09.10.2015
ch

„Der Verband steht für seine Mitglieder ein“

Hauptfeldwebel Naef Adebahr wurde im Afghanistan-Einsatz schwer verwundet. Um sprichwörtlich wieder auf die Beine zu kommen, brauchte er viel Kraft und so Einiges an Unterstützung.

Als stellvertretender Zugführer im Fallschirmjägerbataillon 373 Seedorf hatte Hauptfeldwebel Naef Adebahr seine Karriere bei der Bundeswehr fest im Blick – bis sich sein Leben 2010 plötzlich radikal änderte: Für ihn begannen viele Monate der Therapie.

Beim sogenannten Karfreitagsgefecht im April 2010 in Isa Khel, Provinz Kundus/Afghanistan, erlitt der damals 26-Jährige schwere Schussverletzungen am rechten Ober- und Unterschenkel sowie an der linken Ferse. Drei seiner Kameraden fielen bei diesem Gefecht, sieben weitere wurden wie er schwer verwundet. „Zunächst habe ich die Tragweite der Verwundung gar nicht recht verstanden. Meine Anmeldung zum Marathon habe ich einfach um ein Jahr verschoben, das war doch genug Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen“, berichtet der Hauptfeldwebel. Während er dann aber an einem Sportlehrgang für Einsatzgeschädigte an der Sportschule Warendorf teilnahm, wurde ihm allmählich bewusst, dass er wohl nie wieder einen Marathon würde laufen können.

Als OrgFeldwebel betreute Naef Adebahr bis vor kurzem Einsatzverwundete, die für den inzwischen etablierten Lehrgang „Sporttherapie nach Einsatzschädigung“ nach Warendorf kommen. „Ich fühle mich hier richtig wohl und könnte das die nächsten zehn, zwanzig Jahre weitermachen. Jetzt aber hoffe ich zunächst darauf, Berufssoldat zu werden.“ Derzeit lernt der Hauptfeldwebel für sein Fachabitur in Richtung Sozialpädagogik an der Bundeswehr-Fachschule in Köln. Der lange Weg bis zum heutigen Genesungsstand forderte von Adebahr nicht nur einen starken Willen und viel Durchhaltevermögen, sondern auch jede Menge Eigeninitiative. Bei all dem, so Adebahr, sei ihm die Unterstützung durch den Deutschen BundeswehrVerband stets eine große Hilfe gewesen.

„Ich bin Mitglied im Deutschen BundeswehrVerband, weil der Verband für seine Mitglieder einsteht. Er spricht an, was schief läuft in der Bundeswehr, egal ob es das Thema Beihilfe ist oder, wie in meinem Fall, das Einsatz-Weiterverwendungsgesetz und das Einsatzversorgungs-Verbesserungsgesetz. Um solche wichtigen Dinge weiter voranzubringen, ist es notwendig, dass so viele Soldaten wie möglich in diesem Verband organisiert sind.“

Und Adebahr spricht aus Erfahrung; hinter ihm liegt eine schwierige Zeit: Er hatte mit Rückschlägen und Phasen der Therapiemüdigkeit zu kämpfen, machte kaum Fortschritte, wollte seine Verletzung aber auch nicht mehr als Lebensmittelpunkt sehen. „Ich konnte mit meiner dreijährigen Tochter nicht mehr mithalten. Das führte zu Selbstzweifeln und plötzlich dachte ich über das Alter nach – und das mit 27 Jahren!“ Die Wende kam mit dem Sportlehrgang in Warendorf, für den sich damals auch der DBwV stark gemacht hatte.

Deutliche Fortschritte in der Mobilität, begleitet von der Gewissheit, dass er sich nicht allein mit den körperlichen Problemen und bürokratischen Hürden herumschlagen musste, machten dem Hauptfeldwebel wieder Mut. Zwischenzeitlich hatte auch der durch den DBwV vermittelte Kontakt zum damaligen Beauftragten des Verteidigungsministeriums für einsatzbedingte posttraumatische Belastungsstörungen und Einsatztraumatisierte, Brigadegeneral Christof Munzlinger, dazu geführt, dass sein langwieriges Wehrdienstbeschädigungs-Verfahren vorangetrieben wurde.

Nach zwei weiteren Aufenthalten an der Sportschule erhielt Adebahr das Angebot, auf einen dortigen Dienstposten zu wechseln. Seiner Aufgabe, selbst Einsatzgeschädigten zu helfen, widmete sich der Hauptfeldwebel mit ganzer Kraft: „Mein Ziel ist es, diese Gruppe Sporttherapie noch weiter auszubauen und tatsächlich jeden verwundeten Kameraden hier in dieses Programm zu integrieren.“

Insbesondere an „Altverwundete“ heranzukommen, die noch in keiner Datenbank erfasst wurden, sei eine mühsame Aufgabe. Adebahr will aber auch für sich selbst noch eine weitere Steigerung seiner körperlichen Leistungsfähigkeit erreichen: „Ich habe die tatsächlichen Folgen meiner Verwundung jetzt erkannt und weiß, dass ich nicht jünger werde. Ich muss alles daran setzen, meine Leistungskurve möglichst lange weit oben zu halten, bevor der altersbedingte Leistungsabfall ohnehin einsetzt“, so Adebahr. Derzeit trainiert er wieder – für einen Halbmarathon.