Der Zufall wollte es, dass die Kommandeurtagung am Tag des Kriegsausbruchs statt fand Foto: Carsten Pfenning

01.03.2022
Gerald Arleth

Kommandeurtagung West – im Schatten der Krise(n)

Nach pandemiebedingtem Ausfall im vergangenen Jahr freute sich Oberstleutnant Lutz Meier über hochkarätige Zusagen wie die von Generalleutnant Markus Laubenthal und vom Verteidigungsexperten Wolfgang Hellmich. Auf alle Eventualitäten der Coronakrise vorbereitet, fand die erste Kommandeurtagung unter Meiers Führung als Landesvorsitzender West vom 24. -25. Februar statt. Doch diesmal bestimmte nicht Corona, sondern der Krieg in der Ukraine den Tagungsablauf. Gespannte Ruhe herrschte im Saal des Ringhotel in Lünen als drei anwesende Inspekteure zur aktuellen Lage sprachen.

„Die große Anzahl an Teilnehmern interpretiere ich als Form der Wertschätzung des DBwV und die Tatsache, dass ich so viele Kommandeure bis in die Generalsebene begrüßen darf, macht mich stolz“, so der Landesvorsitzende West, Oberstleutnant Lutz Meier bei der Begrüßung der rund 60 Teilnehmer. Unter ihnen waren neben den Inspekteuren SKB, CIR und SanDstBw zehn weitere Teilnehmer im Generalsrang. Meier bedauerte den wenige Stunden zuvor erfolgten Angriff auf die Ukraine und den dadurch bedingten kurzfristigen Ausfall der angekündigten Redebeiträge des Stellvertreters des Generalinspekteurs, Generalleutnant Markus Laubenthal, und von Wolfgang Hellmich (SPD), Verteidigungsexperte und Mitglied des Verteidigungsausschusses. Zum Einstieg in seine „Debüt-Tagung“ stellte Meier die großen Herausforderungen der Verbandsarbeit und Mitgliederbetreuung während der Pandemie dar. So sei es beispielsweise bislang auch nicht gelungen, allen Kommandeuren einen Antrittsbesuch abzustatten. Auch mussten seit Jahren bewährte Tagungsformate für Mitglieder leider ausfallen. Der Motor springt aber wieder an - so sind in diesem Jahr wieder die Zielgruppentagungen beispielsweise für Disziplinarvorgesetze, Kompaniefeldwebel oder Soldaten auf Zeit geplant, betonte Meier.

Bedrohungsperspektiven
Den Aufschlag machten danach, mit persönlichen Einschätzungen und der Sicht aus ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich zu möglichen Szenarien, die anwesenden Inspekteure Streitkräftebasis, Sanitätsdienst der Bundeswehr und Cyber- und Informationsraum. Gemeinsam unterrichteten Generalleutnant Martin Schelleis (InspSKB), Generaloberstabsarzt Ulrich Baumgärtner (InspSanDstBw) und Vizeadmiral Thomas Daum (InspCIR) die Anwesenden zur aktuellen Lage in der Ukraine und den zu diesem Zeitpunkt gesichert vorliegenden Informationen zum in der Nacht entbrannten Krieg in der Ukraine.

Lehren und Erfahrungen aus der Pandemie
„Durch die Brille“ des Nationalen Territorialen Befehlshabers der Bundeswehr berichtete der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Schelleis, danach zu den jüngsten Erfahrungen der Streitkräfte bei Hilfeleistungen im Inland. Zentrale Feststellung: Welche Lehren für die Führungsstruktur müssen aus der Bewältigung der Coronapandemie und dem Einsatz während der Flutkatstrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gezogen werden. Positiv bewertete Schelleis in diesem Zusammenhang Auftreten und Motivation der eigesetzten Kräfte. „Die Truppe hat überzeugt“, so der Inspekteur und auch die tausenden von Amtshilfeverfahren haben funktioniert.

Aktuelle Verbandspolitik nach der Hauptversammlung
Bundesvorsitzender Oberst André Wüstner – der vormittags mit Finanzminister und FDP-Parteichef Christian Lindner Fragen zum zukünftigen Haushalt der Bundeswehr erörterte und mit frischen Eindrücken aus Berlin angereist war – beendete mit einem wahren Parforceritt über den Haushalts-Parcours den ersten Sitzungstag. Die Frage nach der Position, in der sich der DBwV nach dem Regierungswechsel und der DBwV-Hauptversammlung befindet, war der Einstieg zum Referat des Bundesvorsitzenden. Vom eigentlichen Kerngeschäft der Arbeit des DBwV – der Vertretung der sozialen Interessen der Menschen in der Bundeswehr – leitete er über zum Themenfeld Verantwortung für Einsatzbereitschaft und Finanzierung der Streitkräfte. Wie seine Vorredner stellte auch er die mannigfaltigen Herausforderungen dar, denen sich die Bundeswehr derzeit ausgesetzt sieht und brachte es schlussendlich auf den Punkt mit der Feststellung: „Ohne Moos nix los!“

Erste Erfahrungen mit neuem Beurteilungssystem
Am Vormittag des zweiten Tagungstages widmete sich zunächst Oberst i.G. Marcus Buß dem neuen Beurteilungssystem. Der Referatsleiter IIIZ1 beim BAPersBw gab zunächst einen historischen Abriss zu Entwicklung, sprach anschließend über die Ziele und den aktuellen Stand des neu in Kraft gesetzten Systems. Auch erklärte er die derzeitige Übergangsphase mit den Herausforderungen, die ein neues System für die Personalführung bei Anwendung und Auswertung mit sich bringt. Es versteht sich von selbst, dass bei der sich anschließenden Diskussion das gesamte Spektrum an Fragen, die "die Beurteilenden umtreiben“ aufs Tableau kam. Buß warb für Verständnis in der Anlaufphase und bat die Kommandeure zugleich um ihr Feedback.

Aus dem Zentrum Innere Führung
Mit seinem Vortrag zu aktuellen Schwerpunkten der Inneren Führung bildete der Kommandeur Zentrum Innere Führung, Generalmajor André Bodemann, den „Schließenden“ der Referenten. „Genau jetzt, in Krisen, ist Innere Führung wichtig“ brachte der Kommandeur des ZInFü die Lage auf den Punkt und knüpfte damit an die „Lageeinweisung“ der Inspekteure an. Während seiner Tour d’Horizon durch Themenfelder der Inneren Führung stellte er unter anderem fest: Wir sind kein Unternehmen - der Soldatenberuf hat besondere Anforderungen, Innere Führung ist eben nicht nur die Summe der „weichen Themen“ und Innere Führung ist auch ein wesentlicher Beitrag zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Auch Fragen der Weiterentwicklung der Inneren Führung beschrieb der Kommandeur des ZInFü.

Am Ende zog der Landesvorsitzende Oberstleutnant Lutz Meier eine positive Bilanz der Tagung und wertete die Teilnahme als ein Zeichen der Treue. Den Inspekteuren dankte er besonders für ihre Bereitschaft, den durch den Kriegsausbruch in der Ukraine bedingten Referentenausfall zu kompensieren. Erneut habe sich die Kommandeurtagung als ein Forum des Meinungsaustausches und der aktuellen Information bewiesen. Der Landesverband West wird auch in Zukunft Plattform dafür sein.

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick