Im April 1991 wurde der Landesverband Ost des Deutschen BundeswehrVerbandes gegründet. Foto: DBwV/Archiv

Im April 1991 wurde der Landesverband Ost des Deutschen BundeswehrVerbandes gegründet. Foto: DBwV/Archiv

30.07.2021
Von Gunnar Kruse

Drei Jahrzehnte Geschichte des Verbandes entscheidend mitgeprägt

Der Landesverband Ost ist der jüngste und kleinste DBwV-Landesverband. Trotzdem – und vielleicht auch gerade deshalb – ist er besonders stolz auf seine nunmehr 30 Jahre währende Geschichte und seine Mitglieder, die in enger Verbundenheit dabei sind.

Seine Geschichte war und ist auch ein Spiegelbild deutsch-deutscher Geschichte. Denn als der Landesverband (LV) Ost Anfang April 1991 aus der Taufe gehoben wird, hat seine eigentliche Geschichte schon längst begonnen. Im Zuge des gesellschaftlichen Umbruchs in der DDR war bereits im Januar 1990 der Verband der Berufssoldaten der NVA (VBS) gegründet worden. „Die Wendezeit hat uns ja Dinge abverlangt, das kann sich heute keiner mehr vorstellen. Es gab viel Unruhe, eine große Unsicherheit“, erinnert sich Horst Kirchhübel. Der einstige Oberst war einer der Hauptakteure hinter der Ende 1989 entstandenen Idee, einen Verband für die damaligen NVA-Berufssoldaten zu gründen. Als VBS-Gründungsmitglied weiß er noch genau: Das Hauptanliegen von ihm und seinen Mitstreitern war, zu verhindern, dass im Zuge des gesellschaftlichen Umbruchs in der DDR Waffen eingesetzt werden – die friedliche Revolution sollte friedlich bleiben. Für die Berufssoldaten selbst begann eine bewegte Zeit. „Anfangs ging ja keiner davon aus, dass die NVA aufgelöst wird“, sagt Kirchhübel. „Als im VBS-Vorstand die Sprache darauf kam, dass die Offiziere arbeitslos werden könnten, da ging ein richtiger Aufschrei durch die Reihen.“

Der Verband – in kurzer Zeit zählte der VBS 46.000 Mitglieder – habe sein Bestes getan. Doch die politischen Veränderungen wogen schließlich noch schwerer als befürchtet. Schnell wurde klar: Die NVA wird nur noch Geschichte sein und mit ihr auch der VBS. Mit der deutschen Wiedervereinigung und der Auflösung der NVA hatte er keine Zukunft mehr. Zum 31. Oktober 1990 wurde die Auflösung beschlossen, den Mitgliedern wurde der individuelle Beitritt zum DBwV empfohlen. Diesem Vorschlag folgten rund 12.000 ehemalige VBS-Angehörige, wie Kirchhübel sagt. Bedenken im DBwV hinsichtlich des Eintritts der früheren NVA-Soldaten kann er auch heute noch verstehen. „Das ist doch völlig normal gewesen. Ich war allerdings begeistert, geradezu euphorisch, als dann die damalige Verbandsführung es ermöglicht hat, dass wir im Einzelbeitritt zum Verband kommen konnten.“ Im Nachhinein habe es sich gezeigt, dass das eine gute Entscheidung auch für die ehemaligen Ost-Soldaten war.

Für ihn selbst begann eine neue Karriere, in der er den neuen LV Ost entscheidend mitprägte. 1991 wurde er dessen erster Landesgeschäftsführer und blieb es bis Ende 2009. „Wir haben von Anfang an versucht, die richtigen Strukturen zu schaffen und einen schlagkräftigen Landesverband aufzubauen“, so der heute 77-Jährige. Dabei habe sich bewährt, dass die Landesvorsitzenden aus den alten Bundesländern kamen, die Landesgeschäftsführer hingegen aus dem Osten. Und Kirchhübel ist froh, dass sich der LV Ost noch immer auch für die Belange der ehemaligen NVA-Soldaten starkmacht.

Ein perfekter Übergang

Viel von Kirchhübel lernen konnte sein Nachfolger Michael Stechert, der diesen zuvor ab 2008 zwei Jahre als Assistent begleitet hatte. „Ich war wie sein Schatten, ich fuhr auf jede Dienstreise mit“, erinnert sich der Major d.R. Zwei Jahre von einem Urgestein des LV Ost lernen zu dürfen, „das war perfekt”: „Da mich Horst Kirchhübel überall vorgestellt hat, gingen für mich natürlich auch alle Türen auf.“ Ab Anfang 2010 bis 2018 war Stechert dann Landesgeschäftsführer. „Für mich ging es in der Zeit vor allem darum, die über die Jahre aufgebaute Struktur der Hauptamtlichen weiter zu professionalisieren“, sagt er. Dabei sei es unter anderem um die Einstellung von vielen Standortbeauftragten und die Professionalisierung des Außendienstes gegangen, nennt er zwei Beispiele. „Und auch bei den großen Veranstaltungen und Messen, wie zum Beispiel der ILA, haben wir uns weiter profilieren können.“ Mit der immer besser werdenden Struktur sei es auch gelungen, immer mehr Kameradschaften gründen zu können. „Deren Zahl ist in der Zeit deutlich gestiegen“, sagt er.

Auch wenn es Michael Stechert vor drei Jahren aus familiären Gründen Richtung Köln zog, ist er dem DBwV als Beisitzer der KERH Köln und dem LV Ost immer noch stark verbunden: „Das ist eben ,Familie Ost‘, das kann man gar nicht anders sagen. Und mit der Arbeit und den Zielen des Verbandes kann ich mich nach wie vor voll und ganz identifizieren.“

Mit den richtigen Argumenten

Das sieht auch Roberto Neugebauer so, wie Horst Kirchhübel ein Mann der ersten Stunde im LV Ost. Den VBS und überhaupt das Thema „Soldatische Vertretung“ habe er als NVA-Major anfänglich sogar etwas skeptisch gesehen. Doch in den Monaten bis zur deutschen Wiedervereinigung wurde der DBwV auch bei den Soldaten im Osten immer bekannter. Und Neugebauer bekam das Angebot, zum 1. Juli 1991 als Mitarbeiter für die Mitgliedergewinnung beim neuen LV Ost anzufangen. „Okay, das kann man lernen, habe ich mir gedacht“, erinnert er sich.

Aus dem anfänglichen Neuland wurde im Laufe der Jahre Routine. Genug zu tun hatte er damals, „Grundausbildungseinheiten gab es ja ohne Ende“, sagt Neugebauer und erinnert sich daran, wie er einmal allein in Eggesin eine Woche zugebracht hat, um die Kameraden vom DBwV zu überzeugen. „Und das immer ohne Druck, immer mit den richtigen Argumenten“, beschreibt er sein bis heute geltendes Credo. Das habe einen nachhaltigen Effekt: Wer sich bewusst für den DBwV entscheide, bleibe ihm auch langfristig als Mitglied treu.

Einfach waren seine Jahre nie, viel Fahrerei gehörte dazu. „Von 2013 bis 2017 hatte ich den Außendienst für den gesamten Osten allein zu bewältigen. Das war schon eine spannende Sache“, erinnert er sich. Wie viele Kilometer er im Laufe von drei Jahrzehnten für den LV Ost „auf Achse“ war, kann Roberto Neugebauer, der als Mitarbeiter 16 Landesversammlungen erlebt und mitgestaltet hat, nur schätzen: „Aber zwei Millionen werden es insgesamt schon gewesen sein.“ Im Laufe der Zeit ist der Verband für ihn mehr als nur ein Arbeitgeber gewesen. Doch jetzt ist für ihn Zeit, „Tschüss“ zu sagen: „Am 31. Juli gehe ich offiziell in Rente“, so der 64-Jährige. Eigentlich hätte er schon im März gehen können, doch die 30 Jahre wirklich „voll“ zu machen, das sei ihm schon wichtig gewesen.

Ein weiteres Urgestein, langjähriger Mandatsträger und seit nunmehr sechs Jahren Vorsitzender Ehemalige/Reservisten und Hinterbliebene im Landesvorstand ist Joachim Wohlfeld. Wenn der Hauptmann a.D. – der als NVA-Oberstleutnant im VBS an Reformen in der Armee mitwirken wollte – auf die 30-jährige Geschichte des LV Ost blickt, so bilanziert er: „In den vergangenen mehr als 30 Jahren deutscher Einheit haben die Kameradschaften Ehemalige in enger Soldatenkameradschaft im Landesverband Ost einen wesentlichen Beitrag geleistet, um dem Vergessen, dem Ignorieren sich bedingender historischer Zusammenhänge und dem Entwerten von Lebensleistung und -erfahrung entgegenzuwirken.“
Gemeinsam hätten es die Soldaten der nunmehr einheitlichen deutschen Streitkräfte geschafft, gegenseitige Vorbehalte abzubauen. Vieles sei erreicht worden und im großen Gegensatz zu anderen gesellschaftlichen Bereichen wurden auch Geschichten des Erfolges geschrieben. Dennoch seien keineswegs alle Probleme gelöst. Als Beispiele nennt Wohlfeld die Altersversorgung von Berufssoldaten mit Vordienstzeiten in der Nationalen Volksarmee und die unterschiedlichen Renten in Ost und West.

Anlässlich des 30. Geburtstags hätten sich die Mandatsträger und Mitglieder des LV Ost aber viel lieber im angemessenen Rahmen an die Erfolge und gemeinsame Geschichte erinnert. Doch die Corona-Pandemie machte dem einen Strich durch die Rechnung. Viele Veranstaltungen konnten nicht stattfinden. Auch die jüngste Landesversammlung konnte nur „hybrid“ durchgeführt werden. Sich jetzt wegen Corona nicht bei den vielen langjährigen Mitgliedern im DBwV, gerade im Bereich der Ehemaligen, angemessen und persönlich bedanken und den Wert ihres Engagements würdigen zu können, bedauert Joachim Wohlfeld außerordentlich.

Das gilt auch für den Landesvorsitzenden Hauptmann a.D. Uwe Köpsel. Mit Blick auf den 30. Geburtstag und die erfolgreiche Geschichte des von ihm seit 2007 geführten LV Ost sagt er: „Wir sind der jüngste, der kleinste – aber auch der stolzeste – Landesverband.“

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick