Mit Kampfpanzern Leopard 2 werden die Panzer-Grenadierkompanien bei der EFP NATO Battle Group in Litauen verstärkt. Die mächtige Waffe macht Eindruck an der Ostflanke. Foto: Bundeswehr

06.05.2022
Frank Jungbluth

Diese Truppe ist viel mehr als ein Symbol, sie ist das scharfe Schwert

Das Panzergrenadierbataillon aus Viereck in Vorpommern stellt in der 11. Rotation der eFP Battle Group die größte Truppe. Bewaffnet sind die verstärkten Kompanien mit Grenadieren, Schützenpanzern „Marder“ und „Leopard 2“-Kampfpanzern. Hier kann man die Veränderung der Denkweise deutscher Soldaten erleben. Das Kriegsgebiet ist nahe.

Die Männer blicken entschlossen. Die Gesichter sind schmutzig von Matsch und Regen. Es ist Sonntagnachmittag, Gefechtspause und Manöverkritik. „So geht es nicht, wenn wir eine feindliche Stellung angreifen wollen“, sagt der Kompaniechef, der vor dem Lageplan kniet, der auf dem Boden aufgezeichnet ist. Auf ein Neues. Verpflegung fassen, ein Becher Kaffee, dann wird wieder aufgesessen, die „Marder“ rasseln auf das Übungsgelände, die „Leoparden“ brüllen im Unterholz. 1675 Soldatinnen und Soldaten üben den Ernstfall, der am 24. Februar 2022 verdammt nahe gekommen ist.

Von Kaunas nach Ratna in der Ukraine sind es 466 Kilometer. Ratna liegt unweit der weißrussischen Grenze. Litauen grenzt an Weißrussland. Putins Vasallenstaat lässt die russische Armee auf ihrem Territorium gegen die abtrünnige Ukraine aufmarschieren. Wie gefährlich ernsthaft sind die Ambitionen des russischen Autokraten, auch die baltischen Staaten zu bedrohen oder gar zu überfallen, um seinen irren Traum von der Wiederherstellung der Grenzen der Sowjetunion bis 1990 wahr werden zu lassen?

Angesichts der verstärkten Panzergrenadierkompanie, die hier in höchster Alarmbereitschaft übt, denkt man an den ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer, der 1950 sagte: „Vor dieser konsequent durchgesetzten Politik des totalitären Sowjetrussland gibt es nur eine Rettung für uns alle. Nämlich uns so stark zu machen, dass Sowjetrussland erkennt, ein Angriff darauf ist ein großes Risiko für Sowjetrussland selbst.“ Das war zu Zeiten des russischen Eingriffs beim Korea-Krieg selbst. Er wurde eröffnet vom kommunistischen Norden. Ein Stellvertreterkrieg, in den Russland modernstes Material und Ausbilder, China eine Million Soldaten schickte. Der Ausgang ist bekannt, der 52. Breitengrad teilt bis heute Nord- und Südkorea.

Man hört den Geschützdonner eines „Leopard“-Panzers, die Schüsse aus der Maschinenkanone, MG-Feuer, Kommandos, Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, zweiter stellvertretender Bundesvorsitzender, der als Panzergrenadieroffizier den „Marder“ in- und auswendig kennt, fährt im begleitenden „Fuchs” mit in dieses Übungsgefecht. Der BundeswehrVerband ist für viele der Soldatinnen und Soldaten hier eine Brücke zur Heimat. Man schätzt, dass der Verband sich starkmacht, fünf Ansprechpartner Auslandseinsatz sind bei der eFP Battle Group dabei.

„Der verstärkte Panzergrenadierzug in der Verzögerung“, ist die Übung überschrieben, die hier den ganzen Sonntag über gefahren wird. Das Verzögerungsgefecht ist die Königsdisziplin. So soll vor allem überlegenen Kräften der Schwung des Angriffs genommen werden, bevor die Kräfte des Gegners wirksam werden können. Das Szenario passt zur Lage, hier an der Ostflanke der NATO, die von Rumänien im Süden bis nach Estland im Norden an der Grenze zu Finnland und in Sichtweite zu Russland reicht. 207000 Soldatinnen und Soldaten stehen hier aufseiten der NATO bereit. Ihre Einheiten sind erst vor Kurzem - nach dem Einmarsch der russischen Armee - aufgewachsen, weitere Verstärkung mit schweren Waffen und Truppen ist unterwegs. Die russische Armee dürfte zumindest zahlenmäßig überlegen sein, wenn es zum Ernstfall käme. Auch deshalb ist es so wichtig, dass die Kampfgruppen das Verzögerungsgefecht perfekt beherrschen. Diese Fähigkeit kann entscheidend sein.

Die NATO hat die Reihen geschlossen. Spotteten vor wenigen Jahren noch Generale im Kreml und Thinktanks aus den USA, als die Ostflanke nach der Annexion der Krim durch Putins Soldaten zum ersten Mal verstärkt worden war, dass das die russische Armee vielleicht drei bis vier Tage aufhalten könne, so weiß man heute: Wer eine hohe Kampfmoral hat, ist auch in der Lage, einer starken und großen Armee wie der russischen mehr als nur Nadelstiche zu versetzen. Die Ukrainer beweisen es jeden Tag.

Im Camp der Battle Group ist man auf die neuesten Nachrichten von den Fronten in der Ukraine erpicht. Was in Deutschland die Zeitenwende, ist hier in Rukla die Denkweise, das Mindset, wie Oberstleutnant Daniel Andrä einige Male betont. Der 43-jährige Stabsoffizier stammt aus Zittau im Erzgebirge, ist seit mehr als 20 Jahren in der Bundeswehr und führt das wohl heikelste Kommando in diesen kriegerischen Zeiten an der Grenze zwischen freier Welt und den Diktaturen des Ostens. In Weißrussland herrscht der Despot Aljaksandr Ryhorawitsch Lukaschenko seit fast 30 Jahren. Dahinter beginnt Vladimir Putins Reich. Der Mann, dem die wenigsten zugetraut haben, dass er dieses Mal Ernst macht mit dem Angriff auf die Ukraine. Große Manöver gemeinsam mit der weißrussischen Armee an der NATO-Ostflanke hat man hier öfter erlebt.

Für jeden einsatzbereiten und ausgestatteten Soldaten braucht es vier bis fünf Kameradinnen und Kameraden, die sich um Logistik und Versorgung, um Material, warme Jacken, Munition und Sprit kümmern. Major Antje Mohrholz ist eine, die dafür sorgt.

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick