09.10.2015
ch

„Die Zeiten werden härter. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch den DBwV“

Luftfahrzeugladungsmeister Andreas T. war mit der Transall schon in Afghanistan und in Afrika im Einsatz. Angesichts der Gefahren gibt ihm die Rückendeckung durch den Deutschen BundeswehrVerband Sicherheit.

Das Tätigkeitsfeld von Hauptfeldwebel Andreas T. könnte verantwortungsvoller und abwechslungsreicher kaum sein: Auf der Transall C-160 beaufsichtigt er das Be- und Entladen, errechnet die einzelnen Lastenschwerpunkte und die maximal möglichen Zuladungsgewichte. Er ist verantwortlich für die richtige Verzurrung der Fracht – die schon mal aus Fahrzeugen, LKW, Hubschrauberzellen oder Gefahrgütern bestehen kann – und für das „Droppen“ von Personal und Material im Flug über die Rampe oder die Tür.

Darüber hinaus betreut Hauptfeldwebel T. die Passagiere und agiert bei MedEvac-Einsätzen als Bindeglied zwischen dem Medical-Flight-Director und der Vordercrew. Bei solchen Einsätzen können bis zu drei Schwerstverletzte auf Intensiveinheiten und neun Verwundete auf normalen Tragen transportiert werden. Dann gehören zu den Aufgaben des Ladungsmeisters auch Absprachen über Steig- und Sinkraten, über die Erhöhung des Kabinendrucks bei Verblutungsgefahr oder über das Verbot von Ausweichmanövern wäh­rend Operationen an den Patienten. Kurz: Der Luftfahrzeugladungsmeister ist im fliegerischen Dienst für alles verantwortlich, was im Laderaum der Transall C-160 stattfindet.

Nach seinem freiwilligen Wehrdienst beim Radarführungsdienst in Eckernförde hatte Andreas T. bei einem Bundeswehrpraktikum in Hohn die Gelegenheit, auf einer Transall mitzufliegen. „Dort erlebte ich dann, wie der Ladungsmeister den gesamten Bereich hinter dem Cockpit verantwortete. Ich war beeindruckt von der hohen Eigenverantwortung, aber ebenso von der engen Verbundenheit der gesamten Crew, in der sich jeder auf den anderen verlassen muss. Das wurde mein Traumjob und ich arbeitete acht Jahre daran, selbst Ladungsmeister zu werden.“

Im Februar 2014 kam der Hauptfeldwebel von seinem elften ISAF-Einsatz zurück. Mit der Afghanistan-Mission verbindet er insbesondere die MedEvac-Flüge vor Ort. Meist waren es afghanische Zivilisten, darunter viele Kinder, die nach Anschlägen oder Verkehrsunfällen in das deutsche Krankenhaus in Masar-e-Sharif transportiert wurden: „Man weiß, dass man das zum Wohle des Patienten macht, und hofft, dass alles gut geht. Oberste Priorität hat dabei immer, dass alles zügig und fehlerfrei abläuft.“ Doch auch der Transport verletzter und traumatisierter Soldaten gehörte dazu, ebenso wie die Überführung gefallener Kameraden.

Die Einsätze ISAF und MINUSMA unterscheiden sich nach Andreas T.’s Auffassung deutlich. Im Herbst letzten Jahres war er in Mali eingesetzt. Dort erlebte der Hauptfeldwebel nach einer Anschlagswarnung die Notfallevakuierung sämtlicher deutscher Soldaten von Bamako in Mali nach Dakar im Senegal mit. Während er sich in Afghanistan im Flugplatzbereich und im Camp Marmal noch relativ sicher fühlte, sah sich T. in Mali mit der täglichen Gewalt und Armut des Einsatzlandes konfrontiert. „Die Bedrohungssituation ist in Afrika viel höher, auch wenn das die gezahlten Tagessätze des Einsatzführungskommandos nicht widerspiegeln. Dort gibt es kein großes Lager, geflogen wird von freien Plätzen mit einer Startbahn und wenig Schutz“, so der Ladungsmeister. Zwar waren schwer bewaffnete lokale Sicherheitskräfte zum Schutz des Flugplatzes abgestellt worden, doch seien während seiner Einsatzzeit mehr als 100 einheimische Soldaten desertiert. „Auch die Gefahr der Bestechung lokaler Sicherheitskräfte durch radikale Gruppen war allgegenwärtig“, so T.

Auslandseinsätze gehören für den Hauptfeldwebel zum Soldatsein: „In den Einsatz zu gehen, ist eine wichtige Erfahrung. Erst im Einsatzszenario kann das Gelernte umgesetzt werden. Außerdem herrscht dort eine ganz besondere Kameradschaft.“ Als belastend empfand er die Zeiten seiner Abwesenheit nur dann, wenn es zu Hause Probleme gab. So beispielsweise vor fünf Jahren, als sein Sohn schwer erkrankte und seine Frau mit der Situation allein war. Bei der Bundeswehr kannte sie niemanden als Ansprechpartner.

Andreas T. ist seit 2002 Mitglied im Deutschen BundeswehrVerband. „Die Zeiten werden härter. Es gilt, Quoten zu erfüllen, Positionen zu besetzen, mit neuen Strukturen und Aufgaben klarzukommen. Der Staffelchef oder andere direkte Vorgesetzte können den einzelnen Soldaten dabei nicht immer voll schützen. Umso wichtiger ist deshalb die Unterstützung durch den DBwV.“ Er selbst benötigte die Unterstützung des Verbandes bisher nur einmal. Eine Rechtsberatung half damals, den Gang vor Gericht zu verhindern.

Andreas T.’s weiterer Weg in der Bundeswehr wird voraussichtlich mit einer Versetzung nach Wuns­torf/Niedersachsen verbunden sein. Im Jahr 2000 hatte die Weizsäcker-Kommission zur zukünftigen Struktur der Bundeswehr den Fliegerhorst Hohn als Standort des Transall-Nachfolgers A400M ausgewiesen. Mit dieser Perspektive hatte sich der Hauptfeldwebel mit seiner Familie in der Nähe des schleswig-holsteinischen Standortes niedergelassen. Die Entscheidung des Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 2011, den A400M stattdessen in Wunstorf zu stationieren, machte seine private Zukunftsplanung zunichte. Nur auf dem Transall-Nachfolger hat er als technischer Ladungsmeister Gelegenheit, auch weiterhin im fliegerischen Dienst tätig sein zu können. Auf dem zivilen Arbeitsmarkt gibt es ein solches Aufgabenspektrum nicht. Also ist der Versetzungsantrag ge­stellt. Aber zur Zeit gibt es noch keine feste Zusage für eine Folgeverwendung in Wunstorf – und auch keinen Zeitplan, wann mit der Ausbildung auf dem A400M begonnen wird.

Mit seinem Einsatz im fliegerischen Dienst hat Hauptfeldwebel T. seinen Traum verwirklicht. Ein großer Wunsch allerdings ist noch offen: einmal das sogenannte Afrika-Dropping live im Einsatzszenario fliegen zu dürfen: „Dabei werden mit Reis oder Getreide gefüllte Säcke aus der nur wenige Meter über dem Boden fliegenden Transall abgeworfen, bis zu acht Tonnen pro Ladung. Dieses Manöver kann nur die Transall fliegen und es sollte doch endlich wieder für humanitäre Hilfseinsätze in Krisengebieten genutzt werden.“

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