für Baumgärtner ohne Zweifel einen sehr hohen Stellenwert. Gleichzeitig unterstrich er den guten Austausch mit dem Vorstand Sanität im DBwV sowie dem Personalrat vor Ort.
 
Im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz das gleiche Bild: hochmotiviertes Personal auf allen Ebenen. Im Krankenhaus hat man in kürzester Zeit einen kompletten Umbau vollzogen – Stationen wurden in andere Bereiche verlegt, um einen Flügel der Einrichtung nur für Covid-19-Patienten vorzuhalten. Die Anzahl der Operationen wurde auf ein Minimum runtergefahren, um Fachkräfte für die Bewältigung der Corona-Krise freizuhalten. Durch die Einrichtung einer Fieberambulanz, die anfänglich durch die Bundeswehr betrieben wurde, konnte das Überlaufen der Notaufnahmen in den Krankenhäusern im Raum Koblenz verhindert werden. Diese segensreiche Einrichtung wurde bisher von mehr als 2.600 Menschen genutzt und wird mittlerweile durch die kassenärztliche Vereinigung betrieben.

Das Besondere an der Situation in Koblenz: Man hat ein Riesenumfeld mit mehr als 40 Kliniken in der Region Westerwald, die aber nur wenige Intensivkapazitäten vorhalten können. Es muss genau gesteuert werden, damit es nicht zu Überlastungen in der Versorgung kommt. In den Kliniken und Krankenhäusern der Region wurden jeweils Lagezentren eingerichtet, in denen Experten der Bundeswehr mit den Kräften vor Ort zusammenarbeiten. In dieser Situation kommt die Einsatzerfahrung der Streitkräfte zum Tragen – man lernt voneinander. Ebenso tragen der Austausch von Sanitätspersonal, etwa mit Personalergänzung aus dem Bereich der Sanitätsregimenter, und die Unterstützung durch die erfreulich große Zahl an Reservisten zum Funktionieren des Systems bei. Auch im Bundeswehrzentralkrankenhaus kam das Personal auf die DBwV-Vertreter zu und wies auf die Notwendigkeit einer zuverlässigen Kinderbetreuung hin. Der Vorstand Sanität versprach, die Forderung zu transportieren. Die Sicherstellung einer kontinuierlichen Kinderbetreuung für die systemrelevanten Mitarbeitenden sowie Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr steigert die personelle Verfügbarkeit und damit die Einsatzbereitschaft.

Das Miteinander in ihrem Haus sei vorbildlich, sagt Generalarzt Dr. Almut Nolte, die als Kommandeurin und Ärztliche Direktorin das Bundeswehrkrankenhaus Koblenz führt. In der Not rücke man näher zusammen – bildlich gesprochen. So bleibe das Personal der Wäscherei am Wochenende länger und fahre freiwillig Zusatzschichten – trotz zahlreicher älterer Mitarbeiter. In der Küche werden alle gut versorgt. Das Wohl der Mitarbeiter steht im Vordergrund, es soll allen gutgehen. Die eigenen Mitarbeiter werden durch das hauseigene Informationsportal immer auf den aktuellen Stand der Situation im BwK Koblenz gehalten.

Besonders erfreut zeigt sich die Kommandeurin über die grünen Zahlen in der Corona-Statistik des Krankenhauses. Die Farbe Grün steht für Hoffnung – und in diesem Fall passt das gut: In der Statistik sind damit die Patienten markiert, die als gesund entlassen wurden.

„Stolz, diesem Sanitätsdienst anzugehören"

„Ich kann nur sagen, wie stolz ich bin, diesem Sanitätsdienst anzugehören“, sagt Oberstabsfeldwebel Stefan Sprengers. Der Vorsitzende Sanitätsdienst weiter: „Die Menschen leisten eine hervorragende Arbeit, dabei rollt die erste Welle erst noch auf uns zu.“ Man sei darauf gut vorbereitet – soweit es eben in dieser schwierigen Zeit geht.

Auch der Bundesvorsitzende zeigte sich beeindruckt von der Einsatzbereitschaft des Sanitätsdienstes. „Wer in den letzten Jahren auch außerhalb der Bundeswehr die Leistungsfähigkeit des Zentralkrankhauses angezweifelt hat, wird derzeit eines Besseren belehrt“, sagte Wüstner. Deutschland könne froh und dankbar sein, dass es die Bundeswehr mit dem Sanitätsdienst habe.

In den kommenden Wochen und vermutlich Monaten kommt noch einiges auf den Sanitätsdienst der Bundeswehr zu. Klar ist aber eins: Die Kapazitätsgrenze ist immer das knappe Personal.

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