Abgesetzter Bundeswehr-Chefausbilder rügt Verteidigungsministerin
Pfullendorf/Sigmaringen - Ein halbes Jahr nach mehreren Enthüllungen über entwürdigende Aufnahmerituale und sexuelle Belästigung bei der Bundeswehr kritisiert der wegen zu schleppender Aufklärung abgesetzte Heeres-Chefausbilder Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Das Ministerium und seine Leitung hätten Soldaten und einzelne Standorte wie Pfullendorf oder Sondershausen «pauschal, beständig und in einem verantwortungslosen Maße» beschädigt, sagte Walter Spindler den «Stuttgarter Nachrichten» (19. Juli 2017). Die Vorwürfe der Ministerin entbehrten in ihrer Absolutheit jedweder Grundlage.
Auch mit Blick auf seine eigene Versetzung Ende April rügte er das Vorgehen der Ministerin. «Diese stil- und würdelose Art, die Misstrauen schürt und die Bundeswehr in eine Loyalitäts- und Vertrauenskrise stürzt, wird mir immer fremd sein.»
Das Verwaltungsgericht Sigmaringen verhandelt am Mittwoch (14.30 Uhr) die Klage von vier Soldaten gegen ihre Entlassung. Die Männer waren in der Kaserne in Pfullendorf in Baden-Württemberg stationiert und sollen dort an entwürdigenden Aufnahmeritualen teilgenommen haben. Das Urteil wird am Donnerstag bekanntgegeben.
In den Berichte aus Pfullendorf ging es um angebliche sexuell-sadistischen Praktiken: Soldatinnen sollen demnach zu Tänzen an der Stange gezwungen und belästigt worden sein. Die anderen Vorwürfe betrafen Aufnahmerituale, sogenannte «Taufen»: Soldaten sollen unter anderem aus ihren Stuben geholt worden sein, sie hätten einen Stiefelbeutel über den Kopf gestülpt bekommen und seien mit kaltem Wasser aus einem Schlauch abgespritzt worden, so der Vorwurf eines Mannschaftssoldaten.