China-Rückkehrer in Berlin angekommen - Senatorin: alle wohlauf
In China steigt die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten weiter. 20 Rückkehrer sind nun in Berlin in Quarantäne. Nach ersten Untersuchungen sind alle wohlauf. Aber es gibt auch Sorge.
Berlin - Die Bundeswehr hat 20 Menschen aus der schwer vom Coronavirus betroffenen chinesischen Stadt Wuhan am Sonntag (9. Februar 2020) nach Berlin gebracht - die Passagiere kamen umgehend auf eine Quarantäne-Station. Die 16 Erwachsenen und vier Kinder sind nach Angaben der Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) wohlauf. Das habe eine erste medizinische Untersuchung durch einen Amtsarzt nach der Ankunft der Sondermaschine ergeben, die Ergebnisse seien unauffällig. Die China-Rückkehrer werden auch auf das Coronavirus getestet. Ergebnisse der Untersuchung an der Charité in Berlin sollen am Montag vorliegen.
Es ist die zweite Rückholaktion mit einem Bundeswehrflugzeug: Vor gut einer Woche waren rund 100 deutsche Staatsbürger und Familienangehörige in Frankfurt am Main angekommen. Sie sind in einer Kaserne im pfälzischen Germersheim in Quarantäne.
Der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes, Christian Reuter, betonte nach der Landung des Airbus am Sonntag in Berlin, die Rückkehrer seien vorsorglich isoliert untergebracht. «Wir gehen immer noch davon aus, dass die Rückkehrer gesund sind.» Um ganz sicher zu gehen, dass sie das Virus nicht haben, werden ihnen zwei Wochen lang alle vier Tage, wie schon am Sonntag, Speichelproben entnommen, die im Universitätsklinikum Charité untersucht werden. Nach dieser Zeit gilt es als unwahrscheinlich, dass sich die Menschen infiziert haben. Sollte es doch einen Fall geben, würde die Charité laut Kalayci die Behandlung übernehmen. Dort gebe es eine spezielle virologische Abteilung mit bundesweit anerkannten Experten.
Die jetzigen Rückkehrer sind laut Auswärtigem Amt «einzelne Personen», die sich erst nach dem Rückholflug am Samstag vor einer Woche gemeldet oder es nicht rechtzeitig zum Flughafen geschafft hatten. Genauere Angaben zu den Passagieren gab es auch am Sonntag nicht.
Die 20 China-Rückkehrer - Deutsche und ihre Familiengehörigen - leben nun in einem Gebäude der Kliniken des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin-Köpenick am südöstlichen Stadtrand. «Auch bei dieser Rückkehr gilt, dass die Sicherheit an allererster Stelle steht», sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) nach der Landung. Auch die Klinik, das DRK, die Berliner Gesundheitsverwaltung und der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel (SPD) betonten, für das Klinikpersonal, Patienten und die Bevölkerung bestehe kein Grund zur Sorge.
Die Rückkehrer wohnen für 14 Tage in einem Verwaltungsgebäude, strikt getrennt von der regulären Patientenbetreuung, wie das DRK mitteilte. Auch die Betreuer gehörten nicht zum Mitarbeiterstamm der Kliniken. «Diese strikte räumliche und personelle Trennung trägt maßgeblich zur Sicherheit des Personals, der Besucherinnen und Besucher sowie der Patientinnen und Patienten in Köpenick bei», sagte ein DRK-Sprecher.
Für die Rückkehrer seien zwölf Zimmer eingerichtet, sagte der Leiter der internationalen Zusammenarbeit des DRK, Christof Johnen, am Sonntagvormittag. Es handelt sich um Einzelpersonen, Paare und zwei Familien. «Für die Menschen ist es eine belastende Situation, deshalb soll ihnen der Aufenthalt so angenehm wie möglich gemacht werden.» Den Menschen stehe unter anderem Fernsehen und W-Lan zur Verfügung, für die Kinder gebe es Spielzeug. Das Essen komme von einem Caterer in Einmalverpackung, die dann entsorgt werde.
Die Rückkehrer dürfen aber ihre Zimmer verlassen. Im Hof gibt es für sie einen mit einem Zaun abgeschirmten Bereich. Nach Worten des Ärztlichen Direktors der DRK Kliniken, Professor Matthias Pross, würden die China-Rückkehrer sicherheitshalber in kleine Gruppen aufgeteilt, um die Möglichkeit einer eventuellen Ansteckung zusätzlich einzuschränken.
Die Rückkehrer sollen im Schichtsystem rund um die Uhr von jeweils sieben freiwilligen DRK-Helfern betreut werden. Es handelt sich beispielsweise um Notfallsanitäter und Pflegekräfte. Es gehe hauptsächlich um die soziale Betreuung, bei Bedarf stehe auch ärztliche Hilfe bereit. Die Menschen seien in einer psychischen Belastungssituation und froh, in Deutschland zu sein, hieß es.
Unterdessen gibt es in Köpenick auch Sorge wegen der Unterbringung der Menschen aus China und der aus Sicht von Anwohnern spärlichen Informationen. «Egal, ob es in Köpenick ist oder wo anders, das gehört nicht in eine Großstadt», sagte eine Köpenickerin mit einem Protest-Plakat vor der Klinik.
In der Bundeswehr-Maschine, die am Mittag auf dem abgeschirmten militärischen Teil des Flughafens Tegel landete, waren auch 17 Menschen aus anderen europäischen Ländern und deren Angehörige, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Sie würden nun unmittelbar mit Sonderflügen nach Luxemburg, in die Niederlande sowie nach Österreich und Rumänien weiterreisen.
Die Zahl der bestätigten Infektionen durch das Virus stieg am Sonntag in China um weitere 2656 auf 37 198 Fälle. Außerhalb Chinas sind bislang mehr als 300 Infektionen bestätigt, davon 14 in Deutschland. Am Sonntag wurde der erste Fall auf Mallorca bekannt.
Die Zahl der Todesopfer durch das neue Coronavirus überstieg die der Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Mit 89 neuen Todesfällen durch die Lungenerkrankung, die Chinas Gesundheitsbehörde am Sonntag bestätigte, kletterte die Gesamtzahl der Opfer weltweit auf 813.